Afghanistan:Sorge um Polizisten bei Abschiebe-Flügen

Sammelabschiebung

Eine landesweite Sammelabschiebung in Baden-Württemberg im Jahr 2015: Abgelehnte Asylbewerber steigen in Rheinmünster ins Flugzeug.

(Foto: Patrick Seeger/dpa)

Die Gefahr lauert überall in Afghanistan, sobald man den Flughafen in Kabul verlässt. Das weiß auch die Regierung.

Von Bernd Kastner

Die Gefahr lauert überall in Afghanistan, sobald man das Gelände des Flughafens in der Hauptstadt Kabul verlässt. Daraus zieht die Bundesregierung Konsequenzen - für ihre Polizisten. Während offenbar im Hintergrund die nächsten Sammelabschiebungen von abgelehnten Asylbewerbern vorbereitet werden, sorgt sich das Innenministerium in Berlin um die Sicherheit der Polizisten, die Flüchtlinge bei Einzelabschiebungen begleiten müssten. Man wähle Verbindungen, "die nur einen kurzen Aufenthalt am Flughafen Kabul erforderlich machen", schreibt das Ministerium an die Grünen-Bundestagsabgeordnete Luise Amtsberg. "Weder ist eine Übernachtung noch ein Verlassen des Flughafengeländes erforderlich." Bei Sammelabschiebungen fliegen die Beamten mit der Chartermaschine sofort zurück.

"Nur wenn man den Flughafen nicht verlässt, nicht übernachten muss und sofort zurückfliegen kann, ist es nicht gefährlich", fasst Amtsberg zusammen. Neben der Fürsorgepflicht für Polizisten müsse sich Berlin fragen, wie abgeschobene Afghanen nach Verlassen des Airports "ohne Gefahr für Leib und Leben" an andere Orte gelangen sollen. Amtsberg wiederholt die Forderung der Grünen, Abschiebungen nach Afghanistan komplett zu stoppen.

Wie gefährlich das Reisen dort ist, lässt sich in einem aktuellen Bericht des Europäischen Unterstützungsbüros für Asylfragen (EASO), einer EU-Einrichtung, nachlesen. Die Lage auf den Straßen ist relevant, da Berlin Abschiebungen in das Krisenland damit rechtfertigt, dass es angeblich sichere Gegenden gebe. Wie riskant es aber ist, überhaupt dorthin zu gelangen, fasst EASO zusammen. Das Risiko vor Anschlägen und Überfällen sei so hoch, dass dies das größte Hindernis darstelle, um etwa nach Kabul, Herat oder Masar-i-Scharif zu reisen. Noch nie sei die Furcht der Einheimischen vor Reisen durchs Land so hoch gewesen wie aktuell, was eine Umfrage im vergangenen Jahr im Rahmen einer Studie gezeigt habe. Gut 81 Prozent der Afghanen hätten Angst bekundet, 20 Prozentpunkte mehr als vor neun Jahren. Neben offiziellen Checkpoints an den Straßen gebe es auch viele illegale Blockaden, sei es von Terrorgruppen oder "gewöhnlichen" Banditen. "Extrem gefährlich" sei das Reisen am Hindukusch, fasst die EASO zusammen.

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