Ebay und Paypal:Von wegen Bezahlfreund

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Ebay übernahm Paypal 2002, 2015 trennte sich die Plattform wieder vom Zahlungsdienst.

(Foto: Sean Gallup/Getty Images)

Ebay hat einen neuen Zahlungsdienst und verabschiedet sich von der einstigen Tochterfirma Paypal - zumindest auf Raten.

Von Felicitas Wilke

Wenn Ebay-Kunden Anfang des Jahrtausends Konzertkarten oder einen neuen DVD-Player ersteigerten, dann wickelten sie ihre Zahlung oft mit Paypal ab, dem "Bezahlfreund". Ebay, die damals so erfolgreiche Online-Auktionsplattform, hatte den jungen Bezahldienst 2002 gekauft und ließ für ihn sogar sein eigenes Zahlungssystem fallen. An Billpoint erinnert sich heute keiner mehr, mit Paypal hingegen bezahlen die Kunden immer noch. Dies, obwohl es kaum noch DVD-Player gibt und Ebay mehr als Marktplatz für Kleinanzeigen dient denn als Plattform, die Gegenstände unter den Hammer bringt. Hinzu kommt, dass Paypal seit Mitte 2015 eigenständig ist.

Doch jetzt geht Ebay fremd. So gab der Internet-Marktplatz bekannt, von 2020 an mit dem niederländischen Anbieter Adyen als Zahlungspartner zusammenzuarbeiten. Paypal hingegen wird mit warmen Worten aufs Abstellgleis verabschiedet. Das Unternehmen werde weiterhin "ein wichtiger Partner von Ebay bleiben", lässt die Plattform in einem Statement verlauten. Zudem sei gewährleistet, dass die Kunden ihre Einkäufe zumindest bis Juli 2023 mit Paypal bezahlen können.

Ansonsten krempelt Ebay sein Bezahlsystem um. Anders als bislang wird Paypal bei den Zahlungsströmen zwischen Kunden und Händlern künftig nicht mehr zwischengeschaltet sein. Ebay übernimmt dann den Bezahlvorgang selbst - mit der technischen Unterstützung von Adyen. Indem Ebay die Bezahlung selbst abwickelt, werde sich die "Kundenerfahrung" verbessern, schrieb das Unternehmen am Donnerstag in einer Mail an seine Händler. Die Verkäufer könnten mit geringeren Kosten rechnen, den Käufern werde man künftig noch mehr Zahlungsmethoden anbieten.

Tatsächlich wirbt der neue Partner Adyen damit, seinen Partnern verschiedene Bezahlmöglichkeiten aus einer Hand anzubieten, ohne dass sie dafür mit jedem einzelnen Anbieter eigene Verträge abschließen müssen. Doch die neue Kooperation dürfte Ebay auch finanzielle Vorteile bringen: Seit Paypal nicht mehr zum Konzern gehört, muss Ebay an die einstige Tochter eine Gebühr für deren Dienste entrichten. "Und Paypal ist nicht bekannt dafür, zu den Günstigsten zu gehören", sagt Stefan Huch, Experte bei der Unternehmensberatung Capgemini. Eine Inhouse-Lösung mit technischer Unterstützung von Adyen sei da günstiger.

An der Börse kommt diese Strategie gut an. Der Kurs der Ebay-Aktie erreichte am Donnerstag ein Rekordhoch.

Auch wenn Adyen hierzulande bislang eher unbekannt ist, dürfte es vielen Kunden schon auf ihrem Kontoauszug begegnet sein. Denn das Unternehmen wickelt unter anderem die Zahlungen für den Fernbusanbieter Flixbus sowie die Streaming-Plattformen Spotify und Netflix ab. Auch ausländische Online-Kasinos, die in Deutschland illegal am Markt agieren, zählen zu den Kunden. Im Jahr 2016 hat das Unternehmen seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt.

Paypal nimmt es unterdessen betont gelassen, Ebay als Partner teilweise zu verlieren. Konzernchef Dan Schulman sagte, zuletzt sei das Geschäft mit anderen Unternehmen ohnehin viel schneller gewachsen als mit Ebay. Der Verlust werde "durchaus zu managen sein".

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