Neues Streamingangebot:Einer geht noch

Mit "The Handmaid's Tale", einer der erfolgreichsten Serien des Jahres, steigt nun auch die Telekom ins Geschäft mit dem Serienstreaming ein.

Von Karoline Meta Beisel

Die Liste der Emmy-Kandidaten funktioniert für Fernsehzuschauer wie eine Art Katalog für die dunklen Monate: Serien, die bei dem US-Fernsehpreis besonders viele Preise abräumen, sind in aller Regel auch die, mit denen Serienfans die Herbstabende verbringen - und für die sie Abogebühren an Sky, Amazon oder Netflix zahlen. Einer der Favoriten ist in diesem Jahr ist The Handmaid's Tale: Die Serie nach einem dystopischen Roman von Margaret Atwood erzählt die Geschichte einer Gesellschaft, in der die Menschen weitgehend unfruchtbar geworden sind und die letzten fruchtbaren Frauen zum Arterhalt in die Häuser der mächtigsten Familien geschickt werden. Die herausragende Serie um Hauptdarstellerin Elisabeth Moss (Top of the Lake, Mad Men) ist für sieben Emmys nominiert, in manchen Kategorien gleich mehrfach.

handmaid's Tale

Die hochgelobte Serie The Handmaid's Tale mit Elisabeth Moss (l.) und Alexis Bledel läuft bald bei der Telekom.

(Foto: 2017 Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.)

Um The Handmaid's Tale in Deutschland auf legalem Weg anzusehen, reicht es allerdings nicht, Kunde der üblichen Bezahldienste zu sein. Von vierten Oktober an ist die zehnteilige Serie exklusiv bei Entertain TV zu sehen, dem Internetfernsehangebot der Telekom. Wie der Konzern auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin ankündigte, sollen auch die US-Serien Cardinal und Better Things in Deutschland erstmals bei der Telekom zu sehen sein. Außerdem liefern auch Fox und die Ufa Inhalte, die Entertain-Kunden dann per App, aber ohne Aufpreis abrufen können. All das klingt zunächst, als würde nach Netflix, Sky und Amazon der nächste Kandidat ein großes On-Demand-Angebot schaffen wollen.

Für den Konzern ist es nicht die erste Investition in TV-Inhalte, "Content ist bei der Telekom schon längst King", hieß es dazu etwas altbacken auf der Pressekonferenz in Berlin. Außer den jetzt angekündigten fiktionalen Inhalten zeigt die Telekom etwa auch Spiele der Basketball- oder der Eishockey-Bundesliga. Anders als Teile des Sportangebotes gibt es den nun angekündigten Seriendienst aber nicht losgelöst von einem Telefon- und Internetvertrag. Mit einem Sky- oder Netflix-Abo ist der Vorstoß der Telekom also weder inhaltlich noch preislich zu vergleichen. Das Angebot konkurriert eher mit anderen Internetfernsehanbietern, die als Zusatzleistung auch Filme auf Abruf vorhalten. Längerfristig exklusiv werden wohl ohnehin nur die Serien zu sehen sein: Die Ufa bietet ihren Dienst auch unabhängig von der Telekom an; bei Fox heißt es, man hoffe, bald auch auf anderen Plattformen verfügbar zu sein.

Auch wenn sich die Telekom mit The Handmaid's Tale nun eine der begehrtesten Serien der Saison gesichert hat, ist also nicht damit zu rechnen, dass der Konzern alsbald zur echten Konkurrenz für die etablierten Streamingdienste werden könnte. Andererseits: Das hätte man über Amazon vor ein paar Jahren vermutlich auch gesagt.

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