Vergleichsportale:Online zur besseren Werkstatt

Freie Ausbildungsplätze im Handwerk

Reparaturen am Auto sind Vertrauenssache: Es kommt nicht nur auf den Preis an.

(Foto: David Ebener/dpa)

Autoreparaturen zum Festpreis: Immer mehr Vergleichsportale im Internet versprechen Transparenz und Sicherheit für die Kunden. Doch Konflikte sind vorprogrammiert.

Von Steve Przybilla

Wie ätzend, diese Telefoniererei! Wer eine Reparatur in Auftrag geben möchte, hat meist keine andere Wahl, als verschiedene Werkstätten anzurufen: Wie teuer ist der Austausch der Bremsscheiben? Was kostet eine Inspektion? Wie viel wird für den Ölwechsel fällig? So kommt es, dass selbst kleine Serviceleistungen ein gewisses Organisationstalent erfordern, besonders dann, wenn man keine Stammwerkstatt hat. Die Alternative ist auch nicht unbedingt besser: den erstbesten Betrieb ansteuern und darauf hoffen, dass sich das Angebot einigermaßen im Rahmen bewegt.

All das wollen Online-Vergleichsportale ändern. Zumindest versprechen sie das. Es läuft so: In eine Eingabemaske tippt der Kunde genau ein, welches Bauteil repariert oder ausgetauscht werden soll. Ergänzt wird die Anfrage durch Daten zum eigenen Auto: Marke, Modell, Motorisierung, Kilometerstand. Danach spuckt der Computer eine Liste mit Betrieben in der Umgebung aus, welche die entsprechende Dienstleistung anbieten. Und zwar zum Festpreis. So lassen sich Angebote bequem vergleichen, ohne dass man zig verschiedene Werkstätten anrufen oder gar ansteuern muss.

Auf dem Markt gibt es mehrere solcher Portale. Das größte heißt "Fairgarage" und existiert seit 2011. Unter dem Dach der Deutschen Automobil Treuhand GmbH (DAT) sind bundesweit 16 000 Werkstätten gelistet, die bei Anfragen einbezogen werden. Viele davon werden bei einer konkreten Frage jedoch nur tabellarisch angezeigt, ohne dass ein Festpreis genannt wird. Der Kunde muss also doch wieder anrufen. Bei "autoreparaturen.de" wird die Buchung konkreter. Dort hinterlassen Kunden ihre Kontaktdaten, damit ihnen passende Angebote per E-Mail oder SMS zugeschickt werden können. Zum Festpreis.

Das Portal "Caroobi" kombiniert beide Elemente. Hier können bestimmte Leistungen (etwa Bremsenwechsel oder Scheibentönung) direkt online gebucht werden. Bei kniffligeren Anfragen nimmt ein Mitarbeiter telefonisch den Auftrag entgegen, woraufhin der Kunde ein Festpreisangebot erhält. Dafür arbeitet Caroobi nach eigenen Angaben mit 400 Meisterbetrieben zusammen. Den Vorteil der Online-Buchung sieht Firmengründer Mark Michl in der Verbindlichkeit: "Wenn Kunden in einer Werkstatt anrufen, sollen sie immer erst mal vorbeikommen", sagt er. "Ist man dann mal dort, wird einem vieles erzählt." Ganz anders beim zuvor vereinbarten Festpreis: Ist eine bestimmte Leistung gebucht, werde daran nicht mehr gerüttelt. Ein Schutz gegen Abzocke also.

Der Fachmann rät davon ab, nur auf den Preis zu schauen

Andererseits kann natürlich auch eine Online-Buchung Ärger bringen. Zum Beispiel, wenn der Kunde den eigenen Schaden falsch eingeschätzt hat. Oder wenn sich vor Ort zeigt, dass eigentlich ein anderes Teil ausgetauscht werden müsste. Gilt dann der Festpreis noch? Oder darf der Monteur einen Aufschlag verlangen? Caroobi-Gründer Michl hält solche Szenarien für Gedankenspiele. Er sagt aber auch: "Der Festpreis gilt für ein spezifisches Schadensbild. Unser Angebot besagt nicht, dass wir das Auto insgesamt in einen Top-Zustand versetzen."

Ist Ärger bei Online-Buchungen also unvermeidlich, gerade bei Kunden, die sich nicht so gut auskennen? Automobilklubs können dazu noch keine genauen Angaben machen. Weder der ADAC noch der VCD haben ausreichend Rückmeldungen ihrer Mitglieder erhalten, um eine valide Aussage zu treffen. Herbert Engelmohr vom Automobilclub von Deutschland (AvD) hält über das Internet vereinbarte Festpreise in bestimmten Situationen für sinnvoll. "Bei Standardinspektionen oder -reparaturen kann man da nicht viel machen." Nur auf den Preis zu schauen, hält Engelmohr allerdings für falsch. "Der sagt schließlich über die Qualität einer Werkstatt noch nichts aus. Man will ja auch ein gutes Gefühl haben."

An wen man sich bei Streitigkeiten wenden muss

Bei Streitigkeiten mit Werkstätten können sich Kunden im Normalfall an die Schiedsstelle der Kfz-Innungen wenden. Die Rechtslage bei Online-Buchungen ist indes weniger klar. "Man muss darauf achten, mit wem genau der Vertrag geschlossen wird", rät Carolin Semmler, Rechtsanwältin bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Denn: "Wenn etwas schiefgeht, kann man sich nur an den Vertragspartner wenden." Wer in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen schaut, findet durchaus Unterschiede. So agieren Fairgarage und autoreparaturen.de lediglich als Vermittler. Bei Caroobi hingegen kommt der Vertrag direkt zwischen dem Kunden und dem Online-Portal zustande.

Generell rät die Juristin dazu, immer erst mehrere Angebote zu vergleichen, egal ob online oder offline. "Ich würde nicht gleich zur nächsten Werkstatt rennen", sagt Semmler, "sondern mir mehrere Kostenvoranschläge geben lassen." Ob bei Online-Portalen die Vor- oder Nachteile überwiegen, kann die Verbraucherschützerin noch nicht sagen. "Wir haben uns dazu noch nicht positioniert, weil das Thema bei uns bislang keine große Rolle spielt. Ein Massen-Phänomen scheint es aktuell jedenfalls nicht zu sein."

"Die Bereitschaft zur Online-Buchung nimmt zu"

Die DAT, die auch das Internetportal Fairgarage betreibt, stellt zumindest eine größere Offenheit gegenüber Online-Buchungen fest. So habe die Bereitschaft der Kunden, Werkstattaufträge online zu buchen, im Jahr 2016 bei 28 Prozent (für Wartung und Service) beziehungsweise 22 Prozent (für Reparaturen) gelegen. Im Jahr zuvor waren es noch 19 beziehungsweise 15 Prozent gewesen.

Ulrich Köster vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) gibt sich zurückhaltend, was Internet-Werkstätten angeht. "Der klassische Weg ist bei Kunden immer noch der bevorzugteste", sagt Köster. "Aber die Bereitschaft zur Online-Buchung nimmt zu." Für Werkstätten sei dieser Kanal eine gute Möglichkeit, neue Kunden zu gewinnen. Andererseits gebe es bei Reparaturen zum Festpreis immer Unwägbarkeiten. "Bevor man ein Auto in Augenschein genommen hat, lässt sich kaum sagen, wie teuer es wird", sagt Köster. "Da sind Konflikte vorprogrammiert."

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