Kommentar:Dicke Luft im Hachinger Tal

Freie Flächen als Frischluftschneisen müssen in dicht besiedelten Gebieten erhalten bleiben. Geheimniskrämerei hilft dabei nicht

Von Lars Brunckhorst

Dieser Sommer war sehr heiß. Wie viele andere in dieser Dekade. Temperaturen über 30 Grad, gelegentlich sogar an die 40, und das wochenlang, sind immer öfter die Regel statt die Ausnahme. Ganz gleich ob das nun Anzeichen eines Klimawandels sind oder es sich nur um eine untypische Häufung von Wetterphänomenen handelt - nicht nur gefühlt ist es in München und Umgebung an vielen Tagen im Jahr zu heiß und zu trocken. Aufrufe, Straßenbäume zu gießen, und akute Waldbrandgefahr zeigen, dass zumindest das Kleinklima nicht mehr im Gleichgewicht ist. Hinzu kommt die Belastung mit Feinstaub und Abgasen wie Stickstoffdioxid, nicht nur an innerstädtischen Ausfallstraßen wie der Landshuter Allee. Auch an der Oberhachinger Straße in Grünwald sowie in Gräfelfing und Planegg werden die Grenzwerte überschritten.

Die Beispiele zeigen, wie wichtig eine ausreichende Frischluftzufuhr für dicht besiedelte Gebiete ist. Gerade in einer Stadt wie München, die die am dichtesten bebaute in ganz Deutschland ist, müssen freie Flächen als Frischluftschneisen freigehalten werden. Die Sorge und der Kampf der Menschen an der Stadtgrenze zwischen Perlach und Neubiberg um den Erhalt des Hachinger Tals, eine der letzten grünen Lungen, ist deshalb nur verständlich. Und die Pläne aus dem Neubiberger Rathaus, die nur scheibchenweise bekannt werden, dämpfen die Sorgen nicht.

Im Gegenteil: Sie sind Wasser auf die Mühlen derer, die befürchten, dass das Kapellenfeld insgeheim bereits geopfert ist, bevor die offizielle Planung und die Beteiligung der Öffentlichkeit begonnen haben. Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland mag recht haben, wenn er behauptet, Verhandlungen mit Grundeigentümern und Investoren über Firmenansiedlungen und Wohnungsbau seien nur möglich, wenn Vertraulichkeit gewahrt sei. Doch die Geheimniskrämerei nährt den Verdacht, es werde an den Bürgern vorbei etwas ausgekartelt. Dass Geldgeber wie das Familienkonglomerat von Finck auf dem Kapellenfeld finanziell in Vorleistung gehen, ohne am Ende dafür eine Dividende einzufahren, ist jedenfalls kaum zu erwarten.

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