Kommentar:Unehrliche Politik

Wer eine Straße durch das Dachauer Moos bauen will, der soll dazu stehen, dass das unwiederbringlich Landschaft zerstört. Straßenbau und nachhaltiger Umweltschutz schließen sich aus

Von Viktoria Großmann

Beides geht nicht: Das Dachauer Moos erhalten wollen und gleichzeitig eine mehrspurige Umgehungsstraße hindurch bauen. Dazu in Dachau noch ein bisschen Gewerbegebiet. Es ist Zufall, dass die lange geplante interkommunale Konferenz zum Erhalt der Moorlandschaft im Landkreis Dachau und darüber hinaus an dem Tag stattfindet, an dem der Weltklimarat einen alarmierenden Sonderbericht veröffentlicht. Nur durch sofortige und wie es im Bericht heißt "beispiellose Veränderungen" bei Stromerzeugung, Fortbewegung, Landwirtschaft, Industrie und Infrastruktur kann die Erderwärmung noch begrenzt werden. Im Gange ist sie ohnehin schon.

Das Moor ist schon sehr lange nicht mehr jenes, das die Dachauer Freiluftmaler vorgefunden haben. Das begann schon mit dem Torfabbau. Es lohnt sich, mit Einwohnern in Hackermoos zu sprechen. Auch den Jüngeren. Die können dabei zusehen, wie das Moos austrocknet. Dadurch verlieren Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum. Im übrigen auch Menschen. Und ausgetrocknetes Moor kann weniger Kohlenstoffdioxid binden. Auch das war auf der Konferenz zu hören.

Trotzdem soll durch die Landschaft eine Umgehungsstraße gegraben werden. Mehrspurig. Weil im Großraum immer mehr Menschen leben, die Anzahl der Autos überproportional wächst und überhaupt alle immer mehr unterwegs sind. Fakten, auf die reagiert wird. Während Fakten aus dem Umweltschutz ignoriert oder klein geredet werden. Aus Bequemlichkeit, aus Ideenlosigkeit, vielleicht um Wähler zu bekommen und zu halten. Die Politiker, die diese Straße wollen, sollten wenigstens dazu stehen. Dazu, dass ihnen der Umweltschutz letztlich nicht wichtig genug ist. Dazu, dass sie das bereits sehr zusammengeschrumpfte Moos in Teilen für verzichtbar halten. Von Kompromissen spricht Peter Felbermeier, der Vorsitzende des Moosvereins, und Landrat Stefan Löwl will keine radikalen Maßnahmen. Das ist unehrlich. Sie sollten den Preis des Straßenbaus nennen. Straßenbau ist nicht nachhaltig. Umweltschutz schon.

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