Solaranlagen:Strom vom Balkon

Mini-Solarmodule sind nun in Deutschland erlaubt

Es muss nicht immer die große Photovoltaik-Anlage sein. Auch mit den kleinsten Solarmodulen lässt sich die Energiewende unterstützen – vom Balkon oder der Terrasse aus.

(Foto: indielux/dpa-tmn)

Mini-Solaranlagen fangen die Sonnenenergie ein. Sie sind ideal für Mieter, denn bei einem Wohnungswechsel können sie einfach mit umziehen. Außerdem tragen die Stecker-Geräte zum Umweltschutz bei.

Von Katja Fischer/dpa

Kleine Mini-Solaranlagen für Balkon oder Terrasse dürfen nun auch in Deutschland betrieben werden. In anderen europäischen Staaten wie der Schweiz, Portugal und Österreich war das schon möglich. Damit eröffnet sich auch für Mieter die Möglichkeit, erneuerbare Energien zu erzeugen.

Um was geht es?

Mini-Solar-Anlagen sind steckbare Solaranlagen, die sich leicht auf- und wieder abbauen lassen. Sie eignen sich dadurch für den Einsatz auf Balkon und Terrasse - und sind ideal für Mieter. Die Anlagen lassen sich bei einem Umzug auch einfach mitnehmen. Die Technik unterscheide sich aber sonst nicht von den üblichen Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach, erklärt Alexander Nollau vom Verband der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik (VDE).

Hilft es der Umwelt?

"Zum einen haben sie einen motivierenden Effekt", sagt Michael Friedrich, Pressesprecher von Greenpeace Energy in Hamburg. "Vor allem Stadtbewohner, die selbst bisher aus eigener Kraft kaum direkt zur Energiewende beitragen konnten, können jetzt aktiv werden."

Wie funktioniert es?

Die Module werden mit einem Wechselrichter verkauft. "Im Solarmodul wird die Sonnenenergie in Gleichstrom umgewandelt", erklärt Marcus Vietzke von der DGS. Der Gleichstrom wird wiederum im Wechselrichter zu Wechselstrom, der in das Wohnungs- oder Hausnetz eingespeist wird. Die Geräte in diesem Netz benutzen vorrangig den Sonnenstrom, danach erst den Netzstrom.

Wie viel Strom wird erzeugt?

Eine typische Anlage besteht aus ein bis zwei Modulen. Die kleinsten Vertreter haben eine Leistung von circa 150 Watt, die größten von 600 Watt. "Mit 600 Watt lassen sich in Süddeutschland bis zu 660 Kilowattstunden pro Jahr erzeugen. Dies entspricht 20 Prozent des Stromverbrauchs des deutschen Durchschnittshaushalts", sagt Vietzke. In weitgehend energieoptimierten Haushalten sind Mini-Solarkraftwerke damit eine effiziente Möglichkeit, den Strombezug spürbar zu senken. "Schon bei einem 150-Watt-Modell lassen sich auf Südbalkonen rund fünf Prozent an Einsparung erzielen", schätzt Friedrich.

Wann amortisiert es sich?

Experte Vietzke macht eine Beispielrechnung auf: Eine steckbare Solaranlage mit 270 Watt inklusive Zubehör und Lieferung gebe es bei seriösen Händlern für rund 470 Euro. Im besten Fall produziert das Gerät jährlich 300 Kilowattstunden Strom für je 7 Cent und vermeidet den Bezug von Netzstrom für 29 Cent pro Kilowattstunde. Das kann bei aktuellen Strompreisen 87 Euro pro Jahr Ersparnis bedeuten. Das Gerät würde sich auf Basis dieser Rechnung nach fünf Jahren amortisiert haben. Wenn sich die Strompreisentwicklung der vergangenen 25 Jahre fortsetzt, mache das 2326 Euro Gewinn. Dies entspricht einem effektiven Jahreszins von 6,6 Prozent.

Wie funktioniert der Anschluss?

Im Prinzip lasst sich das Gerät an eine Steckdose hängen - und gemäß der neuen Norm DIN VDE 0100-551-1, die voraussichtlich 2019 in Kraft tritt, darf es in jeden Stromkreis angeschlossen werden. Für einen normgerechten Anschluss muss dieser Stromkreis aber eine spezielle Einspeisesteckdose aufweisen, die mit der maximalen Anschlussleistung gekennzeichnet ist. "Hersteller können aber auch Geräte anbieten, die an vorhandene Steckdosen angeschlossen werden", sagt Vietzke. Friedrich ergänzt: "Moderne Stecker-PV-Module mit hochwertigen Wechselrichtern sind sicher. Sie können aus unserer Sicht schon jetzt auch mit Schuko-Steckern genutzt werden." Die Produktnorm sei nur für die Hersteller dieser Geräte wichtig. Damit können sie einfach nachweisen, dass sie ein sicheres Produkt anbieten. "Bis zum Inkrafttreten der Produktnorm voraussichtlich 2019 können sich Verbraucher und Hersteller am Sicherheitsstandard für steckbare Stromerzeugungsgeräte orientieren, den die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie veröffentlicht hat", so Vietzke.

Welche Voraussetzung ist nötig?

"Es ist verboten, Zähler rückwärts laufen zu lassen", sag Nollau. Das würde aber passieren, wenn mehr Energie eingespeist als verbraucht wird. "Deshalb ist man rechtlich auf der sicheren Seite, wenn der Zähler eine Rücklaufsperre hat." Ist diese nicht vorhanden, sollte der Zähler vom Messstellenbetreiber getauscht werden. In den meisten Fällen ist dies der Netzbetreiber.

Wie läuft das Einspeisen?

Die kleinen Anlagen sind so dimensioniert, dass kaum Strom in das öffentliche Netz gelangt, sondern im Haus verbraucht wird. "Für einzelne Fälle wäre das Einspeisen sicher unproblematisch", sagt VDE-Experte Nollau. Es gibt in Deutschland aber mehr als 700 Netzbetreiber, und diese geben unterschiedliche Auskünfte: Das Spektrum reicht vom kostenlosen Zähleraustausch bis hin zur Behauptung, die Geräte seien illegal und gefährlich. "Einige Netzbetreiber argumentieren, dass Risiken bestehen, wenn Hunderttausende Kunden gleichzeitig Strom in die Netze geben", berichtet Nollau.

Besteht Brandgefahr?

Nein, betont Vietzke, es gebe keine erhöhte Brandgefahr oder zum Beispiel Gefahr durch Überspannungsschäden. Er bezieht sich auf Untersuchungen, nach denen mit 600 Watt aus zwei Solarmodulen nicht genug Energie zugeführt wird, um eine fehlerfreie Elektroinstallation zu überlasten. Dies zeigten auch die Erfahrungen mit circa 250 000 steckbaren Solargeräten in anderen europäischen Ländern.

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