Ski alpin:Nach Burkharts Unfalltod bleibt Ungewissheit

Max Burkhart

Trauer im Ski-Weltcup: Max Burkhart verunglückte bei einem Abfahrtsrennen in Kanada.

(Foto: dpa)
  • Nach dem Todesfall des Nachwuchsrennläufers Max Burkhart steht der alpine Ski-Weltcup erneut unter Schock.
  • Die Frage nach notwendigen Änderungen kann derzeit noch niemand beantworten.

Von Johannes Knuth

Auch der erste Weltcup des Wochenendes stand im Zeichen der Trauer. Die deutschen Skirennfahrerinnen starteten am Freitag mit einem Trauerflor in die Kombination von St. Moritz (die später wegen Nebels abgebrochen wurde). Zwei Zentimeter breiter, schwarzer Stoff erinnerten daran, dass der 17 Jahre alte Nachwuchsfahrer Max Burkhart aus Oberammergau unter der Woche gestorben war, nach einem Rennen in Kanada.

Neue Details gab es bis dahin kaum, wie es zu diesem Todesfall kommen konnte, dem 16. im alpinen Skisport. Burkhart hatte sich am Dienstag als Vorletzter auf den Weltcuphang in Lake Louise geschoben, mit Startnummer 68, er hatte noch nicht viele Abfahrten in den unterklassigen Rennserien des Weltverbands Fis absolviert. Er verlor die Kontrolle an einem Sprung, krachte mit hohem Tempo und in einem so unglücklichen Winkel ins Sicherheitsnetz, dass die Kräfte massiv auf den Körper drückten. Es war der zweite Todesfall binnen vier Wochen, nach dem Sturz des Franzosen David Poisson. Und nun?

Das lang unterschätzte Risiko als "hoher Preis" des Skisports

Muss jetzt nicht irgendwas passieren, weil etwas schiefgelaufen ist, das nie hätte schiefgehen dürfen? Auch diese Fragen blieben am Wochenende ein stiller Begleiter. Aber ob sie in Burkharts Fall gerechtfertigt sind, ist völlig ungewiss. Die Naturgewalten des Wetters waren in Lake Louise offenbar kein Problem. Die Sicherheitsnetze entsprachen dem derzeit höchsten Standard, anders als bei Poisson, der auf einer schlechter gesicherten Trainingspiste die Absperrung durchbrach. Die Netze in Lake Louise waren für die Nachwuchsrennen verblieben, nachdem der Weltcup dort zuvor haltgemacht hatte. Burkhart prallte offenbar in einen A-Fangzaun; dieser ist fünf Meter hoch, bildet einen fest verankerten Hochsicherheitsparcours, an dem dicke Gleitmatten befestigt sind, um einen Gestürzten abzufangen. Einiges hängt davon ab, wie ein Verunfallter sich vor dem Einschlag verhält, zum Beispiel ob und wie er die Skier von sich streckt.

Aber für derartige Fragen zu Ursachen und Folgen des Sturzes sei es zu früh, teilte die Fis auf Anfrage mit. "Wir haben noch keine Details zu dem Unfall, die lokalen Behörden und Organisatoren erstellen derzeit einen Bericht", hieß es. Der US-Skiverband äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht; Burkhart hatte sich im Herbst an einem kalifornischen Ski-Internat eingeschrieben und wurde in Lake Louise in einem Nachwuchsteam des amerikanischen Verbandes betreut.

Die Debatten über die Gefahren dieses Risikosports werden den Olympiawinter also weiter begleiten, wie die Trauer. Tödliche Unfälle sind zuletzt seltener geworden, die Sicherheitsvorkehrungen wurden nach jeder Tragödie überdacht. Aber letztlich hinkt der Mensch hinterher in einem Sport, der einen ungepanzerten Körper an die Grenzen des Machbaren treibt. "Die Abfahrt ist gefährlich und riskant", hatte Frankreichs Ski-Präsident Michel Vion nach Poissons Unfall gesagt, "aber in den letzten Jahren haben wir realisiert, dass sie gefährlicher ist als die Formel 1. Wir zahlen einen hohen Preis."

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