Gewinner Deutscher Buchpreis:Woher, wohin

An die Elbe mit Saša Stanišić, der sein bislang persönlichstes Buch geschrieben hat. Es heißt "Herkunft" und erzählt von Menschen, die er liebt, einem Land, das es nicht mehr gibt.

Von Marie Schmidt

Es ist zu warm für die Jahreszeit, und die Frage, wo jemand herkommt, ist wieder mal Hashtag-Material. Auf Twitter zeigen Leute in kleinen Dialogen, wie sie Deutschen zu verklickern versuchen, dass sie aus Herne, Nürnberg oder Berlin sind, und die fragen immer wieder nach, weil sie einen Migrationshintergrund wittern. "Ich brauche niemandem zu erklären, warum ich dort, wo ich herkomme, nicht mehr bin. Es kommt mir vor, als würde ich genau das aber immerfort tun", schreibt der Schriftsteller Saša Stanišić in seinem neuen Buch: "Es kommt mir vor, als stünde ich wegen der Geschichte dieser Stadt, Višegrad, und wegen des Glücks meiner Kindheit in einer Schuld, die ich mit Geschichten begleichen muss. Es kommt mir vor, als meinten meine Geschichten diese Stadt sogar, wenn ich nicht über sie schreiben will." Man könnte das so lesen, als sei alles, was Stanišić schreibt, eine Art Antwort auf die Frage: "Wo kommst du her?" Und die fällt in seinen Erzählungen doppelbödig, komisch, elegant, erfunden, erfahren, existenziell aus. Sie ist nur nie einfach "Ottensen".

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