Italien:"La Lollo" weiß immer noch zu feiern

Italien: Gina Lollobrigida

Gina Lollobrigida

(Foto: Ursula Düren/dpa)

"Die Kunst hält jung", sagt Gina Lollobrigida. Die italienische Nationaldiva wird 30 - zum dritten Mal.

Von Stefan Ulrich

Rom empfing sie gleichgültig, als sie 1944 als Teenager zum ersten Mal in die Stadt kam. Luigina Lollobrigida, Gina gerufen, hauste mit ihren Eltern und drei Geschwistern in einem Zimmer und verdiente sich mit Gelegenheitsjobs das Geld, um Bildhauerei zu studieren und sich zur Opernsängerin ausbilden zu lassen. Durch Zufall - und natürlich wegen ihrer Schönheit - geriet sie 1947 in einen Miss-Wettbewerb, und fortan war kein Halten mehr.

"La Lollo", wie sie nun genannt wurde, bekam erste Filmrollen und stieg, nach einem kurzen Stopp in Hollywood, in den Fünfzigerjahren zu "Gina nazionale" auf. Nach den bitteren, kargen Kriegsjahren spiegelte sich das wieder aufstrebende Italien in dieser sinnlichen, temperamentvollen, warmherzigen und überaus erfolgreichen jungen Frau, die besonders in romantischen Komödien glänzte. Die vollbusige Schauspielerin mit dem provokanten Lächeln symbolisierte den Triumphzug eines Landes, das mit Mode, Design, Sportwagen, Küche, eruptivem Charme und mediterraner Sinnlichkeit die ganze Welt verzauberte.

"Ich war die Nummer eins"

Gina Lollobrigida - schon der Klang ihres Namens vermittelt das gewisse Etwas dieser Italianità - war die Nationaldiva jener Zeit, auch wenn ihr in Sophia Loren eine Konkurrentin erwuchs. "Ich war die Nummer eins", erinnert sie sich heute an die Zeit, da sie in Filmen wie "Fanfan, der Husar", "Die Schönen der Nacht" oder "Liebe, Brot und Eifersucht" einem Millionenpublikum den Kopf verdrehte. Sie trat in 60 Filmen auf, spielte mit Humphrey Bogart, Anthony Quinn oder Rock Hudson und zeigte in der Rolle der Esmeralda in "Der Glöckner von Notre Dame", dass sie sich auch auf Charakterrollen verstand. La Lollo wurde zum Sexsymbol, und es versteht sich, dass sie in "Die schönste Frau der Welt" die Hauptrolle spielte.

Gina Lollobrigida wird 90

Mit Horst Buchholz lag Gina Lollobrigida 1967 für "Cervantes" im Bett.

(Foto: dpa)

Doch Gina Lollobrigida, die einmal verheiratet war und der unzählige Affären, unter anderem mit Fidel Castro, nachgesagt wurden, war sehr viel mehr als nur verführerisch. In den Siebzigerjahren startete sie eine zweite Karriere und wurde eine renommierte Fotografin, die Indira Gandhi, Salvador Dalì und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft porträtierte. Später reüssierte sie als Bildhauerin, kandidierte, wenn auch erfolglos, fürs Europaparlament, engagierte sich für Unicef.

Heute residiert "La Lollo", erbittert zerstritten mit ihrem einzigen Sohn, in einer Villa mit Park an der Via Appia in Rom. Wenn sie an diesem Dienstag 90 Jahre alt wird, rollt ihr die Stadt den roten Teppich aus. 200 Meter lang wird er sein, und durch die Via Condotti zur Piazza di Spagna führen. Dort will sie mit Hunderten Gästen feiern und eine ihrer Skulpturen enthüllen. "Die Kunst hält immer jung", sagte sie jetzt in einem Interview, "ich bin dafür das lebende Beispiel". Und das mit den 90 Jahren will sie nicht so einfach stehen lassen: "In Wahrheit fühle ich mich wie 30, zu denen ich weitere 30 und noch einmal 30 hinzugefügt habe."

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