Raketentest:Nordkorea schießt Rakete über Japan hinweg

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Wieder ein nordkoreanischer Raketentest. Hier ein Bild vom Februar. Diesmal flog die Rakte über Japan hinweg. (Foto: REUTERS)
  • Die ballistische Rakete ist etwa 2700 Kilometer weit geflogen und östlich von Japan ins Meer gestürzt.
  • Japan spricht von einer "ernsten und schwerwiegenden" Bedrohung. Für die USA wurde sie als nicht gefährlich eingestuft.
  • Nordkorea dürfte mit diesem Test die Spannungen mit den USA weiter erhöhen. US-Präsident Trump sprach von einer zunehmenden Bedrohung für die Welt und schloss erneut eine militärische Antwort nicht aus.

Nordkorea hat nach Angaben Südkoreas eine Rakete über das benachbarte Japan hinweg geschossen. Das Geschoss sei am Dienstagmorgen südkoreanischer Zeit in einem Gebiet nahe der Hauptstadt Pjöngjang abgefeuert worden und etwa 2700 Kilometer weit und bis zu 550 Kilometer hoch geflogen, teilte der Generalstab der südkoreanischen Armee mit. Damit erreicht der Konflikt um Nordkorea eine neue Eskalationsstufe.

Nach Berichten des japanischen Senders NHK gingen Teile der Rakete im Pazifik etwa 1180 Kilometer östlich der nördlichsten Hauptinsel Hokkaido nieder. Japan habe jedoch keine Abwehrrakete gestartet, hieß es unter Berufung auf das Militär.

Die Regierung in Tokio fordert nach dem Raketenabschuss die Einberufung des UN-Sicherheitsrats. Das sagte Ministerpräsident Shinzo Abe am Dienstag laut japanischen Medien. Die Aktion stelle eine "ernste und schwerwiegende" Bedrohung Japans dar, hatte zuvor der japanische Regierungssprecher Yoshihide Suga erklärt. Sein Land werde eng mit der Schutzmacht USA sowie Südkorea kooperieren.

Nordkorea
:Kim Jong-un fordert "geeignete Option" von den USA

Der nordkoreanische Machthaber informiert sich über Pläne eines Angriffs auf die Pazifikinsel Guam. Er kündigt aber an, zunächst das Vorgehen des US-Präsidenten "etwas länger" beobachten zu wollen.

Nicht der erste Test dieser Art - aber das erste Mal unangekündigt

Es war nicht das erste Mal, dass eine Rakete Nordkoreas über Japan hinwegflog. Im Jahr 2009 hat Nordkorea eine Langstreckenrakete vom Typ Taepodong-2 über Japan geschossen. Es sei aber das erste Mal, dass so ein Überflug unangekündigt erfolgt sei, meldete NHK.

Das US-Verteidigungsministerium bestätigte, dass die von Nordkorea abgefeuerte Rakete über Japan hinweg geflogen sei. Der Vorfall werde derzeit noch ausgewertet, teilte Pentagon-Sprecher Robert Manning in Washington mit. Die Rakete sei allerdings keine Bedrohung für die USA gewesen.

Nordkorea hatte erst am Wochenende während laufender Militärmanöver der USA mit Südkorea drei Kurzstreckenraketen abgefeuert. Zwei Raketen flogen bei den Tests am Samstag nach Angaben des US-Pazifikkommandos etwa 250 Kilometer weit. Angesichts der jüngsten Drohungen Pjöngjangs hatte das Kommando betont, die Raketen hätten keine Gefahr für das Festland der USA oder ihre Pazifikinsel Guam bedeutet.

Dennoch bezeichnete US-Präsident Donald Trump Nordkorea nach dem weiteren Raketentest als zunehmende Bedrohung für die Welt und schloss erneut eine militärische Antwort nicht aus. "Alle Optionen liegen auf dem Tisch", erklärte er. Die EU und die Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) verurteilten den Test ebenfalls. Auch Russland und China forderten von Nordkorea, die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats zu respektieren.

Hintergrund: Drohungen und Tests trotz UN-Resolutionen

UN-Resolutionen verbieten Nordkorea Tests mit solchen Raketen. Ballistische Raketen sind in der Regel militärische Boden-Boden-Raketen, sie können je nach Bauart konventionelle, biologische, chemische oder auch atomare Sprengköpfe befördern.

Pjöngjang hatte im Juli mit zwei Tests von Interkontinentalraketen (ICBM) weltweit Empörung ausgelöst. Als Reaktion verhängte der Weltsicherheitsrat die bislang schärfsten Wirtschaftssanktionen gegen das diplomatisch isolierte Land. Nordkorea arbeitet an Raketen, die einen Atomsprengkopf bis in die USA tragen können. Pjöngjang wirft den USA regelmäßig vor, mit ihren Manövern mit Südkorea eine Angriff vorzubereiten, was beide Länder bestreiten.

Mit dem Abschuss dieser Rakete dürften sich die Spannungen zwischen Nordkorea, den Vereinigten Staaten und ihren pazifischen Verbündeten noch erhöhen. Anfang August hatte US-Präsident Donald Trump dem Regime in Nordkorea gedroht, mit "Feuer und Wut" zu reagieren, sollte es die USA oder Verbündete angreifen. Japan zählt zu den wichtigsten Verbündeten der USA außerhalb der Nato.

© SZ.de/kler/dpa/ap/afp/rts - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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