Klimawandel:Millionen Menschen könnten ihre Heimat verlieren

Taifun ´Maria"

Menschen könnten durch das Meer in Zukunft deutlich stärker bedroht werden.

(Foto: dpa)
  • Laut einem Bericht des Weltklimarats könnten sich die jährlichen Flutschäden verhundertfachen.
  • Auch die globalen Strömungen in den Ozeanen könnten sich verändern.
  • Der finale Report und die "Zusammenfassung für Entscheidungsträger" sollen am kommenden Mittwoch in Monaco vorgestellt werden.

Von Marlene Weiß

Mehr als 100 Wissenschaftler des Weltklimarats IPCC beraten seit Freitag in Monaco über einen Bericht zu den Auswirkungen der Erderwärmung auf Ozeane und Eismassen. Forscher und Delegierte der Mitgliedsstaaten ringen um die exakten Formulierungen in dem Papier. Der finale Report und die "Zusammenfassung für Entscheidungsträger" sollen am kommenden Mittwoch in Monaco vorgestellt werden.

Das aktuelle Papier ist nach einer Analyse zum 1,5-Grad-Ziel sowie dem im August veröffentlichten Bericht über Klimawandel und Landflächen bereits der dritte große IPCC-Report innerhalb von zwölf Monaten. Er befasst sich mit dem Schmelzen der Eismassen, dem Anstieg des Meeresspiegels, möglichen Veränderungen in Meeresströmungen sowie mit der Gefährdung von Ozean-Ökosystemen durch Versauerung und Erwärmung. Die mehr als 100 beteiligten Wissenschaftler haben keine eigene Forschung angestellt, sondern aktuelle Studien zum Thema ausgewertet und zu einem Konsenspapier zusammengefasst.

Bei einem Anstieg der Temperatur um zwei Grad sind 99 Prozent der Korallen verloren

Die politische Aufmerksamkeit für den Bericht könnte so kurz nach den weltweiten Klimastreiks am Freitag und dem UN-Klimagipfel in New York an diesem Montag etwas geringer sein als bei früheren IPCC-Veröffentlichungen. Der Inhalt ist aber auf einem Planeten, der zu 70 Prozent von Wasser bedeckt ist, keineswegs weniger relevant. Ein vorläufiger Entwurf des Papiers warnt laut der Nachrichtenagentur AFP, die eigentlich lebensspendenden Ozeane stünden davor, globales Leid zu entfesseln.

Bis zu 280 Millionen Menschen könnten langfristig aufgrund des steigenden Meeresspiegels ihre Heimat verlieren. Jährliche Flutschäden sollen sich demnach mindestens verhundertfachen. Von 2050 an würden tief liegende Städte und kleine Inselstaaten jährlich von extremen Fluten betroffen sein. Durch schwindende Gletscher droht in vielen Regionen erst zu viel, dann zu wenig Schmelzwasser.

Auch die globalen Strömungen in den Ozeanen könnten sich verändern. So sind viele Forscher besorgt, dass der starke Zustrom von geschmolzenem Süßwasser den Golfstrom schwächen könnte. Erste Anzeichen scheinen darauf hinzudeuten, aber noch sind viele Fragen offen, sodass der IPCC kaum ein finales Urteil fällen dürfte. Der Entwurf sagt jedoch laut AFP eine Verdopplung der Häufigkeit extremer El-Niño-Ereignisse voraus, wenn sich die Erde um zwei Grad erwärmt.

Das globale Wetterphänomen wird ausgelöst durch schwache Passatwinde, die wiederum dazu führen, dass sich das Wasser vor Perus Küste erwärmt. Oft kommt es zu Überschwemmungen an der Westküste Nord- und Südamerikas, zu Trockenheit und Hitze in Südostasien und zu einem Massensterben von Meerestieren und Korallen.

Schon für die quasi unvermeidbare Erwärmung der Erde um 1,5 Grad hatte der IPCC im vergangenen Jahr Korallen-Verluste um 70 bis 90 Prozent vorausgesagt. Bei zwei Grad seien 99 Prozent der Korallenriffe demnach wahrscheinlich verloren. Zwar sind Forscher immer wieder erstaunt über die Resilienz und Anpassungsfähigkeit von Korallen. Aber wenn Hitzewellen immer dichter aufeinanderfolgen, fällt es ihnen schwer, sich zu erholen. Das kann man am schwer geschädigten Great Barrier Reef vor Australien schon heute beobachten.

Der Weltklimarat IPCC ist eine Institution der Vereinten Nationen. Er trägt den Stand des Wissens zusammen und soll politischen Entscheidungsträgern eine Handlungsorientierung geben. Er hat 195 Mitgliedsländer. Darunter sind auch die USA, die allerdings unter Präsident Donald Trump die Finanzierung des Gremiums stark reduziert haben.

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