"Tatort" aus Weimar:"Horst hat schon wieder einen Pfeil im Auge"

'Tatort: Der höllische Heinz'

"Indianerherz kennt keinen Scherz": Gerichtsmedizinerin Dr. Seelenbinder (Ute Wieckhorst, Mitte) und die Kommissare Lessing (Christian Ulmen) und Dorn (Nora Tschirner) ermitteln auf ihre Art.

(Foto: dpa)
  • Mit "Der höllische Heinz" kommt der erste Tatort des Jahres aus Weimar.
  • Es geht um Aussteiger in einem Western-Camp und den Mord an einem Indianer.
  • Zum eigentlichen Fall wird dessen Persiflage gleich mitgeliefert - und kein Scherz ausgelassen.

Von Cornelius Pollmer

In diesem Tatort aus Weimar beginnt die Flucht schon vor dem Verbrechen. Eskapismus in vielen Farben treibt einige Menschen aus ihren alten Leben und nach El Doroda, eine Westernstadt im deutschen Osten. Dort legt Wolfgang Weber lange Zeit das hin, was man eine Aussteigerkarriere nennen muss. Er wird zum Häuptling ernannt und auch zum Hauptdarsteller einer Revue für Tagestouristen.

Dann jedoch trifft ein Beil den Indianer am Kopf und er geht ein in die ewigen Fischgründe der Ilm, einem Nebenfluss der Saale. Die Polizei findet Weber beschwert von einem Motorblock der lokalen Rockergang, gut vertäut mit einem Lastengurt des stadtbekannten Tiefbauunternehmens. Viele Verdächtige also auf dem Weg zu einer Antwort auf die Frage, wer es auf der Kopfschwarte des Häuptlings hat krachen lassen.

Das Konzept für diesen einmal mehr gelungenen Film aus Weimar (Buch: Murmel Clausen und Andreas Pflüger, Regie: Dustin Loose) geht zurück auf einen Wunsch Nora Tschirners. Tatsächlich passt das Westernkleid wie maßgeschneidert auf die besondere Form, die Tschirner und Christian Ulmen als Kira Dorn und Lessing für den Tatort gefunden haben. Auch diese Episode ist wieder eine Art Doppelfolge, bei der parallel zum eigentlichen Fall dessen Persiflage gleich mit ausgeliefert wird. Wer zu wenig Spannung empfindet, dem bleibt das feine Spiel mit dem Format Tatort und mit dem Genre des Westerns. Und dem bleibt vor allem: der Spaß.

Letzteren, dies sei wahlweise versprochen oder warnend gesagt, suchen Tschirner und Ulmen auch diesmal ohne Scheu vor Albernheiten. Puristen wird das nicht gefallen, im Film heißt es: Indianerherz kennt keinen Scherz. Alle anderen können das neue Jahr mit einem Tatort beginnen, in dem verschrobene Nebenfiguren funkeln und die Ermittlerin Dorn erfolgreich in ihrer Spezialdisziplin antritt, der Schlagfertigkeit. Ein Telefonat beendet sie mit der Falschmeldung, sie müsse "kurz schlussmachen, die Anna Amalia brennt irgendwie schon wieder". Später wählt Kira Dorn die Camouflage eines Cowgirls und sagt auf die skeptisch prüfende Frage nach ihren Fähigkeiten: "Ich reite alles, was ein Fell hat."

So geht es fort. Und nebenbei glückt sogar das Kleinkunststück, das ein Witz gelingt, gerade weil er nicht gezeigt wird. Die Kamera geht also nicht auf den Schießstand, sie zeigt stattdessen einen Ersthelfer, der mit erstaunlicher Routine gebeten wird, selbigen aufzusuchen. Denn: "Horst hat schon wieder einen Pfeil im Auge."

Das Erste, Neujahr, 20.15 Uhr.

Zur SZ-Startseite
Tatort: Friss oder stirb; Tatort ARD Luzern Friss oder stirb

"Tatort" aus Luzern
:Zum Klassenkampf singt Johnny Cash

In "Friss oder stirb" droht einer, der seinen Job verloren hat, einem, der Arbeitsplätze wegrationalisiert. Passt ganz gut zum Marx-Jahr, das sich ja ebenfalls verabschiedet.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: