Syrien:Blanke Heuchelei

Die Folgen des US-Abzugs werden verheerend sein - für die Kurden, die Stabilität der Region und Europa.

Von Paul-Anton Krüger

US-Präsident Donald Trump hat den Abzug diesmal nicht per Twitter verkündet, das Weiße Haus gab eine dürre Erklärung heraus. Doch die Folgen werden ungleich verheerender sein - für die Kurden in Syrien, für die Stabilität in der Region, für Europa. Trump hat dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan de facto einen Freibrief dafür gegeben, in Nordsyrien einzumarschieren und einen Streifen von 30 Kilometern Tiefe entlang der Grenze zu okkupieren.

Bevor dort syrische Flüchtlinge aus der Türkei angesiedelt werden, wie Erdoğan vorgibt, werden erst einmal Tausende Zivilisten getötet und verletzt werden und Hunderttausende fliehen. Direkter Profiteur ist die Terrormiliz Islamischer Staat, die in Syrien wie im Irak neue Keimzellen hat. Gestärkt werden dadurch letztlich das syrische Regime, Iran und Russland - nicht gerade Amerikas engste Verbündete. Dem US-Präsidenten ist das, wie er auf Twitter demonstriert, egal.

Blanke Heuchelei ist es, wenn das Weiße Haus die Zustimmung zu der (völkerrechtlich kaum zu rechtfertigenden) Invasion durch die Türkei damit begründet, Europa habe sich geweigert, inhaftierte IS-Kämpfer zurückzunehmen, und die Vereinigten Staaten seien nicht bereit, dafür Steuergeld auszugeben. Es sind die Kurden, die Trump jetzt fallen lässt, die sie gefangen halten.

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