Justiz:Gegen das Vergessen

Gegen das Vergessen
(Foto: imago images/Florian Gmach)

In anderen europäischen Ländern sind Aufzeichnungen von Gerichtsverhandlungen längst Standard. Nur in Deutschland nicht. Selbst von historischen Prozessen blieb bislang: nichts. Über eine skandalöse Lücke.

Essay von Annette Ramelsberger

Stuttgart-Stammheim. "Du Schwein, du verdammtes", schreit Andreas Baader den Richter an. Die Stimme von Otto Schily, damals RAF-Verteidiger, schneidet durch den Raum: "Am ersten Tag sollte ich mich hier an die Wand stellen mit erhobenen Händen. Das haben Sie angeordnet!", herrscht er den Richter an. Der hatte verfügt, dass auch Anwalt Schily vor Betreten des Gerichtssaals durchsucht wird. Verteidiger Rupert von Plottnitz will wissen, ob "der Oberstaatsanwalt Zeis seine Faustfeuerwaffe auch im Gerichtssaal trägt". Und der Oberstaatsanwalt antwortet: "Hören Sie gut zu: In Berlin gibt es einen Richter, der vielleicht noch am Leben wäre, wenn er eine Faustfeuerwaffe getragen hätte." Kurz zuvor war Kammergerichtspräsident Günter von Drenkmann von der RAF erschossen worden.

Zur SZ-Startseite
Landgericht Regensburg

SZ PlusMeinungEssay
:Reporter müssen draußen bleiben

Mit ihrer Berichterstattung sollen die Medien die drei Gewalten kontrollieren - auch die Justiz. Doch immer häufiger behindern Richter Journalisten bei der Arbeit. Unsere Gerichtsreporterin findet: Es reicht!

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: