Staatsanleihen:Vertrauen in Griechenland

Lesezeit: 1 min

Keine Reform in Griechenland ohne eine schöne Demo: Im Januar sind die Lehrer in Athen auf die Straße gegangen. (Foto: AFP)

Athen gibt wieder eine zehnjährige Staatsanleihe aus.

Von Sven Lüüs, München

Die Papiere waren begehrt: Griechenland hat an diesem Dienstag eine Staatsanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren ausgegeben, um damit 2,5 Milliarden Euro als Kredit aufzunehmen. Anleger haben Anleihen im Wert von mehr als 11,8 Milliarden Euro bestellt, so die Nachrichtenagentur Reuters. Die Nachfrage hat das Angebot also fast um das Fünffache überstiegen.

Nach der Schuldenkrise zeigt das, wie sich das Vertrauen in Griechenland erholt hat. Wer eine Staatsanleihe mit zehn Jahren Laufzeit aufnehmen möchte, vertraut also darauf, dass Griechenland in den kommenden zehn Jahren zahlungsfähig bleiben wird. Dafür zahlt Griechenland den jährlichen Zinssatz als Risikoprämie an die Anleger. Wegen der starken Nachfrage konnte die für das Schuldenmanagement zuständige griechische Finanzagentur den Zins auf 3,9 Prozent senken, nachdem das Papier zunächst für 4,125 Prozent angeboten wurde.

Griechische Staatsanleihen waren jahrelang nur etwas für Anleger mit einem Hang zu sehr hohem Risiko: Die möglichen Gewinne waren zwar hoch, es galt in den Jahren der Schuldenkrise aber noch als unsicher, dass Anleger ihr Geld überhaupt zurückbekommen. Eine Anleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren hat Griechenland zuletzt im März 2010 herausgegeben, kurz vor der eigentlichen Staatsschuldenkrise. Damals musste das Land 6,25 Prozent Zinsen zahlen. Die neue Staatsanleihe scheint den Anlegern als weniger riskant zu gelten als die von 2010. Das Vertrauen in die griechische Zahlungsfähigkeit ist wieder höher als noch vor der Staatsschuldenkrise.

Erst im Januar hat Griechenland eine fünfjährige Anleihe herausgegeben und wollte damit 2,5 Milliarden Euro einnehmen. Auch bei der Anleihe war die Nachfrage der Anleger viel höher als das Angebot Griechenlands. Das könnte Griechenland dazu ermutigt haben, jetzt die zehnjährige Anleihe herauszugeben.

Auch die griechische Wirtschaft ist nach einer heftigen Rezession in den Jahren seit 2008 in den vergangenen zwei Jahren wieder gewachsen. Deswegen ist die Staatsschuldenquote geschrumpft, also das Verhältnis der Staatsschulden zum Bruttoinlandsprodukt. Die Staatsschuldenquote wird auch als Indikator dafür verstanden, ob ein Staat seine Schulden noch tragen kann. Außerdem hat die Ratingagentur Moody's Griechenlands Zahlungsfähigkeit erst am Freitag um zwei Stufen nach oben gestuft.

Verglichen mit anderen europäischen Staatsanleihen ist die griechische aber immer noch diejenige für Zocker: Zehnjährige Staatsanleihen Italiens sind mit 2,8 Prozent verzinst, die deutschen bringen sogar nur 0,25 Prozent - das liegt weit unter der Inflation.

© SZ vom 06.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: