Forbes-Liste:Altes Geld, neues Geld

Es gibt so viele Milliardäre wie nie, sie werden immer reicher und sogar etwas weiblicher. Das Ranking zeigt auch: US-Präsident zu sein, lohnt sich nicht. Donald Trump verlor ein paar Plätze, seine Immobilien an Wert.

Von Stephan Radomsky

Eine Milliarde: Das ist eine Eins gefolgt von neun Nullen, eine schwer fassbare Zahl. Wer so viele Dollar besitzt,der ist zweifellos reich. Und doch schafft er es damit nur gerade so in den Kreis jener weltweit 2208 Personen, die das US-Wirtschaftsmagazin Forbes als Dollar-Milliardäre identifiziert hat. Das Ranking enthält auch in diesem Jahr viele Superlative. Es gibt mehr Milliardäre als je zuvor. Zugleich ist der reichste unter ihnen, Amazon-Gründer Jeff Bezos, mit 112 Milliarden Dollar Nettovermögen reicher als irgendeiner vor ihm. Auf den Plätzen zwei und drei folgen mit Microsoft-Gründer Bill Gates und Investoren-Legende Warren Buffett alte Bekannte im Reichen-Ranking. Die Zahlen sind zwar weder ganz vollständig noch völlig präzise, die Forbes-Liste basiert auf Schätzungen und öffentlich zugänglichen Daten. Dennoch zeigt sie einige interessante Trends aus der Welt des großen Geldes. So haben von den 259 aufgeführten Neumilliardären mehr als drei Viertel ihr Vermögen selbst, mit neu gegründeten oder zumindest wachsenden Firmen verdient. Das gilt allerdings vor allem auf den Plätzen weiter hinten. Die Neuzugänge auf den vorderen Plätzen haben meist geerbt. So wie Françoise Bettencourt Meyers, die reichste Neueinsteigerin. Das Vermögen der Französin besteht im Kern aus Anteilen am Kosmetik-Konzern L'Oréal, ihre im vergangenen September verstorbene Mutter Liliane hatte sie ihr vermacht. Die Liste ist in diesem Jahr auch so weiblich wie nie zuvor - wenn auch weiterhin auf eher niedrigem Niveau: 256 Frauen finden sich in der Aufstellung, etwas mehr als jeder zehnte Eintrag also. Interessanterweise waren die Damen mit ihren Geschäften erfolgreicher als die Herren. Jedenfalls schafften sie es, ihr zusammengerechnetes Vermögen innerhalb eines Jahres um 20 Prozent zu steigern, auf mehr als tausend Milliarden Dollar. Der gesamte Milliardärsklub schaffte es laut Forbes dagegen "nur" auf plus 18 Prozent. Und noch eine Erkenntnis bietet die Liste: Es lohnt sich offenbar nicht, Teil der US-Regierung zu sein. Präsident Trump rutschte gegen den Trend um 400 Millionen Dollar ab und kommt damit noch auf geschätzte 3,1 Milliarden. Vor allem seine Immobilien hätten an Wert verloren, heißt es. Außerdem laufe das Geschäft mit Lizenzen für Trump-Hotels nicht mehr so gut. Damit ist er zwar immer noch der reichste Präsident der US-Geschichte. Und doch ist er weit entfernt von den mehr als zehn Milliarden Dollar Vermögen, mit denen er sich vor zweieinhalb Jahren brüstete.

Noch schlimmer erwischte es Trumps Handelsminister Wilbur Ross: Er flog ganz raus. Ein Großteil seines Vermögens - im vergangenen Jahr immerhin 2,9 Milliarden Dollar - hat laut Forbes offenbar nie existiert, die Redaktion sei über Jahre hinweg getäuscht worden. Das sei erst aufgeflogen, als Ross seine privaten Vermögensverhältnisse im Rahmen der Berufung zum Minister offenlegen musste. Demnach kommt er nur auf rund 700 Millionen Dollar. Was das Ganze sollte? Offenbar habe sich Ross von der prominenten Erwähnung bessere Geschäftschancen erhofft. Und nebenher dürfte es auch gut für sein Ego gewesen sein. Da unterscheidet die Menschen schließlich doch nur wenig.

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