U-Bahnausbau:Der Landkreis ist am Zug

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Bei einer Veranstaltung der SPD-Bürgermeisterkandidatin Sabine Athen diskutieren Bürger und Politiker darüber, ob und wie die U5 bis Ottobrunn und Taufkirchen verlängert werden könnte. MVG-Geschäftsführer Ingo Wortmann spricht sich für diesen Schritt aus

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Die Münchner Verkehrsgesellschaft, sagt deren Geschäftsführer Ingo Wortmann, sei "zu jeder Schandtat bereit". Als Frevel würden die Ottobrunner und Neubiberger es allerdings wohl nicht empfinden, wenn die Schandtat bald realisiert würde: die Verlängerung der U 5 von Neuperlach-Süd aus Richtung Süden bis in den Ludwig-Bölkow-Campus. Auf Einladung der Ottobrunner SPD hat Wortmann am Montagabend im Wolf-Ferrari-Haus zu dem Infrastrukturprojekt auch klar Stellung bezogen: Grundsätzlich begrüße die MVG den Ausbau nach Ottobrunn und Taufkirchen, sagte der Geschäftsführer.

Die Entscheidung, so erfuhren die Zuhörer im Wolf-Ferrari-Haus, fällen andere. Der Kreistag könnte bald ein Zeichen setzen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Die einfach formulierte Frage, die als Motto den von der SPD-Bürgermeisterkandidatin Sabine Athen organisierten Diskussionsabend begleitete, konnte Wortmann im voll besetzten Ratssaal allerdings nicht beantworten: "Kommt die U 5?" Die MVG, machte der Geschäftsführer deutlich, wirke zwar an der Planung und am Bau mit, die grundsätzliche Entscheidung aber werde an anderer Stelle getroffen: "Wenn der Landkreis die U-Bahn will, muss er in Vorlage gehen." Soll heißen: Es braucht ein dementsprechendes Votum des Kreistags.

MVG-Geschäftsführer Ingo Wortmann. (Foto: Sebastian Gabriel)

Dieses Bekenntnis könnte bereits im November erfolgen, wenn die Kreisräte in die vertiefte Diskussion über die sechs möglichen Trassen einsteigen werden, die bereits im Februar im Mobilitätsausschuss des Kreistags vorgestellt worden sind. Die stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche (SPD) machte in der anschließenden Diskussion deutlich, dass es im Landkreis bereits "viele U-Bahnen" geben würde, wenn nicht an anderer Stelle gebremst würde. Und sie verwies auf das Beispiel der U-Bahn-Verlängerung nach Martinsried, die so schleppend vorankomme: Hier zeige sich die "Pervertierung der Bürokratie" - vor allem durch den Freistaat. Auch Sabine Athen kritisierte die Staatsregierung massiv und sagte, diese habe sich "in den letzten Jahrzehnten sauber weggeduckt", wenn es um den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs ging. "Wenn man zum Mond fliegen kann, was interessiert da eine U-Bahn", sagte die Bürgermeisterkandidatin.

Der Mond und das Weltall im Allgemeinen spielen in Ottobrunn und Taufkirchen seit der Entscheidung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, dort die Fakultät für Luft- und Raumfahrt anzusiedeln, eine besondere Rolle. Und dieser Entschluss hat eine besondere Bedeutung, wenn es um die Verlängerung der U 5 geht. Der Campus, sagte Athen, müsse zwingend angebunden werden - hier entstünden weitere Potenziale für den öffentlichen Personennahverkehr. Und die Ansiedlung der Fakultät biete einen weiteren, finanziellen Vorteil: Bei Trassen, die Hochschulstandorte anbinden, müsse der Freistaat wie etwa bei der U 6 nach Garching die laufenden Betriebskosten der U-Bahn mitfinanzieren, sagte Wortmann.

Wortmann zeigt sich bei der Veranstaltung in Ottobrunn offen, über eine U-Bahn nach Ottobrunn zu reden (Foto: Sebastian Gabriel)

In der Diskussion, an der sich zahlreiche Bürger aus Ottobrunn, Taufkirchen, Neubiberg und Unterhaching beteiligten, ging es um die richtige Trassenführung, die Kosten und auch den möglichen zeitlichen Horizont, den der Bau einer U-Bahn-Verlängerung in Anspruch nehmen könnte. Wortmann sagte, dass es zu früh sei, sich jetzt auf eine Trasse festzulegen, die richtige Variante müsse der Kreistag im Einvernehmen mit der Gemeinde herausarbeiten, und auch zu möglichen Kosten könne noch keine Aussage getroffen werden. Wohl aber zum Zeitrahmen: "Wenn alles glatt läuft, reden wir von zehn Jahren."

Bis dahin müsse vor allem der Busverkehr ausgebaut werden, sagte Wortmann, am besten mit eigenen Busspuren, um den drohenden Verkehrskollaps entgegen zu wirken. Aber auch mit Fertigstellung der U-Bahn werde der Busverkehr weiter eine tragende Rolle spielen, um ländliche Regionen an die Bahn anzubinden.

Eine Absage erteilte der MVG-Geschäftsführer dem Vorschlag von Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU), den bisher in Neuperlach-Süd geplanten neuen Betriebshof für die U-Bahn am möglichen Endhaltepunkt der Verlängerung am Ludwig-Bölkow-Campus zu errichten. "Schwierig", sagte Wortmann. "Wir brauchen den Betriebshof schnell und risikofrei als Redundanz zum Betriebshof in Fröttmaning, falls der einmal ausfällt." Eine Park-and-Ride-Anlage an dieser Stelle, sagte Wortmann, könne sich die MVG indes vorstellen.

Eine mögliche oberirdische Trassenführung durch den Landschaftspark schloss in der Diskussion Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) aus: "Wir haben da schon massiv interveniert, wenn dann geht das nur unterirdisch."

Der Ball, sagte Wortmann, liege jetzt beim Landkreis. Es brauche einen Planungsbeschluss, eine Förderzusage durch den Freistaat und die Gründung einer Planungsgesellschaft. "Wir als MVG brauchen konkrete Schritte, dann sind wir gerne dabei." Bei dieser Schandtat.

© SZ vom 25.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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