Mögliche Fahrverbote nach Diesel-Urteil:Der Absatz von Diesel-Autos ist im freien Fall

Gebrauchtwagenhändler haben nach Diesel-Urteil Angst vor fahrverboten

Gebrauchtwagenhändler befürchten Dieselhalden.

(Foto: dpa)
  • Autobauer werden die Kundenverunsicherung nach dem Diesel-Urteil nutzen, um mit hohen Rabatten die Neuwagenverkäufe anzukurbeln.
  • Diese Vermutung äußert Verkehrsexperte Ferdinand Dudenhöffer in einer neuen Studie.
  • Gebrauchtwagenhändler haben demnach kaum Chancen, sich dem sinkenden Interesse der Verbraucher zu entziehen.

Von Thomas Fromm

Auf Dieselfahrer und Gebrauchtwagenhändler kommen nach dem Leipziger Urteil zu Fahrverboten in Städten harte Zeiten zu. "Immer größere Dieselhalden im Gebrauchtwagen-Bereich entstehen, die immer mehr Händler in den Ruin treiben", schreibt der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen in einer an diesem Wochenende veröffentlichten Studie. Grund für die Entwicklung: "Hohe Rabatte, in der Zukunft mit speziellen Zusatzrabatten für Diesel-Neuwagen und überfüllte Händlerhöfe mit alten Dieseln belasten den Markt."

Er geht davon aus, dass die Preise für gebrauchte Diesel, die zuletzt ohnehin schon stark gefallen waren, in den kommenden Wochen noch einmal "kräftig in den Keller gehen". Der Absatz von Dieselfahrzeugen ist im freien Fall: Im Februar waren 19 Prozent weniger Diesel-Autos zugelassen worden als im Februar 2017. Damit war nur noch knapp jedes dritte neu zugelassene Auto in Deutschland ein Diesel.

Die Autoren der Studie vermuten, dass das Urteil des Leipziger Bundesverwaltungsgerichts in den nächsten Monaten dazu führen wird, dass Verschrottungs- und Eintauschprämien besonders stark genutzt werden. Für die Händer sind die Tauschprogramme eine Belastung. Denn laut Studie haben "gebrauchte Diesel mittlerweile Standzeiten von mehr als vier Monaten im Handel. Die Eintauschprämien wälzen damit das schmutzige Diesel-Problem auf den Handel ab."

Angesichts der "Kundenverunsicherung beim schmutzigen Diesel" würde nun auf Seiten der Hersteller versucht, mit hohen Rabatten die Neuwagenverkäufe anzukurbeln. Laut Studie hätten die Autobauer im Februar 543 Sonderaktionen durchgeführt. Kundenvorteil im Durchschnitt: 16 Prozent. Über ein Drittel dieser Aktionen seien Tauschprogramme und Verschrottungsprämien für Dieselautos gewesen. "Exakt wurden von uns 197 Aktionen zur Verschrottung- oder zum Eintausch alter Diesel gezählt", schreibt Dudenhöffer.

Weil die Lage immer kritischer wird, ändern die Hersteller nun ihre Strategie. Bisher seien Verschrottungs- und Eintauschprämien vom Neukauf eines Dieselfahrzeugs getrennt worden. "Neu ist, dass VW jetzt zusätzlich Prämien beim Kauf eines Diesel-Neuwagens auslobt", hält die Studie fest. Immer höhere Rabatte, volle Gebrauchtwagenlager, verunsicherte Kunden: Der Kampf um die Rettung des Diesels ist in vollem Gange.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: