Brad Parscale:Vom Website-Programmierer zu Trumps Wahlkampfleiter

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Brad Parscale soll Donald Trump die Wiederwahl in 2020 sichern. (Foto: AP)

Der Mann, der die Kampagne des US-Präsidenten bei der nächsten Wahl leiten soll, hatte schon 2016 großen Einfluss auf das Ergebnis. Zum Problem könnten seine Methoden werden..

Von Alan Cassidy

Den ersten Kontakt mit Donald Trump hatte Brad Parscale, als er in einem Imbiss in Texas vor einem Omelett mit Schinken und Käse saß und seine Mails checkte. Parscale baute damals Websites, und über seine bevorzugte Methode der Kundenakquise erzählte er später einmal: "Ich hing in Bücherläden herum und fragte Leute, die sich Bücher übers Programmieren anschauten, ob sie eine Website bräuchten." Bei Trump war das einfacher. Dessen Leute fragten ihn direkt. Sie brauchten vor einigen Jahren eine Website für eine von Trumps Firmen, es ging um ein Immobilienprojekt. Später kamen Aufträge für Trumps Weinbaubetrieb dazu, für die Hautcremes von dessen Frau Melania - und für die erste Website des Präsidentschaftskandidaten Trump, 2015 erstellt für 1500 Dollar.

Nun hat Parscale den bisher größten Trump-Auftrag seines Lebens bekommen: Er wird die Kampagne leiten, mit der sich der US-Präsident in drei Jahren die Wiederwahl sichern will. Die Personalentscheidung ist nicht ganz überraschend. Schon bei der vorigen Kampagne von Trump hatte der 42-Jährige aus Kansas, der mit seinem buschigen Bart aussieht wie eine Kreuzung aus kanadischem Holzfäller und deutschem Manager auf Sinnsuche im Silicon Valley, eine wichtige Rolle gespielt. Er begann als Direktor für Digitales, war aber am Schluss auch für die Sammlung von Wählerdaten zuständig, für Werbung im Internet und Fernsehen sowie für das Online-Fundraising. Im Netz trieb er die Rekordsumme von 240 Millionen Dollar in Kleinspenden auf.

Als Wahlkampfleiter wird er nun noch mehr Einfluss haben. Die Ernennung Parscales unterstreicht die Absicht des Präsidenten, sich 2020 für vier weitere Jahre wählen zu lassen. Diese Absicht hatte zwar schon fast jeder Amtsinhaber vor Trump, doch kaum einer sagte das derart früh und deutlich. Bereits am Tag nach seiner Amtseinführung reichte er die Unterlagen zur Organisation eines entsprechenden Komitees ein, und viele seiner Auftritte als Präsident unterschieden sich 2017 nicht groß von jenen aus dem letzten Wahlkampf.

Parscales Beförderung zeigt aber auch, wie der Republikaner die nächsten Wahlen gewinnen will: mithilfe der sozialen Medien. Dass Parscale davon etwas versteht, hat er bewiesen. Seinen Job als Trumps Digitalchef begann er 2015 alleine in seinem Haus in San Antonio, später arbeiteten hundert Mitarbeiter für ihn. Seine Hauptaufgabe, sagte Parscale in einem Interview mit dem Fernsehsender CBS, sei es gewesen, einen Weg zu finden, mit dem Trump gegen die finanziell besser ausgestattete Kampagne Hillary Clintons bestehen könnte. Dieser Weg war mit Abertausenden, billigen Anzeigen gepflastert, die Parscale auf Facebook schaltete.

Die Grenze zu Falschmeldungen war fließend, die Geschäftspartner zwielicht

Dabei machte sich Parscale die Mechanismen von Facebook zunutze: Die Plattform belohnt reißerische Anzeigen und Inhalte, die viele Klicks erhalten, mit Rabatten. Parscale holte auch Spezialisten von Facebook ins Büro, die ihm halfen, die Kraft des Netzwerkes auszuspielen. Dazu gehörte es, täglich bis zu 100 000 Versionen einer politischen Anzeige auf ihre Wirkung zu testen, abgestimmt auf den potenziellen Wähler.

Viele dieser Anzeigen waren zweifelhafter Natur, und die Grenze zu den Falschmeldungen russischer Trolle war fließend. Auch seine Geschäftspartner waren zumindest zwielichtig. So arbeitete er etwa mit der umstrittenen Datenfirma Cambridge Analytica zusammen. Diese ist inzwischen in den Fokus von Robert Mueller geraten, dem Sonderermittler in der Russland-Affäre. Für Parscale könnte diese Verbindung zur Belastung werden - mehr noch als seine Geschäftsbeziehung zu einem verurteilten Betrüger, die gestern publik wurde.

Trump scheint all dies in Kauf zu nehmen für eine Kampagne, in der Parscale das Sagen hat. Es hat doch so gut funktioniert vor zwei Jahren. Und soll nun wieder klappen.

© SZ vom 01.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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