Eisheilig:Eine Kirche zum Dahinschmelzen

Gotteshäuser sollen für die Ewigkeit gebaut sein. Nicht so am Bergsee Balea in Rumänien. Doch nicht alle Gläubigen freuen sich über das endliche Bauwerk.

Unbeheizte und kalte Kirchen kennen Gläubige auch in Deutschland. Doch in Rumänien wurde nun ein eiskaltes Gotteshaus eingeweiht. Lange wird es allerdings nicht stehen.

Spätestens im April ist die Kirche in den Südkarpaten wieder verschwunden - geschmolzen in der Frühlingssonne.

Denn dieses Gotteshaus ist nur für einen Winter, nicht für die Ewigkeit erbaut. In 2000 Metern Höhe hatten 30 Arbeiter vier Wochen lang Eisblöcke aus dem gefrorenen Bergsee Balea gehackt und aus den großen Würfeln eine kleine Kirche errichtet.

Der Auftraggeber Arnold Klingeis, ein Siebenbürger Sachse, hat bereits Erfahrung mit Gebäuden aus Eis: Im vergangenen Winter ließ er in dem Skigebiet nahe Hermannstadt (Sibiu) ein Hotel bauen, in dem die Gäste sogar auf gefrorenen Blöcken schliefen, gewärmt von einem Lammfell.

Über den Sakralbau aus Eis freuen sich jedoch nicht alle: Die rumänisch-orthodoxe Kirche lehnt den Bau ab. "Wir können keine Kirchen akzeptieren, die auftauen", sagte der Metropolit von Siebenbürgen, Laurentiu Streza.

Orthodoxe Gotteshäuser würden für hunderte oder gar tausende Jahre gebaut, "sie tauen nicht nach ein paar Monaten auf". Daher lässt die orthodoxe Glaubensgemeinschaft in der Kirche auf Zeit keine Sakramente zu.

Rumänische Katholiken und Protestanten haben weniger Probleme mit der Endlichkeit des Gotteshauses: "Eine wunderbare Idee", schwärmt der evangelisch-lutherische Pfarrer Kurt Boltres.

Bald sollen Hochzeiten und Taufen in der Eiskirche stattfinden. Bevor den Gläubigen das Dach über dem Kopf wegschmilzt.

© Katja Schnitzler/sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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