Kommunikationsdirektorin Hope Hicks:Trumps treueste Mitarbeiterin geht

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  • Hope Hicks verlässt ihren Posten als Kommunikationsdirektorin einen Tag nach ihrer Anhörung vor dem Russland-Untersuchungsausschuss im Repräsentantenhaus.
  • Ihr Abgang soll damit aber nicht in Verbindung stehen.
  • Zuletzt war die 29-Jährige wegen ihrer Beziehung zum Ex-Trump-Mitarbeiter Rob Porter in die Schlagzeilen geraten. Dieser wird von zwei Ex-Ehefrauen der Misshandlung beschuldigt.

Von Beate Wild, Austin

Schon wieder hat US-Präsident Donald Trump einen Mitarbeiter aus seinem inneren Zirkel verloren. Mit Hope Hicks geht nicht nur die Kommunikationsdirektorin des Weißen Hauses, sondern auch eine langjährige und persönliche Vertraute.

Der Abgang von Hicks dürfte den Präsidenten hart treffen. Die 29-Jährige ist die Mitarbeiterin, die am längsten für ihn gearbeitet hat. Zunächst war das Ex-Model für sein Unternehmen, die Trump Organization, tätig, später für sein Wahlkampfteam und zuletzt in einer Schlüsselposition als Kommunikationschefin. Als solche hatte sie die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass aus dem Weißen Haus eine einheitliche Botschaft kommt. Kein leichter Job, wenn die Mitarbeiter in Machtspielchen verstrickt sind und zur Durchsetzung ihrer Interessen Interna an die Medien durchstechen. Im Gegensatz zur Präsidenten-Sprecherin Sarah Huckabee Sanders arbeitete Hicks vor allem im Hintergrund. Auf den Posten befördert worden war sie, nachdem ihr Vorgänger Anthony Scaramucci nach nur zehn Tagen im Amt gehen musste.

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Hicks habe bereits seit Wochen über einen Abschied nachgedacht und habe Freunden erzählt, sie sei "erleichtert", ihre Entscheidung nun getroffen zu haben, berichtet die Washington Post. Sie sei der Meinung, "drei Jahre im Wirbelwind des Trump-Dunstkreises zu arbeiten, sei eine lange Zeit", so das Blatt weiter. Zumal sich Krisen nicht nur täglich, sondern manchmal gar stündlich ereignet hätten. Hicks sei nun motiviert, etwas Neues auszuprobieren und zu ihrer Familie nach Connecticut heimzukehren.

Tränen zum Abschied

Als die ersten Meldungen über ihren Abgang in Washington die Runde machten, habe Hicks geweint, sagte ein Mitarbeiter des Weißen Hauses. Zu Freunden habe sie gesagt, sie könne sich vorstellen, in der Zukunft wieder für Trump zu arbeiten, möglicherweise sogar im Wahlkampf 2020.

Ihr Rücktritt kommt einen Tag nach ihrer Anhörung vor dem Russland-Untersuchungsausschuss im Repräsentantenhaus, soll aber nichts damit zu tun haben. Bei der Befragung, die hinter verschlossenen Türen stattfand, weigerte sich Hicks, ihre Arbeit für den Präsidenten zu diskutieren. Sie gab jedoch zu, dass diese Arbeit gelegentlich Notlügen von ihr erfordere.

Von Sonderermittler Robert Mueller war sie vor einigen Wochen schon zur Russland-Affäre befragt worden. Nachdem sich Trumps Sohn Donald Jr. während des Wahlkampfs mit einer russischen Anwältin getroffen hatte, um an schmutzige Details über die demokratische Kandidatin Hillary Clinton zu kommen, half Hicks dem Präsidenten beim Verfassen einer Stellungnahme, die den Skandal herunterzuspielen versuchte. Immerhin steht hier der Vorwurf geheimer Absprachen im Raum.

Hicks Entschluss, im Weißen Haus aufzuhören, soll bereits vor Wochen gefallen sein. Möglicherweise spielte dabei eine Rolle, dass sie wegen ihrer Beziehung zu Rob Porter in die Schlagzeilen geraten war. Der 40-jährige Regierungsmitarbeiter hatte zurücktreten müssen, nachdem er von seinen beiden Ex-Ehefrauen beschuldigt worden war, sie physisch und psychisch misshandelt zu haben. Pikant war zudem, dass Hicks als Kommunikationsdirektorin eine Presseerklärung mitverfasst hatte, die Porter zunächst gegen die Vorwürfe verteidigte.

Während des Wahlkampfes unterhielt Hicks eine lose Beziehung zu Trumps zeitweiligem Wahlkampfmanager Corey Lewandowski, wie der Autor Michael Wolff in seinem umstrittenen Enthüllungsbuch "Fire and Fury" berichtet. Lewandowski war wegen seines rüden Benehmens einer Journalistin gegenüber in die Kritik geraten und verlor später seinen Job als Wahlkampfmanager.

Als Trump Präsident wurde, war es für ihn selbstverständlich, seine langjährige Mitarbeiterin als vertrautes Gesicht ins Weiße Haus mitzunehmen. Bei ihren Kollegen galt sie als fleißig, kompetent und diskret. Auch Stabschef John Kelly hatte nur lobende Worte für Hicks: "Sie ist strategisch, souverän und für ihr Alter ziemlich weise."

Trump: "Ich werde sie vermissen"

Nach ihrem Aufstieg zur Kommunikationsdirektorin soll sie sich ständig in ihrem Büro direkt neben dem Oval Office zur Verfügung gehalten haben. Wie die Washington Post berichtet, soll Trump sie oft mit "Hope, get in there!" ("Hope, komm rein!") zu sich gerufen haben. Am Ende des Arbeitstages habe sie den Präsidenten noch bis zu seinen Privatgemächern begleitet, um selbst dann noch Angelegenheiten mit ihm zu besprechen.

Ivanka Trump hatte jüngst über Hicks gesagt, der Präsident empfinde "tiefen Respekt" ihr gegenüber. Den hat sich die 29-Jährige vor allem durch ihre Loyalität und bedingungslose Aufopferung hart erarbeitet.

In einer Stellungnahme bedankte sich Hicks bei Trump und wünschte ihm und seiner Regierung viel Erfolg für die Zukunft. Trump lobte seine langjährige Mitarbeiterin mit den Worten: "Sie ist klug und umsichtig, eine wahrlich großartige Person. Ich werde sie an meiner Seite vermissen." Ob die 29-Jährige bereits einen neuen Job in Aussicht hat, ist nicht bekannt. Und Trump muss sich nun einen neuen Kommunikationsdirektor suchen - wieder einmal.

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