Afrika:"Hochkorrupte" Herrscher

Hunger und Mangelernährung sind die großen Probleme Afrikas. Warum sich daran trotz aller Entwicklungshilfe auch in den nächsten Jahren nicht viel ändern wird, erklärt ein Leser. Aus seiner Sicht sind die Probleme hausgemacht.

"Wir haben ein Handlungsproblem" vom 22. November:

Die SZ hat in der Vergangenheit immer wieder Gastbeiträge, Berichte ihrer Redakteure oder Interviews veröffentlicht, um das entwicklungspolitische Leserinteresse am Beispiel Afrikas wachzuhalten. Bernd Dörries sah zuletzt die gesamte Entwicklungshilfe in einer Legitimationskrise ("Warum ändert sich nichts?" vom 22. Juni). Hunger und Mangelernährung sind tatsächlich nach wie vor die großen Probleme in Afrika, und die Bevölkerung des Kontinents wird bis zum Jahr 2050 von 1,2 Milliarden auf über zwei Milliarden Menschen ansteigen. In Afrika leben immer noch 43 Prozent der Bevölkerung unter der absoluten Armutsgrenze von 1,90 US-Dollar pro Tag.

Dörries hatte bei seiner pessimistischen Einschätzung den im März 2017 vom Bundesministerium für wirtschaftspolitische Zusammenarbeit und Entwicklung herausgegebenen 15. Bericht der Bundesregierung schon auswerten können.

Die Entwicklungshilfen der ehemaligen Kolonialmächte setzten bereits Anfang der 60er-Jahre ein. In der Bundesrepublik war Walter Scheel 1961 zum Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit ernannt worden. Auch das jetzt von Kristiana Ludwig und Isabel Pfaff mit Bundesentwicklungsminister Gerd Müller und dem in Afrika geborenen Experten für Entwicklung und Handel Boniface Mabanza geführte Interview lässt auf absehbare Zeit keine ökonomischen Fortschritte in Afrika erwarten: Die Bekämpfung der Korruption und der Kapitalflucht muss Bundesminister Müller zufolge Schwerpunkt sein. Wenn aber 90 Prozent der Partnerländer der deutschen Entwicklungspolitik "als hochkorrupt gelten" (15. Bericht, Seite 36) und den afrikanischen Staaten durch Kapitalflucht und illegale Finanzströme zwischen 50 und 148 Milliarden US-Dollar pro Jahr an Steuern entgehen, dann dürften in erster Linie die Staatsführungen und gesellschaftlichen Eliten Afrikas zu einem radikalen Umdenken aufgerufen sein und nicht die europäischen Geberländer. Diese Herkulesarbeit kann die europäische Entwicklungspolitik den afrikanischen Ländern ohnehin nicht abnehmen: Sie kann sich vielmehr im Wesentlichen nur auf eine Beratungshilfe beschränken.

Im Übrigen ist Afrika mit Bodenschätzen und anderen Gütern reichlich gesegnet. Offenbar fließen die Erlöse aus dem Export dieser Rohstoffe an der Bevölkerung vorbei.

Dr. Manfred Neumann, Bad Nenndorf

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