Krisentreffen:Bahn will 22 000 Mitarbeiter einstellen

Der Vorstand verspricht schnelle "spürbare" Verbesserungen für die Kunden - vor allem bei der Pünktlichkeit.

Von Markus Balser, Berlin

Mehr Züge, mehr Mitarbeiter und bessere Informationen für Fahrgäste: Die Deutsche Bahn hat nach einem erneuten Krisentreffen der Konzernspitze mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am Donnerstag Pläne präsentiert, wie die Züge pünktlicher und zuverlässiger werden sollen. "Schon in den kommenden Monaten" werde sich die Lage für Kunden spürbar bessern, kündigte Bahn-Chef Richard Lutz an. Scheuer hatte zuvor Verbesserungen bis Sommer angemahnt. Der Staatskonzern will in diesem Jahr 22 000 Mitarbeiter neu einstellen - noch mehr als bisher geplant. In internen Papieren war der Konzern zuletzt von 15 000 zusätzlichen Jobs ausgegangen. Das betreffe vor allem das für den Betrieb dringend nötige Personal wie Lokführer, Fahrdienstleiter und Instandhalter. Allerdings könnte es schwer werden, so viele neue Mitarbeiter zu rekrutieren, denn schon im vergangenen Jahr hatte der Konzern ähnlich viele Beschäftigte neu eingestellt. Der Arbeitsmarkt sei leer gefegt, warnt etwa Alexander Kirchner, Aufsichtsrats-Vizechef der Bahn und Chef der einflussreichsten Bahngewerkschaft EVG. Konzentrieren will sich die Bahn zudem auf den Kampf gegen Engpässe im Schienennetz. An den neuralgischen Knoten will die Bahn den Zugverkehr besser organisieren. Dazu zählten vor allem die Strecken Dortmund - Köln und Würzburg - Nürnberg sowie die Region um Hamburg. Die Effekte sind jedoch überschaubar. Die Pünktlichkeitswerte der Fernzüge sollen dieses Jahr laut Bahn insgesamt nur leicht auf 76,5 Prozent steigen - und damit weit unter dem eigentlich angestrebten Wert von 82 Prozent bleiben. Der wird laut Plan nun erst 2025 erreicht. Etwas kleiner werden die Probleme beim Mangel an Zügen. Hersteller wollen insgesamt 25 neue ICEs und ICs liefern. Das erhöht die Kapazität der Bahn um 20 000 Sitzplätze täglich. Zudem sollen Kunden an 80 Bahnhöfen in den kommenden Monaten mit neuen elektronischen Anzeigen, Monitoren und Tafeln schneller über Probleme bei Zügen und Alternativverbindungen informiert werden.

Harte Kritik am Kurs von Konzern und Bundesregierung übte am Donnerstag der Bundesrechnungshof. Er warf beiden Seiten in einem Sonderbericht für den Bundestag Planlosigkeit und Versagen vor. Weder habe der Schienenverkehr in den vergangenen Jahren nennenswert Marktanteile von der Straße gewonnen, noch sei der Bund finanziell entlastet worden, sagte Rechnungshof-Präsident Kay Scheller in Berlin. Diese Ziele seien aber mit der Bahnreform vor 25 Jahren verbunden worden. Hinter ihnen stehe sogar ein Verfassungsauftrag.

Lutz und Scheuer kündigten ein erneutes Treffen am 30. Januar an. Denn das größte Problem der Bahn ist noch immer ungelöst: Dem hoch verschuldeten Konzern fehlen in den nächsten fünf Jahren rund fünf Milliarden Euro, um in modernere Gleistechnik und zusätzliche Züge zu investieren. Im Gespräch ist deshalb der Verkauf von Unternehmensteilen.

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