Coronavirus:Mehrere Deutsche infiziert

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Gesundheitsminister Spahn ordnet verschärfte Informationspflichten für Fluglinien und Kliniken an - und mahnt zu Gelassenheit.

Von Hanno Charisius, Berit Uhlmann, Henrike Rossbach, München

Auf Nummer sicher: Passagiere, die am indonesischen Flughafen Sultan Iskandar Muda auf der Insel Sumatra ankommen, werden einem Temperatur-Scan unterzogen. Dadurch soll die Ausbreitung des Corona-Virus eingedämmt werden. (Foto: Zikri Maulana/dpa)

Nach dem ersten bestätigten Fall einer Infektion mit dem Coronavirus in Deutschland verpflichtet Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Krankenhäuser per Eilverordnung dazu, auch begründete Verdachtsfälle zu melden - nicht mehr nur bestätigte Fälle. Zudem müssen Fluggesellschaften die Kontaktdaten von Reisenden aus China erfassen, damit diese im Zweifelsfall erreicht werden können. Mit Fiebermessungen an Flughäfen gelinge es dagegen nicht, die Ausbreitung des Virus zu verhindern, sagte Spahn. Am Dienstagabend waren vier Infektionsfälle bekannt, alle in Bayern.

Zunächst war bei einem 33 Jahre alten Mann aus dem Landkreis Landsberg der Erreger nachgewiesen worden. Der Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto wurde am frühen Dienstagmorgen in einem Münchner Krankenhaus isoliert. Am Abend meldete dann das bayerische Gesundheitsministerium, dass sich drei weitere Webasto-Mitarbeiter mit dem Virus angesteckt hätten. Daraufhin teilte das Unternehmen mit, seine Zentrale in Stockdorf bis Sonntag zu schließen. Der 33-Jährige hatte sich offenbar bei einer internen Schulung angesteckt, die von einer infizierten Chinesin geleitet wurde. Erst auf dem Rückflug nach China habe sich die Frau krank gefühlt. Laboruntersuchungen bestätigten am Wochenende, dass sie mit dem neuen Erreger infiziert ist. Dem 33-Jährigen geht es nach Angaben der bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) gut. Im Moment würden etwa 40 Personen ermittelt, die mit ihm oder der erkrankten Chinesin Kontakt hatten. Huml sagte, man nehme die Lage "sehr ernst", sei aber gut vorbereitet. "Es war zu erwarten, dass das Virus auch Deutschland erreicht", sagte Spahn. Der Fall in Bayern aber zeige, "dass wir gut vorbereitet sind". Spahn rief "zu einem Stück Gelassenheit" auf.

Weltweit steigt die Zahl der Infektionen weiter, besonders in China. 4500 Fälle sind bislang erfasst, mehr als 100 Menschen gestorben. Um die Krankenhäuser in der Provinz Hubei zu entlasten, wurden Tausende medizinische Kräfte dorthin geschickt. Hongkong will seine Grenze zur Volksrepublik weitgehend schließen. Alle Zug- und Fährverbindungen werden von Donnerstag an gekappt. Die EU-Kommission forderte ein koordiniertes Vorgehen aller EU-Länder bei der Überwachung von Einreisenden. Denkbar sei auch eine gegenseitige Hilfe über den europäischen Katastrophenschutzmechanismus, etwa um EU-Bürger aus China zurückzuholen.

Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, sagte in Berlin, die Fallzahlen stiegen zwar, die Zahl der schweren Fälle aber sinke. Schützen könne man sich wie vor einer Grippeinfektion mit Hygiene. Begründete Verdachtsfälle seien klinische Hinweise auf eine akute Infektion nach einem Aufenthalt im Risikogebiet oder eine Atemwegserkrankung bei Personen, die Kontakt mit einem bestätigten Fall hatten.

© SZ vom 29.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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