Fußball in der Europa League:Insel-Clásicos und Studentenpartys

Siedlung auf den Färöer-Inseln

Bunte Häuser, grünes Gras und klares Wasser: Das macht die Färöer im Nordatlantik aus. Und der ein oder andere wackere Fight im Fußball.

(Foto: imago)
  • Ungewohnte Vereinsnamen gibt es dieser Tage in der Qualifikation zur Europa League.
  • Hier tummeln sich allerlei unbekannte Fußball-Winzlinge aus Färöer, Kasachstan oder San Marino.
  • Die Topklubs sollten allerdings gewarnt sein: Es gibt längst keine Kleinen mehr.

Von Jonas Beckenkamp

Und jetzt mal was für richtige Liebhaber: SP La Fiorita gegen UE Engordany. Klingt nach Blumen und ungarischer Speisekarte, ist aber europäischer Fußball. An diesem Donnerstag geht's für die Engordanyaner aus Andorra gegen den Zweitplatzierten der abgelaufenen sanmarinesischen Liga um sehr viel. Erste Runde der Europa-League-Qualifikation, Hinspiel und Rückspiel. Wem das zu sehr Mainstream ist, der kann sich auch den Insel-Clásico Ballymena United gegen NSÍ Runavík zu Gemüte führen. Nordirland gegen Färöer - wie gesagt, muss man mögen. Und damit zu Hans-Hubert, genannt "Berti", Vogts.

Zur Erkenntnistheorie des Philosophen und Fußballriesen Vogts (Körpergröße 1,68 Meter) zählt eine Feststellung, die das Spiel nachhaltig geprägt hat: "Es gibt keine Kleinen mehr", sagte er einmal mit großer Weitsicht. Wie recht er doch hatte. Die Beweislage für diese Lehre, zu deren Verfechtern auch der Kleinenforscher Rudolf Völler ("Die Isländer sind Tabellenführer, keiner kann erwarten, dass wir die 5:0 wegputzen") gehört, ist erdrückend. Überall lauern sie, die Breiðablik Kópavogurs, Torpedo Kutaissis und Tobyl Qostanais. Sie alle steigen in der nächsten Runde der Europa League ein und haben Großes vor.

Denn eins muss mal klar sein: Die Außenposten des Kontinents haben aufgerüstet. Die Bravehearts des Fußballs schwingen die Keulen, und wer hat's kommen sehen? Der Bundes-Berti, der schon damals liechtensteinische und luxemburgische Rebellionen erahnte. Man denke nur an Düdelingen, den Schrecken aller Salzburger - ein Klub der zuletzt sogar den AC Mailand piesackte. Groß gegen Klein, das war einmal, die Provinz will an die dicken Töpfe. Klein ist heute allenfalls noch das eigentlich recht große Grönland, das seit einigen Jahren vehement auf eine Mitgliedschaft in Fifa und Uefa drängt. Angeblich soll es in der Eisschollen-Kapitale Nuuk sogar schon begraste Fußballplätze geben - was für die WM 2026 nur eines bedeuten kann: Grönlands Nationalteam dürfte dort Holland in der Vorrunde rauskegeln.

Jetzt aber erst mal Klubfußball mit weiteren illustren Namen. Wer sich die Ausscheidungsrunde der Quali zur Europa League zu Gemüte führt, entdeckt dort weitere Underdogs. Allerhöchstes Niveau verspricht etwa der Ost-Showdown zwischen FK Čukarički und FC Banants Eriwan. Serbien gegen Armenien, es soll noch Tickets geben, nichts wie hin also, liebe Groundhopper. Vielleicht geht sich bei entsprechend passender Anstoßzeit sogar noch ein Abstecher zu FK Radnički Niš (ebenfalls Serbien) gegen FC Flora Tallinn aus, jene Supermacht aus der estnischen Meistriliiga, an der das estnische Nullzuacht neulich gegen die DFB-Elf sicher nicht lag.

Und wer als Fan von NK Široki Brijeg (Bosnien-Herzegowina) gegen FK Qairat Almaty (Kasachstan) nicht Lust auf eine kleine Auswärtsreise kriegt, hat den Fußball ohnehin nie geliebt. Quasi ums Eck dann zu bewundern: Weißrussland gegen Finnland bei FK Wizebsk gegen Kuopion PS. Einen echter Thriller gibt es zudem zwischen FC Progrès Niederkorn aus Luxemburg und einer Studentenmannschaft (sic!) namens Cardiff Metropolitan University FC - die so etwas wie der Hipster-Geheimtipp des Wettbewerbs sind.

All diese Fußballteams und Freizeitsportgruppen sind nach der Vogts'schen Lehre natürlich keine Kleinen. Sie sind vielmehr gefährliche, unberechenbare, unbeugsame Scheingnome, die den Großen nur allzu gerne ein Schnippchen schlagen würden. Obacht, also. Sonst droht Eintracht Frankfurt demnächst in Quali-Runde drei ein Waterloo der ganz üblen Sorte. Wobei die Eintracht-Fans vielleicht sogar bis zu KÍ Klaksvík reisen würden, wenn's in den Playoffs sein muss. Färöers Viertplatzierter bräuchte dafür aber mehrere Fußballwunder, schließlich droht in Runde eins der Quali schon ein harter Brocken: SP Tre Fiori, aus - man ahnt es - San Marino.

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