Confed Cup:Nur die leeren Plätze stören Putin

Confed Cup: Fußballfreunde: Russlands Staatschef Wladimir Putin (rechts) und der frühere Weltmeister Pele.

Fußballfreunde: Russlands Staatschef Wladimir Putin (rechts) und der frühere Weltmeister Pele.

(Foto: AP)

Von Johannes Aumüller, St. Petersburg

Der Staatschef konnte sich freuen. Mit dem Hubschrauber war Wladimir Putin kurz vor dem Anpfiff neben dem Stadion gelandet, dann ging es hoch auf die Tribüne und ein wenig später stellte er sich dort vor einer blauen Wand auf, wo er selig lächelnd nach links und rechts ins Volk winkte.

Die Spieler Russlands und Neuseelands standen schon aufgereiht unten auf dem Rasen, wie einst die Gladiatoren vor den Caesaren Roms. Einen Spruch sagen mussten sie allerdings nicht, sondern nur dem Präsidenten lauschen. Dessen Worte waren zwar im Stadion nur schwer zu verstehen, weil die Tontechnik offenkundig nicht richtig eingestellt war. Aber als Putin mit einem lauten "Herzlich Willkommen" seinen Vortrag beendete, da brandete so tosender Applaus auf, wie es sich ein Staatschef nur wünschen kann. Viel lauter wurde es selbst bei den beiden Treffern der Russen zum 2:0-Auftaktsieg nicht.

Es ist ein ungewöhnlicher Confed Cup, den Wladimir Putin am Samstagabend in Sankt Petersburg eröffnet hat. Schon lange nicht mehr war ein Fußball-Turnier so politisiert wie dieses. Russland will ein Fest feiern und viele schöne Bilder soll es geben. Und zum Auftakt gelingt und misslingt es zugleich. Es misslingt, weil in der Arena erstaunlich viele Plätze leer bleiben. Fast 57 500 Zuschauer passen derzeit ins teure neue Stadion auf der Halbinsel Krestowskij, aber gemäß der offiziellen Angaben sind nur etwas mehr als 50 000 gekommen. Beim Blick über die Tribünen drängt sich sogar der Verdacht auf, dass selbst diese Zahl noch etwas zu hoch ist. Und das, obwohl es eine Extra-Kategorie gibt, in der russische Fans für nur 960 Rubel (zirka 15 Euro) ins Stadion gelangen können.

Trainer Tschertschessow ist nur sehr bedingt zufrieden

Andererseits gelingt das mit dem Fest-Vorsatz, weil diejenigen, die da sind, eine ordentliche Stimmung machen. In der einen Kurve ist zur Vorsicht an jedem Platz ein Russland-Fähnchen hingelegt worden, damit auch wirklich jeder mitjubeln kann. Vor dem Spiel und während des Spiels tönt es am laufenden Band "Ros-si-ja, Ros-si-ja". Und schon früh schicken die Zuschauer La Olas durchs Stadion. Russland freut sich auf den Confed Cup, das soll das Signal sein.

Ein Sieg gegen den schwächsten Turnierteilnehmer

Die Mannschaft tut am Samstag ihr Übriges dazu, wobei das auch nicht allzu schwer ist. Russland gegen Neuseeland, der Gastgeber gegen den schwächsten Kontinentalmeister und Turnierteilnehmer, das ist der beste Weg, damit die heimische Mannschaft und die heimischen Fans in Stimmung kommen können. Und so endete das Spiel so verdient wie ungefährdet mit einem 2:0-Sieg Russlands, der auch noch etwas höher hätte ausfallen können. "Wir waren im ersten Spiel angespannt, mussten unbedingt gewinnen. Ich bin mit dem Ergebnis und mit bestimmten Spielweisen zufrieden. Wir haben aber noch den einen oder anderen Fehler gemacht", sagte Trainer Stanislaw Tschertschessow.

Die erste gute Chance seiner Elf ergab sich schon nach sieben Minuten, als Innenverteidiger Viktor Wassin den Ball an den Innenpfosten köpfelte und dieser anschließend exakt die Torlinie entlang weiterflog, ehe Neuseelands Michael McGlinchey klären konnte. Zwei Minuten später wiederum musste Michael Boxall nach Dmitrij Poloz' Schuss kurz vor der Linie retten. Jubeln durften die Gastgeber erst nach einer halben Stunde nach einem recht kuriosen Tor: Da schob zunächst der freistehende Denis Gluschakow den Ball am herausgelaufenen Torwart Stefan Marinovic vorbei. Der Ball landete zwar nur am Pfosten, aber von dort prallte er gegen den Körper des herangrätschenden Verteidigers Boxall, der eigentlich gemeinsam mit Nebenmann Smith hinterhergelaufen war, um den Ball noch zu klären.

Der Sieg hätte noch höher ausfallen können

Nach der Pause hatten Poloz und Alexander Jerochin zwei gute Gelegenheiten zum 2:0, dann ging ein Freistoß von Alexander Samedow knapp übers Tor. Schießen durfte den zweiten Treffer des Tages schließlich Fjodor Smolow, der vielleicht beste russische Fußballer in diesem Eröffnungsspiel, als er einen Fehler Boxalls bei einer Hereingabe ausnutzte (69.). Torwart Igor Akinfejew musste nach 77 Minuten noch einen satten Distanzschuss halten, und in der Nachspielzeit vergab Alexander Bucharow eine gute Chance zum 3:0. Aber das änderte auch nichts daran, dass Staatspräsident Putin oben auf der Ehrentribüne neben Fifa-Chef Gianni Infantino sehr zufrieden lächeln konnte, ehe er mit dem Hubscharuber wieder entschwand.

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