Stadplanung:Frischluftzufuhr in Gefahr

Stadplanung: Sport-, Freizeit- und Erholungsgebiet für die Menschen am Stadtrand - und zugleich Frischluftschneise für München: das Hachinger Tal hat viele Funktionen.

Sport-, Freizeit- und Erholungsgebiet für die Menschen am Stadtrand - und zugleich Frischluftschneise für München: das Hachinger Tal hat viele Funktionen.

(Foto: Claus Schunk)

Umweltminister Glauber betont die Bedeutung von Grünzügen wie dem Hachinger Tal für das Stadtklima. Vor einer Bebauung geschützt sind solche Schneisen aber nicht. Das wollen die Grünen ändern.

Von Lars Brunckhorst

Die Verfechter des Erhalts der Frischluftschneise im Hachinger Tal erhalten Unterstützung aus dem bayerischen Umweltministerium. In seiner Antwort auf eine Anfrage der Landtagsfraktion der Grünen schreibt Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler): "Regionale Grünzüge und Trenngrün fungieren auch als Korridore für Kaltluft- und Frischluftströme und versorgen die besiedelten Bereiche mit Frisch- und Kaltluft. Sie besitzen eine sehr hohe Bedeutung für die bioklimatische Regulationsfunktion im Verdichtungsraum und sind daher grundsätzlich erhaltenswert, gerade auch vor dem Hintergrund des laufenden Klimawandels sowie des prognostizierten weiteren Bevölkerungswachstums."

Die Gemeinden Unterhaching und Neubiberg treiben Planungen für eine zumindest teilweise Bebauung des sogenannten Kapellenfelds im Hachinger Tal voran. So hat der Unterhachinger Gemeinderat unlängst die Erstellung eines Bebauungsplans beschlossen, der am Rande des Grünzugs bis zu 21 Meter hohe Gebäude zulassen soll. Umweltschützer wie zuletzt die Jugendgruppe des Bundes Naturschutz (BN) warnen vor den Folgen für das Stadtklima, wenn diese Frischluftschneise zum Luftaustausch zwischen Innenstadt und Alpenraum gestört wird.

Frischluftschneise Hachinger Tal

Nach Ansicht von Umweltschützern und Grünen ist das Hachinger Tal bedroht.

(Foto: Privat)

Auch die Grünen fordern, die "überregional wichtigen Luftleitbahnen und Frischluftschneisen" zu sichern. "Der Sommer entfaltet seine volle Kraft und in vielen Städten wird es heiß. In vielen dicht bebauten Stadtvierteln leider auch zu heiß", so die Grünen-Abgeordneten Patrick Friedl, Markus Büchler, Christian Hierneis und Claudia Köhler am Montag in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Für viele empfindliche Personen wie Kranke oder Pflegebedürftige könne dies eine enorme gesundheitliche Belastung darstellen.

Damit zumindest in der Nacht für Abkühlung gesorgt wird, brauche es Frischluftschneisen, in denen die kühle Luft aus Wäldern oder Wiesen am Stadtrand nachts in die überhitzte Stadt gelangen kann. "Diese Frischluftschneisen sind meist in den Flächennutzungsplänen ausgewiesen. Geschützt sind sie deswegen leider nicht", stellen die Grünen fest. In Zeiten knappen Baulandes griffen die Kommunen vielmehr allzu gerne auf diese Freiflächen zu und ließen sie immer schmäler werden - "bis sie ihre Funktion verlieren. Dies", so die Grünen, "können wir in Zeiten der Klimaüberhitzung und zunehmender Hitzewellen nicht dulden."

Für Klimafunktionskarten gibt es Zuschüsse, doch das weiß kaum jemand

Die Staatsregierung lässt die Kommunen nach Ansicht der Grünen bei diesen Problemen weitgehend allein. Um zu wissen, wo hitzebelastete Stadtviertel besondere Maßnahmen brauchen, ließen sich Klimafunktionskarten erstellen. Die würden sogar von der Staatsregierung gefördert. In der Tat teilt Umweltminister Glauber auf die Anfrage der Grünen mit: "Die Staatsregierung finanziert im Rahmen des Förderschwerpunkts Klimaschutz in Kommunen die Erstellung von Klimawandelanpassungskonzepten sowie die Umsetzung von Vorhaben zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels. In diesem Rahmen könnte auch die Erstellung von Klimafunktionskarten gefördert werden." Den Grünen zufolge weiß das allerdings niemand. "Bisher ging kein Förderantrag ein."

"Wir fordern die Staatsregierung auf, die Kommunen bei diesen Folgen der Klimaüberhitzung massiv und aktiv zu unterstützen. Förderprogramme aufzulegen, die keiner kennt, reicht nicht aus. Hier geht es auch um das Wohlergehen eines großen Teils der Bevölkerung," so der umweltpolitische Sprecher Christian Hierneis. Sein Fraktionskollege Patrick Friedl ergänzt: "Frischluftschneisen und Grünzüge müssen endlich zuverlässig und flächenscharf festgesetzt werden." Die Kommunen seien aufgefordert, dies dann umgehend in örtliches Recht umzusetzen und im Rahmen der Flächennutzungs- und Bauleitplanung die überregional wichtigen Luftleitbahnen und Frischluftschneisen zu sichern.

"Gerade im Großraum München erleben wir derzeit einen gewaltigen Druck auf regionale Grünzüge und Frischluftschneisen", betonen die beiden Grünen-Abgeordneten aus dem Landkreis München, Claudia Köhler und Markus Büchler. "Schnell noch Tatsachen schaffen und freie Flächen zubauen, bevor die Klimaüberhitzung noch mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung gedrungen ist, so scheint die Devise. Wir erleben das gerade ganz besonders in der Frischluftschneise Hachinger Tal, die noch möglichst schnell bebaut werden soll. Um München lebenswert zu erhalten, müssen wir unsere Grünzüge vor weiterer Bebauung schützen."

Allzu viel Hoffnung können Grüne und Umweltschützer aus der Antwort von Minister Glauber aber nicht ableiten. Sie ist lediglich allgemein gehalten. Auf die konkreten Fragen der Grünen zur Frischluftschneise Hachinger Tal und den dortigen Vorhaben der Gemeinden Unterhaching und Neubiberg heißt es aus dem Ministerium nur: Dazu lägen der Staatsregierung keine Informationen vor.

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