Streaming:Champagnerclub

Von der WG-Couch an den Schampusbrunnen: In der BBC-Thrillerserie "Clique" landen zwei junge Frauen in einem exklusiven Uni-Frauenclub zwischen Glamour und Gefahr.

Von Runa Behr

Es ist eine unfassbare Welt, die sich Holly und Georgia zu Beginn des ersten Semesters an der Universität Edinburgh auftut. Die Nächte sind lang, die Röcke kurz, das Champagnerglas ist immer randvoll, die letzten Krümel Kokain jucken unter den Nasen. Und am nächsten Morgen in der Uni protegiert die Wirtschaftsprofessorin ihre Mädchen und verschafft ihnen prestigeträchtige Praktika in der Privatbank ihres Bruders. Die erfolgreichen Geschwister haben die elitäre "Solasta Women's Initiative" gegründet, mit der sie in der Teen-Noir-Serie Clique von Autorin Jess Brittain aus schüchternen Erstsemestermädchen karriereorientierte Alpha-Frauen machen.

Wie genau die beiden Freundinnen in diesem erlesenen Zirkel gelandet sind, bleibt nebulös. Irgendwie sind Holly (Synnøve Karlsen) und Georgia (Aisling Franciosi) einfach reinmarschiert in die schicke Villa und sogleich Teil des Clubs geworden. Runter vom durchgesessenen WG-Sofa, statt Wein vom Discounter plötzlich Poolparty mit Champagnerbrunnen.

Georgia ist von alldem begeistert, Holly bleibt skeptisch. Für sie ist an der prickelnden Business-Welt irgendetwas faul. Und als eines der Mitglieder des Zirkels vom Dach des Krankenhauses in den Tod stürzt, angeblich Suizid, ist für Holly klar: Sie muss ihre Freundin Georgia da rausholen. Als eine Art verdeckte Ermittlerin wird sie dafür erst einmal selbst Teil der Clique.

Clique

Zwischen Glamour und Gefahr: Georgia (Aisling Franciosi, links) und Holly (Synnøve Karlsen) in Clique.

Die für BBC Three produzierte Serie, die nun in mehreren Streamingdiensten zu sehen ist, erinnert erst einmal an eine Modestrecke im Hochglanzmagazin, nur in Bewegtbild eben. Und mit gesellschaftlichem Hintergrund.

Fast alle Figuren haben irgendwelche Leichen im Keller - einige buchstäblich

Schon in der ersten Vorlesung appelliert Professorin Jude McDermaid (Louise Brealey) an ihre Studentinnen, dass Frauen zwar mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, was in Politik und Wissenschaft oder in Führungsriegen jedoch leider nicht zutreffe. Dies, sagt sie, habe nichts mit Sexismus zu tun, es sei kein strukturelles Problem, sondern vielmehr Einstellungssache. Frauen seien selbst schuld, wenn sie über die ungleiche Bezahlung lamentieren, statt an ihren Karrieren zu arbeiten, zur Not auch mal mit dem Ellenbogen. Dass diese Philosophie Grenzen hat, lernt sie im Laufe der Handlung schmerzhaft.

Clique streut viele solcher Bezüge zur Feminismusdebatte in die Thrillerhandlung. Die Regisseure Andrea Herkin und Robert McKillop setzen bei der Inszenierung auf zwischen Geheimnis und Glamour changierende Atmosphäre, und sie vertrauen auf die vielen überraschenden Wendungen, welche die Suche nach einem Mörder, aber auch die Liebe im Laufe der Geschichte mit sich bringen. Fast alle Figuren haben Geheimnisse, Leichen im Keller, einige sogar im Wortsinn. Und auch Skeptikerin Holly wird irgendwann von Ereignissen aus ihrer Kindheit eingeholt.

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