Prepper-Urteil:Ex-Polizist kommt glimpflich davon

Marko G., der Waffen und Munition hortete, erhält eine Bewährungsstrafe. Ein Jahr und neun Monate: das hatten sich die Verteidiger gewünscht.

Von Peter Burghardt, Hamburg

Er hortete Waffen, massenweise. Ermittler fanden überall scharfe Pistolen und Gewehre, als sie 2017 und 2019 das Haus des Elitepolizisten Marko G. in Mecklenburg-Vorpommern durchsuchten. Und sie entdeckten enorme Mengen von Munition, mehr als 55 000 Schuss. Für einen Teil des Arsenals hatte der Mann Genehmigungen, er gehörte zum Spezialeinsatzkommando SEK. Für einen anderen Teil hatte er keine Erlaubnis, darunter für Doppelkerngeschosse und eine Maschinenpistole vom Typ Uzi, die bei der Bundeswehr verschwunden war.

Wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz hat das Landgericht Schwerin Marko G. nun am Donnerstag zu einem Jahr und neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Das entsprach den Vorstellungen seiner Verteidiger, die Staatsanwaltschaft dagegen hatte zwei Jahre und zehn Monate Gefängnis gefordert. Allein um den illegalen Waffenbesitz ging es in dem kurzen Prozess, auch wenn die Geschichte viel weiter reicht. Denn mehrere frühere SEK-Polizisten fielen auf. Und Marko G. war auch Verwalter rechter Netzwerke wie Nordkreuz und Nord.com, von deren Mitgliedern es heißt, sie würden sich auf einen Tag X vorbereiten.

Auf seinem Handy fanden sich Geburtstagsgrüße für Hitler. Aber radikale Gesinnungen stritt er ab

Prepper nennen sich solche Leute, der Tag X ist für sie der Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung. In diesem Fall scheinen sie sich bewaffnet zu haben, obwohl der Präzisionsschütze und Schießlehrer Marko G. das als harmlos darstellte. Er ließ sich als Waffensammler darstellen. Er sprach auch von Schießübungen. Aber radikale Gesinnungen stritt er ab, obwohl Funde auf seinem Smartphone einen anderen Eindruck vermitteln. Sachverständige stießen auf ein Hitler-Bild mit Geburtstagsgrüßen. Und auf ein Foto von Soldaten, die auf einen am Boden liegenden Menschen zielen, dazu der Kommentar: "Asylantrag abgelehnt."

Die Bundesanwaltschaft ermittelt schon länger gegen zwei Männer von Nordkreuz und Nord.com, in dem Verfahren ist Marko G. nur Zeuge. Es geht dabei um den Verdacht der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Um eine Todesliste, um "Vertreter des politisch linken Spektrums" zu töten, Leichensäcke und Löschkalk sollen bestellt worden sein. Seit 2017 waren Hinweise auf ein rechtsextremes Netzwerk aufgetaucht, im Mittelpunkt steht der frühere Bundeswehrsoldat André S. alias "Hannibal". Der suspendierte Polizist Marko G. wird aus der U-Haft entlassen. Seine beschlagnahmte Waffenkollektion nannte ein Polizeiexperte "erschreckend".

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