Nach Corona:Warten auf den Maler

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(Foto: N/A)

Eine Frage, eine Antwort: Bekommt man wegen Corona jetzt leichter einen Handwerker?

Von Andreas Jalsovec, München

Als Klaus Kellhammer die Frage hört, muss er erst einmal kurz lachen. "Nein", sagt er dann, "wegen Corona ist es nicht leichter geworden, einen Handwerker zu bekommen - jedenfalls in unserer Region nicht." Kellhammer ist Architekt im schwäbischen Tübingen und Vorstand im Verband Privater Bauherren (VPB). Jedes Jahr berät er rund 200 Privatleute bei ihrem Bauvorhaben - in einer Region mit "sehr intensiver Bautätigkeit", wie er sagt. Daran habe auch die Pandemie nichts geändert. Im Gegenteil: Da auf dem Höhepunkt der Corona-Krise viele Handwerksbetriebe nicht mit voller Kraft arbeiten konnten, hätten sich Aufträge angestaut: "Es gibt also eher einen Überhang, der nun abgearbeitet werden muss", sagt Kellhammer. Kürzere Wartezeiten? "Das ist reines Wunschdenken", meint der Architekt.

Oder auch reine Statistik. Denn je nach Region und Handwerksbereich können sich die Wartezeiten deutlich unterscheiden. Im Durchschnitt liegen sie im Gesamthandwerk derzeit bei etwa acht bis neun Wochen, heißt es beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Vor der Corona-Pandemie sei es zum Teil deutlich mehr gewesen. Das gilt vor allem für den Bau- und Ausbaubereich, also etwa bei Maurern, Dachdeckern, Malern oder Fliesenlegern. Dort müssen Kunden derzeit zehn bis 13 Wochen warten. Verglichen mit dem vergangenen Jahr ist das zwar kürzer - aber nicht sehr viel: Vor Corona dauerte es in diesen Bereichen elf bis 14 Wochen, bis der Fachmann kam, im Gesamthandwerk waren es zehn Wochen.

Die Betriebe hätten bestehende Aufträge kontinuierlich abgearbeitet, so der ZDH. Dies könne man "ein Stück weit als Normalisierung betrachten". Denn viele Handwerker hätten vor Corona schon länger an der Kapazitätsgrenze gearbeitet. Nun jedoch seien die Kunden zurückhaltender, die Auftragsbücher dünner geworden. Der Handwerksverband geht daher "nicht davon aus, dass bis zum Jahresende die Wartezeit auf einen Handwerker im Durchschnitt wieder so lang sein wird, wie es vor der Pandemie der Fall war".

Ob Neubau oder Altbausanierung: Handwerker sind gut beschäftigt. Manche haben sogar mehr Arbeit als vor der Pandemie. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Architekt Kellhammer ist da skeptischer. Derzeit versuchten viele Häuslebauer, ihr Gebäude noch bis zum 31. Dezember fertig zu bekommen. Grund ist der um drei Prozentpunkte reduzierte Mehrwertsteuersatz: "Das macht bei einem Hausbau viel Geld aus", sagt Kellhammer. Die Nachfrage nach Handwerkern sei daher weiterhin hoch. Kunden, die einen Fachmann brauchen, rät er deshalb, "sich rechtzeitig nach einem vernünftigen Betrieb umzuschauen - und vor allem genügend Vorlauf einzuplanen."

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