Bio-Lebensmittel:Amazon übernimmt weltgrößte Biomarktkette

Bio-Lebensmittel: Amazon übernimmt die weltgrößte Biomarktkette Whole Foods.

Amazon übernimmt die weltgrößte Biomarktkette Whole Foods.

(Foto: AP)
  • Für 13,7 Milliarden Dollar übernimmt Amazon die weltgrößte Biomarktkette Whole Foods.
  • Damit könnte Amazon seinen Lieferservice für Obst und Gemüse in Schwung bringen.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Der US-Online-Händler Amazon übernimmt für 13,7 Milliarden Dollar (12,5 Milliarden Euro) die weltgrößte Biomarktkette Whole Foods Market. Mit dem spektakulären Kauf kommen zwei Firmen zusammen, die auf den ersten Blick kaum füreinander geschaffen sind: hier der Online-Riese, der als Killer des klassischen Einzelhandels gilt und immer wieder wegen schlechter Arbeitsbedingungen von sich reden macht, dort der hochpreisige Öko-Konzern, der sich nicht zuletzt an ein gut verdienendes, politisch eher links stehendes Großstadtpublikum richtet. Amazon-Chef Jeff Bezos zeigte sich aber begeistert: "Millionen Menschen lieben Whole Foods Market, weil das Unternehmen die besten natürlichen Bio-Waren anbietet und weil es dafür sorgt, dass es Spaß macht, sich gesund zu ernähren."

Tatsächlich bietet die Übernahme für Amazon jedoch eine ganze Reihe von Vorteilen. So hat der Konzern mit Amazon Fresh vor einiger Zeit selbst einen Lieferservice für Obst und Gemüse gegründet, der aber nur mäßig in Fahrt kommt. Ein Grund ist, dass viele Kunden Nahrungsmittel gern selbst aussuchen und es problematisch ist, die Produkte über längere Strecken appetitlich zu halten. Künftig kann Bezos auf die rund 430 Whole-Foods-Märkte in den USA zugreifen und Kunden schneller mit frischen Bio-Waren beliefern. Vor einigen Wochen hatte Amazon zudem angekündigt, einen neuen Abholservice für Lebensmittel zu starten. Auch dieser Dienst könnte zumindest teilweise in Whole-Foods-Filialen angesiedelt und mit den Produkten der Biomarkt-Tochter kombiniert werden.

Amazons Kauf setzt Einzelhandelsunternehmen unter Druck

Whole Foods erzielt mit 87 000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 16 Milliarden Dollar. "Der Kauf gibt Amazon eine Präsenz vor Ort", sagte Tim Ghriskey, Investment-Chef beim Wertpapierhaus Solaris Asset Management. Bei dem Geschäft spielte offenbar auch der aggressive Hedge-Fonds Jana Partners eine Rolle, der Whole Foods-Chef John Mackey zum Verkauf gedrängt hatte.

Amazons überraschender und bisher größter Zukauf hat an den Börsen vor allem die Werte von Einzelhandelsunternehmen unter Druck gesetzt. Die deutsche Metro kam mit minus 0,9 Prozent noch glimpflich davon, härter traf es britische und französische Unternehmen. Die Tesco-Aktie verlor fast fünf Prozent, Carrefour, Sainsbury und Booker gaben mehr als drei Prozent nach. Und Amazons Konkurrenz im eigenen Land? Walmart: minus 5,3 Prozent, Target: minus 9,2 Prozent, Kroger: minus zehn. Die Papiere von Whole Foods dagegen legten gewaltig zu, um 30 Prozent auf 43 Dollar. Damit lagen sie sogar über dem Preis, zu dem Amazon die Kette gekauft hat. Das Unternehmen aus Seattle im Nordwesten der USA erwirbt mit dem Kauf der Bio-Kette mit einem Schlag ein großes Filialnetz, offenbar als Versuch, die Onlinewelt mit der traditioneller Ladengeschäfte zu verbinden. Dieses Wochenende dürfte es einige Krisensitzungen geben.

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