Coronavirus:Das Ausmaß der Epidemie

Inzwischen sind auf allen Kontinenten Menschen erkrankt. In China ist die Zahl der Corona-Erkrankten rückläufig. Der Überblick in Grafiken.

Von Christian Endt, Julian Hosse, Michael Mainka und Benedict Witzenberger

Von China in die ganze Welt: Aus der chinesischen Provinzstadt Wuhan hat sich das Coronavirus inzwischen fast über die komplette Welt verteilt. Inzwischen gibt es auf jedem Kontinent bestätigte Fälle.

Die ersten Infektionen innerhalb Deutschlands gab es bei Mitarbeitern des bayerischen Automobilzulieferers Webasto, die sich bei einer chinesischen Kollegin angesteckt hatten. Inzwischen kam es aber in vielen anderen Regionen Deutschlands zu Coronafällen. Aktuell sind fast alle Bundesländer betroffen.

Das Coronavirus stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Tier und ist von dort auf einen Menschen übergesprungen. Dieser "Patient Null" ist allerdings bislang nicht identifiziert worden. Chinesische Forscher datieren den Ausbruch auf den 1. Dezember 2019. Lange war angenommen worden, dass das Virus zum ersten Mal auf dem Huanan-Fischmarkt auf einen Menschen übergesprungen ist. Inzwischen haben epidemiologische und virologische Analysen ergeben, dass der Übergang schon vor dem Ausbruch in Wuhan an einem anderen Ort erfolgt sein muss. Seit Anfang Januar hat sich das Virus immer weiter verbreitet. Zunächst in China und in Thailand, Japan und Südkorea. Dann auch im Mittleren Osten, den USA und inzwischen auch in Europa.

Vor allem seit Ende Januar hat sich die Zahl der Corona-Infizierten massiv erhöht. Zwischenzeitlich hatten die Behörden in der besonders betroffenen Provinz Hubei die Zählweise für Coronafälle geändert, wodurch sich die Zahlen massiv erhöht hatten. Diese Änderung wurde inzwischen zurückgenommen. Erst in der zweiten Februarhälfte nahm die Zahl der Fälle außerhalb Chinas so deutlich zu, dass sie in der Grafik erkennbar ist.

Seit 11. Februar hat das Coronavirus einen neuen Namen: Sars-CoV-2. Damit wird die Verwandtschaft des Virus angedeutet: Sars. Der Erreger löste in den Jahren 2002 und 2003 eine Pandemie aus, an der mindestens 8000 Menschen erkrankt und offiziell 774 gestorben sind. Der erste Erkrankte stammte aus China, wo die Regierung Berichte über die neuartige Krankheit lange zensierte. Es dauerte daher Monate, bis die Weltgesundheitsorganisation WHO offizielle Krankheitszahlen zu Sars veröffentlichte.

Aktuell verbreitet sich Corona zwar viel schneller als Sars, richtet aber bei den Erkrankten weniger Schaden an. Die Sterblichkeitsrate, also der Anteil der Todesfälle unter allen Erkrankten, betrug bei Sars etwa zehn Prozent, bei der Lungenkrankheit Mers sogar über 30 Prozent. Für Covid-19 liegen die Schätzungen deutlich darunter, bei ein bis zwei Prozent.

Allerdings schwankt die Sterblichkeit von Land zu Land enorm. In Südkorea kommen auf über 7.000 Erkrankte bisher um die 50 Todesfälle, was einer Sterblichkeit von weniger als einem Prozent entspricht. In China liegt die Sterberate bei 3,5 Prozent. Im Iran kommen zunächst auf 139 Erkrankte 19 Todesfälle - ein Anteil von 13,7 Prozent. Dieser hohe Wert sprach für eine große Dunkelziffer bei den Erkrankten. Denn bei etwa 80 Prozent der mit dem neuen Coronavirus Infizierten verläuft die Krankheit relativ harmlos. Diese Fälle sind ohne Labortests kaum von einer gewöhnlichen Grippe zu unterscheiden, sie bleiben häufig unerkannt. Nimmt man an, dass Covid-19 in allen Staaten etwa gleich tödlich ist, müsste es in Iran eher eine vierstellige Zahl an Patienten geben. Und tatsächlich. Inzwischen hat der Iran seine Zahlen drastisch nach oben korrigiert.

Immer wieder werden Vergleiche zwischen dem neuen Coronavirus und der Grippe gezogen. Alleine in Deutschland sind laut Robert-Koch-Institut (RKI) diese Saison mindestens 160 Menschen an der Influenza gestorben. Zwischen zwei und 14 Millionen Deutsche erkranken laut RKI jede Grippesaison. Das ist allerdings nur eine Schätzung, viele Menschen gehen nicht zum Arzt oder werden nicht getestet. Die Wahrscheinlichkeit, an der Grippe zu sterben, liegt laut RKI bei 0,1 bis 0,2 Prozent. Für die verbreitetsten und gefährlichsten Grippeerreger gibt es zudem in der Regel Impfungen. Beim Coronavirus gibt es keine spezifische Therapie - und es fehlt schlichtweg die jahrelange Erfahrung.

Aktuell gibt es noch keine Impfung gegen das Coronavirus. Mehrere Firmen arbeiten daran. Ein erster Impfstoffkandidat soll in China ab April erprobt werden. Beim Sars-Ausbruch benötigten die Forscher 20 Monate, bis ein Impfstoff einsatzbereit war. Bei der Zika-Virus-Epidemie 2015 in Lateinamerika dauerte es jedoch nur rund ein halbes Jahr.

Weltweit steigt die Zahl der geheilten Corona-Infizierten inzwischen kontinuierlich an, die Zahl der aktuell Erkrankten war daher lange rückläufig. Erst seit Anfang März nimmt sie wieder zu.

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