Stadtrat:Nur noch Erbpacht statt verkaufen

Die Grünen fordern neue Leitlinien für Gewerbeflächen

Von Heiner Effern

Die Grünen fordern das Rathausbündnis aus SPD und CSU auf, die Vergabe städtischer Gewerbegrundstücke neu auszurichten. Der Kampf um jede freie Fläche in München sei mittlerweile so intensiv, dass die Stadt sich darauf konzentrieren müsse, schon bestehende Gewerbegebiete viel effizienter zu nutzen als bisher, verlangt Fraktionssprecherin Katrin Habenschaden. Die Stadt solle künftig keine unversiegelten Flächen mehr für die gewerbliche Nutzung ausweisen. "Oft haben wir einstöckige Gebäude, davor einen großen Parkplatz. Dafür sind die Flächen zu kostbar, wir müssen mehr stapeln und verdichten", sagt Habenschaden. Dafür sei ein flächendeckendes Management aller Gewerbeflächen in München einzuführen.

Bevor die Stadt Mitte Oktober ihr Gewerbeentwicklungsprogramm fortschreibe, sei es allerhöchste Zeit, grundsätzlich nachzujustieren, erklären die Grünen. Das heißt für sie auch, dass München keines seiner Gewerbegrundstücke mehr an Unternehmen verkauft, sondern diese ausschließlich in Erbpacht vergibt. "So haben wir auch in Zukunft die Hand darauf", sagt Habenschaden. Und die Spekulation auf steigende Bodenpreise werde dadurch auch gedämpft. Bei der Vergabe von Gewerbeflächen sollten zudem soziale und ökologische Kriterien ein stärkeres Gewicht erhalten. Um den Druck auf die Flächen zu verringern, will die Fraktion stadtweit zusätzliche Gewerbehöfe einrichten und die Vermarktung von Grundstücken auf Immobilienmessen einstellen, solange das Wachstum in der Stadt so stark ist wie im Moment. "Wichtig ist, dass wir das versorgende Gewerbe wie zum Beispiel Handwerker in der Stadt halten", sagt Fraktionschefin Habenschaden.

Mit ihrem Vorstoß, der fünf Stadtratsanträge umfasst, wollen die Grünen nach eigenem Bekunden nicht weniger Gewerbe ansiedeln, sondern nur unversiegelte Flächen aus dem Wettbewerb um jeden Quadratmeter in München herausnehmen wollen. "Ich ärgere mich, wie dieses Thema diskutiert wird. Als ob das ein grünes Luxusproblem sei", sagt Habenschaden. Die Verteilung von Grünflächen in der Stadt sei zentral für die Lebensqualität der Menschen. Geschützt werden müssten nicht die teuren Viertel in der Innenstadt, sondern vor allem auch Quartiere wie zum Beispiel in Milbertshofen oder das Hasenbergl im Münchner Norden. "Dort wissen die Menschen doch nicht mehr, wo ihre Kinder noch Rad fahren lernen können, ohne gleich an eine stark befahrene Straße zu kommen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: