Fußball:DFB bekommt Hilfe beim Krisenmanagement

Reinhard Grindel

DFB-Präsident Reinhard Grindel.

(Foto: dpa)
  • Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat fürs Krisenmanagement die Agentur Hering Schuppener angeheuert, ein PR-Unternehmen aus der Wirtschaft.
  • Die Agentur zählt zu den Großen der Branche und berät den Autokonzern VW im Dieselskandal.
  • Schon als der DFB und Präsident Reinhard Grindel die von Mesut Özil erhobenen Rassismusvorwürfe zurückwiesen, sollen nach SZ-Informationen Mitarbeiter der Kommunikationsagentur in der Verbandszentrale gewesen sein.

Von Thomas Kistner

Die desaströse Selbstdarstellung im Fall Mesut Özil war eine Kommunikationspanne zu viel: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat jetzt fürs Krisenmanagement die Agentur Hering Schuppener angeheuert, ein PR-Unternehmen aus der Wirtschaft. Dies berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Mittwoch. Der DFB stellte die ungewöhnliche Hilfestellung so dar: "Ein externer Schulterblick gehört zum Umgang mit solchen Themen. Es handelt sich dabei lediglich um ein zeitlich begrenztes, wirtschaftlich sehr überschaubares Beratungsmandat."

Die Agentur selbst wollte sich nicht äußern zur neuen Kooperation. Sie zählt jedoch zu den Großen der Branche und berät den Autokonzern VW im Dieselskandal.

Als Dimension Dieselskandal hat sich für den DFB der Umgang mit dem Thema Özil erwiesen, das ungebremst in eine das Land aufwühlende Integrations-Debatte gemündet ist. In die Kritik gerieten dabei insbesondere DFB-Präsident Reinhard Grindel und Nationalteam-Manager Oliver Bierhoff. Sie hatten in Interviews Aussagen zu Özil getroffen, die den Eindruck erwecken konnten, die Verbandsspitze wolle ihn wegen ungeklärter Fragen um seine Fotos Mitte Mai mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan zum Sündenbock für das WM-Scheitern machen. Zwar waren ihre Aussagen erkennbar nicht rassistisch. Doch hätten Fingerzeige Richtung Özil-Diskussion, wenn überhaupt, nur erfolgen dürfen, wenn sie mit konkreten Vorgängen oder Vorfällen im Umfeld des Turnierablaufs belegt worden wären. Solche Vorgänge wurden aber nicht benannt.

Das Krisenmanagement soll auch dem DFB-Präsidenten helfen

Als Reaktion auf die Äußerungen der DFB-Oberen hatten Özil und Berater eine aufsehenerregende Erklärung abgegeben, in der der Weltmeister von 2014 den Rücktritt aus dem Nationalteam verkündete und auch Rassismusvorwürfe erhob. Der DFB und Grindel wiesen das Ende vergangener Woche zurück. Zu dem Zeitpunkt sollen nach SZ-Informationen bereits Mitarbeiter der Kommunikationsagentur in der Verbandszentrale gewesen sein.

Die Verpflichtung der PR-Profis soll offenbar auch dem angeschlagenen Grindel zurück in die Spur helfen; was allerdings Fragen zu den Kosten evozieren könnte. Der erst seit 2016 amtierende Präsident, der im Zuge der Turbulenzen um die WM- 2006-Affäre den Job übernahm, hat in Kürze viele Baustellen geschaffen. Die WM-Affäre ist bis heute nicht umfassend aufgearbeitet; Wochen vor WM-Beginn verlängerte Grindel ohne Not den Vertrag mit Joachim Löw bis 2022; offenbar in der hoffnungsfrohen Erwartung, man müsse den Bundestrainer an sich binden, bevor er in Russland erneut Weltmeister würde. Zudem ist dank des ungeschickten Agierens um die Erdoğan-Fotos auch Deutschlands Bewerbung für die EM 2024 gefährdet. Als Rivale bei der Kür durch die Europa-Union Uefa im Herbst steht die Türkei im Ring - deren Repräsentanten schon anfangen, international eine gescheiterte Integration im deutschen Fußball zu thematisieren. Integration und "No-Racism"-Kampagnen zählt die Uefa zu ihren Basiswerten.

Zugleich hat Karl-Heinz Rummenigge seine Kritik an Grindel verschärft. Das Verhältnis sei gut, aber der DFB-Boss neige zu Populismus, um öffentlich Beifall zu bekommen, sagte der Vorstandschef des FC Bayern der Sportbild. Das hänge womöglich damit zusammen, dass Grindel nicht aus dem Fußball, sondern der Politik komme. Es gibt viel zu tun für die neuen PR-Agenten. Die übrigens nicht die ersten sind, die dem DFB und seinem Boss zu neuem Glanz verhelfen sollen: Eine schon verkündete Kooperation des DFB mit der Agentur Storymachine seit Jahresbeginn hat sich schon wieder zerschlagen.

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