Arbeitswelt:Viele nervt die Technik im Home-Office

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Ja, ich schicke die Powerpoint-Präsentation gleich, ich muss nur eben noch Bauklötze holen.

(Foto: Imago)

Der Laptop spinnt, die Familie lärmt: Eine neue Umfrage zeigt, was die Menschen bei der Heimarbeit frustet.

Von Roland Preuß

Die neue Software funktioniert ausgerechnet bei der wichtigen Video-Besprechung nicht, die Hotline für Hilfe lässt einen in der Warteschleife schmoren, und die Tochter im Heim-Unterricht möchte jetzt unbedingt diese Mathe-Aufgabe erklärt haben, die sie nicht versteht. Viele Eltern haben das Home-Office in der Pandemie als Erleichterung erlebt, als Möglichkeit, sich zwischendurch auch mal um Kinder oder Haushalt zu kümmern. Eine Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zeigt nun aber: Noch mehr Beschäftigte im Home-Office, nämlich fast ein Drittel, empfinden die Arbeit zu Hause als zusätzliche Belastung.

Am häufigsten machte den Beschäftigen demnach zu schaffen, wenn sie keine technische Unterstützung für die neuen digitalen Geräte erhielten (47 Prozent), wenn es keine Schulungen dafür gab (44 Prozent) oder wenn die Wohnung fürs Home-Office nicht geeignet war, etwa, weil ein eigenes Arbeitszimmer fehlte und man damit auf die Lärmkulisse der Wohnküche verwiesen war. Stress verursachten zudem neue Software und die Doppel-Anforderungen als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer und als Hilfslehrkraft im Distanzunterricht (jeweils 39 Prozent). Die Pandemie hat einen starken und einerseits willkommenen Schub der Digitalisierung in den Unternehmen bewirkt. Andererseits aber fühlen sich viele Beschäftigte offenbar in diese Digitalisierung geschubst.

Die repräsentative Befragung "DGB-Index Gute Arbeit" spiegelt die Sicht der Beschäftigten auf ihre Arbeitsbedingungen wider. Dafür ließ der Gewerkschaftsbund im ersten Halbjahr dieses Jahres, also in einer Hochzeit von Lockdowns, Kontaktbeschränkungen und Home-Office-Geboten, bundesweit gut 6400 zufällig ausgewählte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aller Branchen befragen, vor allem zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeitswelt.

Neun von zehn Befragten erhalten von der Firma keinen Zuschuss für die Heimarbeit

Ein hoher Anteil der Befragten gibt an, dass ihr Arbeitgeber sie auch finanziell nicht bei der Arbeit zu Hause unterstütze: 91 Prozent haben demnach keinen Zuschuss erhalten, etwa für zusätzliche Strom- oder Heizungskosten, knapp die Hälfte der Beschäftigten im Home-Office (43 Prozent) können sich nicht in ein eigenes Arbeitszimmer zurückziehen.

Der Index beleuchtet zudem, wie ungleich die Corona-Risiken unter den Beschäftigten verteilt sind. Fast ein Viertel der Beschäftigten fühlt sich bei der Arbeit nicht gut gegen eine Ansteckung geschützt, wobei dies stark von den Berufen abhängt, also auch davon, wie gut die Tätigkeit ins Home-Office verlagert werden kann. Besonders schlecht geschützt sehen sich Erzieherinnen, Lehrkräfte und Sozialarbeiter, alles Berufe mit viel direktem Kontakt zu Menschen. Am anderen Ende der Bandbreite stehen der Umfrage zufolge Lehrkräfte an Hochschulen, Architekten oder Berufe aus dem Feld Marketing und Werbung.

Der DBG-Vorsitzende Reiner Hoffmann sagte, die Gesundheit der Beschäftigten müsse auch in der vierten Pandemiewelle "höchste Priorität" haben. "Deshalb ist es richtig, dass die Arbeitsschutzregeln verlängert und 3G am Arbeitsplatz eingeführt wurden." Nun müssten diese Regeln umgesetzt werden, und da stünden die Arbeitgeber in der Verantwortung.

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