Münchner Momente:Der Kippensheriff auf der Lauer

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München hat wieder einmal bei einem neuen Ranking gewonnen. Die Stadt erhebt die höchsten Strafen für weggeworfene Zigarettenkippen. Nur: sanktioniert wird hier selten

Von Andreas Schubert

Von Städte-Rankings kann es gar nicht genug geben. Schon allein deshalb, weil sich da regelmäßig die Münchner freuen, wenn ihre Stadt mal wieder ganz vorne mit dabei ist und man anderswo fett angeben kann. Wenn's zum Beispiel mal wieder heißt, dass München zu den teuersten Städten zählt und dann jemand aus Nordhorn oder aus sonstwo in Weitfortistan einen dafür bedauern will, legt man ganz beiläufig seinen BMW-Schlüssel auf den Tisch und haucht ein lässiges "mei, wer ko, der ko" in die Runde. Man kommt ja aus der Stadt mit dem höchsten Niveau, wie einem einmal die Studie eines Wirtschaftsmagazins bescheinigt hat.

Erst vor wenigen Tagen kam wieder ein Ranking heraus, diesmal von einem Reiseveranstalter, der einen Städtevergleich zu einem nicht unwesentlichen Thema angestellt hat: Wo kostet es am meisten Strafe, wenn man eine Zigarettenkippe auf die Straße schmeißt? Man kann natürlich jetzt raten, wer da mal wieder deutscher Meister ist. Genau, München ist's, mit 55 Euro je illegal entsorgter Fluppe. Gefolgt von Köln mit 35 und Frankfurt am Main mit popeligen 30 Euro. Wer ko, der ko halt! Dass es in anderen Ländern wesentlich mehr kostet und die Geldbuße dann schon mal vierstellig ausfällt - geschenkt. Was im Fußball gilt, gilt auch im Ordnungsamt: München muss ja nicht auch noch international ganz vorne mitspielen.

Freilich lässt sich die Stadt einen Haufen Geld durch die Lappen gehen. Denn so richtig kontrolliert respektive sanktioniert wird das Vermüllen nicht. Was wäre das für eine Einnahmequelle: Würde sich ein Kippensheriff einen einzigen Abend lang im Glockenbachviertel oder am Flaucher auf die Lauer legen, wäre sein Gehalt locker wieder hereingespielt. Rechnet man das Potenzial an Einnahmen durch Hundehaufen dazu, könnte sich die Stadt glatt goldenes Straßenpflaster leisten. Aber gut: So schlau sind sie halt nicht im Rathaus. Da verwundert es übrigens auch nicht, dass München letztes Jahr bei einem Ranking zum Thema "smarte Städte" nur irgendwo ganz hinten gelandet ist.

© SZ vom 13.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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