USA:May wiederholt deutliche Kritik an Trump

  • US-Präsident Trump hat auf Twitter antimuslimische Videos verbreitet.
  • Hochgeladen wurden die Aufnahmen von einer britischen Rechtsextremistin.
  • Nach einer Zurechtweisung der britischen Regierung ätzte Trump gegen die britische Premierministerin Theresa May.
  • Die reagierte jetzt persönlich - und wiederholte sowohl die Kritik als auch die Einladung zum Staatsbesuch.

Von Thorsten Denkler, New York, und Hubert Wetzel, Washington

Die britische Regierung hat Donald Trump deutlich zurechtgewiesen - und das gleich mehrfach. Dass der US-Präsident islamfeindliche Videos der rechtsextremen Partei Britain First über Twitter weiterverbreite, sei "falsch". Das sagte der Sprecher der britischen Premierministerin Theresa May.

Trump wollte sich diese Zurechtweisung offenbar nicht gefallen lassen. Am Mittwochabend twitterte er: "Theresa May, konzentrieren Sie sich nicht auf mich, konzentrieren Sie sich auf den destruktiven, radikalen, islamischen Terrorismus, der im Vereinigten Königreich agiert. Uns geht's gut!"

Am Donnerstag wiederholte May die Kritik persönlich. "Ich sage sehr deutlich, dass es falsch war, etwas von Britain First zu retweeten", sagte sie nach einer Rede in Jordanien. Britain First sei "eine abscheuliche Organisation", die Misstrauen säe. May betonte, dass sie auch Länder, mit denen Großbritannien zusammenarbeitet, kritisiert, wenn sie Fehler gemacht haben. Sie habe Trump trotzdem nochmal ausdrücklich zu einem Staatsbesuch im Vereinigten Königreich eingeladen.

Die Videos, die Donald Trump auf seinem persönlichen Twitter-Account @realDonaldTrump geteilt hatte, waren zuvor von der britischen Rechtsextremistin Jayda Fransen ins Internet gestellt worden. Sie dokumentierten, so die stellvertretende Vorsitzende von Britain First, gewalttätige Übergriffe von Muslimen. Die Videos zeigen unter anderem einen bärtigen Mann in einem langen Gewand, der eine Marienstatue zertrümmert, sowie einen dunkelhaarigen Teenager, der einen blonden, auf eine Krücke gestützten Jungen verprügelt.

Wo und wann die Videos aufgenommen wurden und was sie genau zeigen, lässt sich kaum überprüfen. Die Aufnahmen von der Schlägerei zum Beispiel stammen Fransen zufolge aus den Niederlanden. Zu sehen ist, wie in einem Park der dunkelhaarige Junge auf den blonden zugeht und ihm zunächst freundlich einen Arm um die Schulter legt. Im Hintergrund sagt eine männliche Stimme - offenbar der Filmer - "Let's go", also "Los!". Dann schlägt der Dunkelhaarige den Blonden zu Boden und tritt auf ihn ein. "Muslimischer Migrant verprügelt niederländischen Jungen auf Krücken", lautet der Titel, unter dem das Video ins Internet gestellt worden war.

Die Botschaft der Niederlande in den USA klärt Trump auf

Die niederländische Botschaft in den USA hat den US-Präsidenten inzwischen via Twitter darüber aufgeklärt, dass der Täter mitnichten Migrant sei, sondern in den Niederlanden geboren und aufgewachsen. Er habe dafür seine Strafe nach den Gesetzen der Niederlande bekommen und verbüßt.

Nicht geklärt ist die Herkunft der anderen Videos: Der zweite Clip soll einen muslimischen Mann zeigen, der eine Marienfigur aus Gips zerstört. Bevor er die Statue zerschmettert, sagt er etwas auf Arabisch, das Wort "Mohammed" ist zu verstehen. Das dritte Video zeigt Männer auf einem Hausdach in einer nahöstlichen Stadt, die einen jungen Mann jagen. Einer der Männer trägt die schwarze Flagge der Terrororganisation Islamischer Staat mit sich.

Ob die von Trump an seine Follower weitergeleiteten Videos echt sind, scheint im Weißen Haus eine nachrangige Rolle zu spielen. Trumps Sprecherin Sarah Huckabee Sanders erklärte, der Präsident habe ausdrücken wollen, dass er für starke Grenzen und nationale Sicherheit sei. "Egal, ob es echte Video sind, die Bedrohung ist echt."

Zwischen Trump und Fransen gab es bisher keine Verbindung. Der US-Präsident ist mit dem britischen UKIP-Nationalisten Nigel Farage befreundet, der ebenfalls zuweilen fragwürdige Artikel im Netz teilt. Doch Videos, deren Inhalt und Absender so eindeutig darauf hinweisen, dass der einzige Zweck antimuslimische Propaganda ist, hat Trump bisher nicht verbreitet. Der US-Präsident scheint über einen Umweg auf die Clips aufmerksam geworden zu sein.

Die konservative US-Publizistin Ann Coulter hatte das Video der Schlägerei in den Niederlanden über ihr Twitter-Konto geteilt. Trump wiederum folgt Coulter auf Twitter. Es ist möglich, dass er so zu Jayda Fransens Konto gelangte. Genau lässt sich das aber nicht sagen. Zudem ist denkbar, dass nicht Trump persönlich die Clips weiterverschickt hat, sondern ein Mitarbeiter aus seinem Kommunikationsteam, der auch Zugriff auf das Twitter-Konto hat.

Wie auch immer - in der Nacht zu Mittwoch wurden die drei Videos über das Twitter-Konto des Präsidenten der Vereinigten Staaten weiterverschickt. Während Fransen bislang nur eine magere Twitter-Gefolgschaft von etwa 15 000 hatte, erreichen Trumps Tweets mehr als 43 Millionen Follower. Die Reichweite der antimuslimischen Videos hat sich durch Trump über Nacht exorbitant vervielfacht. Fransen wurde durch die präsidialen Retweets innerhalb nur eines Tages zu einem Star der rechten Szene: Mittlerweile hat sie mehr als 70 000 Follower. In einer Video-Botschaft bedankte sie sich: "Gott schütze Sie, Präsident Donald Trump."

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