Wildes Parken:Bündnis stört Radl-Chaos am Bahnhof Dachau

Bahnhofsunterführung

Viele Menschen stellen ihre Fahrräder am Dachauer Bahnhof in der sogenannten "Höhle" ab.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Fraktion fordert gut beleuchtete und überdachte Stellplätze an der Westseite. Dabei hat die Stadt schon viel in neue Abstellanlagen investiert.

Das Fahrradparkhaus an der Ostseite des Dachauer Bahnhofs reicht einigen Einwohnern nicht aus. Mitten in diesem tiefen Winter, in dem selbst begeisterte Fahrradfahrer lieber zu Fuß gehen, erreicht den Bauhof ein offener Brief. Darin fordert der Dachauer Helmut Geißler Auskunft zu den verschwundenen Abstellplätzen an der Bahnhof-Westseite. Seit dem 2. Mai im vergangenen Jahr seien 200 Plätze nach der Reinigung nicht mehr geöffnet worden. Als Ausgleich seien lediglich zwölf neue Stellplätze geschaffen worden, immerhin beleuchtet und überdacht. Die Informationen auf den Hinweistafeln über die Aufräumarbeiten seien teils falsch und missverständlich gewesen. Warum die Plätze nicht wieder geöffnet würden, möchte Geißler wissen. Außerdem schlägt er vor, eine öffentliche Toilette an der Westseite einzurichten. Denn bisher wurde häufig eben jene überdachte und gesperrte Abstellanlagen als Urinal benutzt.

Dazu passt ein Antrag der Fraktion Bündnis für Dachau an den Stadtrat - Helmut Geißler ist der Ehemann der Fraktionsvorsitzenden des Bündnisses, Sabine Geißler. Im Antrag fordert das Bündnis generell mehr Abstellanlagen für Fahrräder. Zweistöckige, überdachte Gestelle wie am Marienhof im Münchner Zentrum wünschen sich die vier Stadträte an der Westseite des Dachauer Bahnhofs sowie an anderen Orten im Stadtgebiet, etwa an stark frequentierten Bushaltestellen. Die Fraktion stört, dass es an der Westseite des Bahnhofs chaotisch aussieht, seitdem die alten Fahrradständer entfernt wurden. Eine neue Förderrichtlinie für Kommunen kommt dem Bündnis sehr gelegen. Diese macht es möglich, mehr finanzielle Unterstützung vom Bund etwa für "Maßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs" zu erhalten. Die Verkehrsflächen müssten "zukünftig effektiver genutzt werden", schreibt Stadtrat Michael Eisenmann zur Begründung des Antrags. Mehr als 70 Prozent der Fahrten im Stadtgebiet würden für Strecken von weniger als zwei Kilometer Länge unternommen. Der Radverkehr sei demnach "eine tragende Säule" zur Entlastung der Straßen. Sichere, gut beleuchtete und überdachte Radabstellanlagen seien eine Voraussetzung dafür, dass mehr Menschen das Fahrrad nutzten, ist die Fraktion überzeugt.

Noch einmal 15 000 Euro investierte die Stadt im vergangenen Jahr in neue, bessere Abstellanlagen südlich des Bahnhofsvorplatzes beim Postgebäude

Das Bündnis war stets einer der großen Befürworter des zweistöckigen Fahrradparkhauses an der Ostseite des Dachauer Bahnhofs gewesen, das vor einem Jahr eröffnet wurde. Es hat Platz für mehr als 1000 Fahrräder. Zudem hat die Stadt eine öffentliche Toilette eingerichtet. Beides, Fahrradständer und Toilette, sind Dinge, die man eigentlich auch von der Bahn erwarten könnte. Die Stadt wurde selbst tätig. In der Landeshauptstadt München ist man von solchem Engagement weit entfernt. Etwa zwei Millionen Euro hat das Gebäude gekostet, einen Teil konnte die Stadt Dachau aus Fördermitteln zahlen.

Noch einmal 15 000 Euro investierte die Stadt im vergangenen Jahr in neue, bessere Abstellanlagen südlich des Bahnhofsvorplatzes beim Postgebäude. Zwischen den Fahrrädern bleibt mehr Platz, sodass weniger kaputt geht. Vorher war es zu eng und es wurden nicht alle 384 Plätze richtig genutzt. Zudem wurde die sogenannte "Höhle" am Ausgang an der Westseite aufgeräumt und sauber gemacht. Derzeit ist die Abstellfläche nur zum Teil nutzbar. Im vergangenen Kulturausschuss kam die Idee auf, in diesem Teil des Bahnhofs dauerhaft eine Touristen-Information einzurichten. Immerhin wäre der Platz auf dem Weg zu den Bussen nicht zu übersehen. Einigen erschien der Ort aber als zu dunkel und unwirtlich. Mit den Aufräumarbeiten hatte die Stadt im Mai begonnen, als die Radhalle auf der anderen Seite des Bahnhofs längst fertig war. Diese wurde prompt stärker genutzt. Im Werkausschuss sagten die Stadträte im vergangenen Frühjahr dem wilden Fahrradparken den Kampf an. So ganz hat das nicht funktioniert. So haben die Radler vor der "Höhle" eine weitere ordentliche Reihe gebildet, auch an Geländern wird weiterhin festgekettet.

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Kommentar
:Etwas mehr Dankbarkeit, bitte

Das Bündnis bemängelt, dass "eine erhebliche Anzahl von Radabstellplätzen verloren gegangen sei". Das ist Gejammer auf hohem Nievau.

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