"Grießnockerlaffäre" im Kino:So böse wie möglich

Filmstill „Grießnockerlaffäre“
© Constantin Film

Unter Mordverdacht: Kommissar Eberhofer (Sebastian Bezzel).

(Foto: Constantin)

Die Krimi-Komödie "Grießnockerlaffäre" überwindet die Redundanz der Vorgängerfilme mit rabenschwarzem Witz - und der weiblichen Verstärkung für Dorfpolizist Franz Eberhofer.

Von Doris Kuhn

Der Dorfpolizist Franz Eberhofer ist ein friedfertiger Mensch. Außer jemand stiehlt ihm seine Zeit, oder schlimmer, die Mittagspause. Dann wird er ungehalten. Es kann also vorkommen, dass Eberhofer um kurz nach zwölf eine Geiselnahme mit Bombendrohung im Alleingang beendet, indem er ohne Deckung zum Täter vordringt, ihn anpflaumt, dann abschießt. Mit Farbpatronen allerdings, denn das Ganze ist in diesem Fall nur eine Übung, und jetzt können die beteiligten Polizisten endlich ihre Kampfmontur ablegen, um Brotzeit zu machen.

So sieht zu Beginn der Komödie "Grießnockerlaffäre" die Aufrüstung gegen den internationalen Terrorismus im ländlichen Niederbayern aus. Franz Eberhofer kümmert kaum, was viele andere bewegt. Er hat keine Angst, keinen Ehrgeiz, kein Bedürfnis, cool rüberzukommen. Er will eine Brotzeit, und dafür tut er, was auch die anderen täten, wenn sie sich trauen würden. Das ist Eberhofers Trick: Er macht, was er will. Das ist so einfach, dass man spontan darüber lachen muss, und insgeheim bewundert man ihn dafür. Trotzdem bringt ihn diese Haltung bald in Schwierigkeiten. Nach einer Hochzeitsfeier legt er sich mit einem Kollegen an, der Promilletests auf dem Gästeparkplatz vornimmt. Es wird ausgiebig herumgeschrien - und am nächsten Morgen liegt der Kollege tot auf der Straße, im Rücken ein Messer mit der Gravur "Franz Eberhofer".

Jetzt also Mordverdacht, Verhaftung, Revierzelle für den Dorfpolizisten, der zwar wieder freikommt, aber vom Dienst suspendiert und zum Busfahrer degradiert wird. Während er heimlich nach dem wahren Mörder fahndet, bekommt der Film neues Personal: eine Kommissarin, eine russische Ex-Prostituierte, eine christliche Spinnerin. Die Anwesenheit fremder Frauen schafft Raum für Überraschungen.

Nora Waldstätten spielt die Strenge, Lilith Stangenberg die Zarte, Franziska Singer die Wahnhafte, zusammen bilden sie ein exotisches Gegengewicht zur bekannten Dorfbevölkerung. Der Film gewinnt dadurch gleichzeitig Leichtigkeit und Spannung, denn man hat noch nie erlebt, wie Eberhofer auf so viel weibliche Präsenz reagieren muss.

Nach zwei ziemlich redundanten Folgen dieser Komödienserie nach den Krimis von Rita Falk widmet sich Regisseur Ed Herzog in Teil vier erfreulicherweise der Verknappung. Die Handlung verzettelt sich nicht nach auswärts, sondern bleibt im Dorf, gern verschwindet sie auch mal ganz hinter viel Alkohol. Die Witze kommen wortkarg und rabenschwarz daher. Denn Ed Herzog scheut kein Tabu, Babys, Kirche, Massentierhaltung oder der Tod sind die Grundlage seiner hinterhältigen Späße. Er erzählt so böse wie möglich am idyllischen Landleben vorbei, aber er schließt es nicht aus. Und außerdem findet sogar noch Eberhofers Oma die Liebe - selbst wenn das für ihre Familie den Nachteil hat, dass sie wochenlang nur Grießnockerlsuppe kocht.

Grießnockerlaffäre, Deutschland 2017 - Regie: Ed Herzog. Buch: Stefan Betz. Romanvorlage: Rita Falk. Mit Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Enzi Fuchs, Eisi Gulp. Constantin Film, 98 Minuten.

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