Vorwahl in Iowa:Fehlstart für US-Demokraten

Die wichtigen Vorwahlen der Partei in Iowa beginnen mit einer schweren Panne. Erst Stunden nach der Abstimmung tröpfeln Ergebnisse ein, die überraschend den bisherigen Außenseiter Pete Buttigieg in Führung sehen, gefolgt von Bernie Sanders.

Von Alan Cassidy, Washington

Sen. Bernie Sanders Hosts Watch Party On Night Of Iowa Caucus

Ein Mitarbeiter reinigt die Bühne nach einer Wahlparty der Demokraten in Iowas Hauptstadt Des Moines.

(Foto: Joe Raedle/AFP)

Die US-Demokraten haben in Iowa ihre Vorwahlen für die Präsidentschaft mit einem Fehlstart begonnen. Wegen technischer Pannen und Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung der Stimmen lag am Dienstag auch nach Stunden noch kein Schlussresultat vor. Damit gab es fürs erste auch keine definitive Antwort auf die Frage, wer aus dem Feld der Präsidentschaftsbewerber die besten Chancen hat, im November gegen Donald Trump anzutreten. Die amerikanischen Medien sprachen von einem "Wahldebakel" und einem "unglaublichen Versagen". "Nichts funktioniert", twitterte Präsident Trump.

Erst Stunden nach der Abstimmung veröffentlichte die Demokratische Partei erste Ergebnisse, die auf einer Auszählung von 62 Prozent der Wahlbezirke beruhten. Danach hatte Pete Buttigieg, ehemaliger Bürgermeister der Kleinstadt South Bend, 26,9 Prozent der Delegiertenstimmen gewonnen - mehr als seine Konkurrenten. Auf dem zweiten Platz landete der Linkspolitiker Bernie Sanders mit 25,1 Prozent der Stimmen. Senatorin Elizabeth Warren fand sich mit 18,3 Prozent auf dem dritten Platz wieder. Ein Rückschlag zeichnete sich für Joe Biden ab: Der frühere Vizepräsident lag mit 15,6 Prozent der Delegiertenstimmen abgeschlagen auf dem vierten Rang. Allerdings blieb zunächst unklar, wie aussagekräftig diese Zahlen waren.

Ein Grund für das Chaos war das eigentümliche Wahlsystem in Iowa, der sogenannte Caucus: Das sind Bürgerversammlungen, bei denen sich die Wähler in Schulhäusern und Gemeindezentren treffen und sich in zwei Abstimmungsrunden auf einen Bewerber festlegen. Die Partei entschied sich dieses Jahr erstmals dafür, drei verschiedene Kennzahlen zu veröffentlichen: das Stimmverhalten in der ersten und der zweiten Runde sowie die letztlich maßgebliche Zahl der Delegiertenstimmen. Dabei kam eine neue App zur Anwendung, die Probleme verursachte. Lokale Wahlhelfer versuchten stundenlang, Ergebnisse aus ihren Bezirken an die Parteizentrale im Hauptort Des Moines zu übermitteln - vergeblich.

Verantwortliche der Demokraten sprachen von "Ungereimtheiten", die sie überprüfen müssten, bevor endgültige Resultate veröffentlicht werden könnten. Das hinderte mehrere Bewerber nicht daran, sich noch in der Wahlnacht zum Sieger zu erklären. Das Team von Joe Biden zog die noch ausstehenden Resultate dagegen bereits grundsätzlich in Zweifel. Es ist nicht das erste Mal, dass das Wahlsystem in Iowa in der Kritik steht: Bereits die Vorwahlen der Republikaner 2008 und 2012 waren von Problemen überschattet, und auch bei den Demokraten gab es 2016 eine Kontroverse.

In Iowa werden lediglich 41 der 3979 Delegierten bestimmt, die im Juli den demokratischen Präsidentschaftskandidaten nominieren. Weil es die erste Vorwahl ist, geht von ihr aber traditionell Signalwirkung aus. Die Bewerber gaben dort in den vergangenen Monaten Dutzende von Millionen Dollar für ihren Wahlkampf aus. Sieben der letzten zehn demokratischen Kandidaten, welche die Vorwahl in Iowa gewannen, errangen schließlich auch am Nominierungsparteitag der Demokraten den Sieg.

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