Wasserschaden:Bei der Münchner S-Bahn blubbert es immer noch

S-Bahn Stammstrecke in München fährt wieder

Eine rote Lampe wies am Dienstag darauf hin, dass auf der Stammstrecke nichts ging.

(Foto: Lino Mirgeler/dpa)
  • Die Stammstrecke der Münchner S-Bahn ist nach einem Wassereinbruch wieder befahrbar.
  • Elfeinhalb Stunden pumpten Feuerwehr und Technisches Hilfswerk das Wasser aus dem Tunnel.
  • Gelöst ist das Problem noch nicht, es sickert immer noch Wasser vom Boden in die Gleise.

Von Andreas Schubert

Schiene unter: Der Wassereinbruch, der am Dienstag den S-Bahntunnel am Hauptbahnhof geflutet hat, gibt weiterhin Rätsel auf. Denn auch am Mittwoch drang immer noch Wasser in den Tunnel ein. Woher es kam, konnte ein von der Bahn beauftragter externer Gutachter bisher noch nicht herausfinden. Immerhin hat die Bahntochter DB Netz, die für die Schieneninfrastruktur verantwortlich ist, den Wassereinbruch so weit unter Kontrolle, dass nach Angaben einer Bahnsprecherin ein sicherer Betrieb auf der Stammstrecke möglich ist.

Die Störung auf der Stammstrecke, von der wieder Hunderttausende Pendler am Dienstag wie auch noch am Mittwoch betroffen waren, war die größte und längste seit längerer Zeit: Zur Normalität gehörende Ausfälle wie Oberleitungs-, Signal- oder Stellwerkstörungen sind meist nach einigen Stunden behoben. Aber dass der Tunnel überflutet wird - das gab es noch nie.

Rund elfeinhalb Stunden lang waren Feuerwehr und das Technische Hilfswerk (THW) mit dem Abpumpen beschäftigt. Erst eine Hochleistungspumpe des THW, die 5000 Liter pro Minute aufnehmen konnte, bewältigte die Wassermassen. Weil das Abpumpen bis etwa 22 Uhr dauerte und ein Techniker der DB Netz den Gleisbereich sowie die Sicherheits- und Leittechnik auf mögliche Schäden untersuchen musste, konnte die S-Bahn ihren Betrieb erst wieder am Mittwochmorgen aufnehmen.

Und der verlief zunächst auch nicht störungsfrei, weil die Züge am Abend nicht zu den Standorten fahren konnten, von denen sie bei Betriebsbeginn normalerweise starten. So fielen am Morgen viele Fahrten aus - aus "betrieblichen Gründen", wie es bei der Bahn dann heißt.

Doch gelöst ist das Problem noch nicht. Noch immer sickert Wasser vom Boden in die Gleise. Dank einer extra installierten Pumpe schaffe man es aber, den Tunnel befahrbar und den Betrieb stabil zu halten, so eine Bahnsprecherin. Wie viel Wasser in etwa noch immer eindringt, lasse sich nicht sagen. Es handle sich um einen "leichten Wassereinbruch". Was genau darunter zu verstehen ist und wie viel Wasser zusätzlich abgepumpt werden muss, ließ die Sprecherin offen. Aber der betroffene Abschnitt werde rund um die Uhr von DB-Mitarbeitern überwacht, versicherte sie.

Aber woher kommt nun das Wasser? Über die Ursache nun zu spekulieren, ergebe wenig Sinn, ließ der zuständige DB-Netz-Mann Markus Hurnaus am Tag nach der Tunnelflut mitteilen. Eine kann er offenbar dennoch ausschließen: Ein Grundwassereinbruch könne ausgeschlossen werden. Ein fest installiertes Pumpsystem, das anspringt, sobald der Grundwasserspiegel steigt, habe jedenfalls funktioniert. "Die Menge an Wasser, die gestern in den Gleisbereich eintrat, muss eine andere Ursache haben", so Hurnaus.

Glaubt man dieser Aussage, hat die Flut nichts mit den Brunnenbohrungen am Hauptbahnhof zu tun, wie von vielen bereits angenommen wurde. Auf den Bahnsteigen 20 und 21 wurden seit Januar Brunnen gebohrt, bis zu 60 Meter tief in die Erde. Diese sind dazu da, damit sich später beim Bau der unterirdischen Station für die zweite Stammstrecke kein Grundwasser aufstaut.

Die Entscheidung, die Strecke trotz weiter fließenden Wasser wieder freizugeben, oblag der DB Netz als Betreiber selbst. Nach Auskunft des Eisenbahn-Bundesamts (EBA), der Aufsichtsbehörde der Bahn, ist die DB Netz eigenverantwortlich für die Sicherheit der Infrastruktur zuständig. Dennoch war das EBA, dessen Münchner Standort sich direkt am Hauptbahnhof befindet, mehrmals vor Ort und lässt sich nach Auskunft einer Sprecherin auch weiter über den Fortgang informieren. Man behalte die Prozesse im Auge, heißt es bei der Bundesbehörde.

Kritik an der Bahn, vor allem wegen der Fahrgastinformation, blieb nach dem S-Bahn-Chaos erwartungsgemäß nicht aus. "Der Umgang mit Störungen wird nach unserer Beobachtung immer mehr zum Glücksspiel für die Fahrgäste", teilt Andreas Barth mit, der Münchner Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn. "Während der angekündigte Notfahrplan schon massive Einschränkungen bedeutet hat, hat die Deutsche Bahn es nicht mal geschafft, diesen stabil zu fahren."

Zudem hätten Fahrgäste vergeblich auf eine Nachricht gewartet, dass die S-Bahn vom Vormittag an bis in die Nacht hinein gesperrt sein wird. Eine Information über die Art des Schadens habe es ebenfalls nicht gegeben. "Bei einem Wassereinbruch mit Feuerwehr- und THW-Einsatz sollte schon gesagt werden, dass es voraussichtlich länger dauert und auch der Spät-Berufsverkehr betroffen ist", so Barth. Er erwarte nun eine klare Analyse, "was passiert ist und was man daraus gelernt hat".

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