Natur:Baum und Bach beschützen

Natur: Christine Hollacher, Norbert Wittmann, Christl Voit und Conrad Herz (von links) wollen sich für eine intakte Umwelt einsetzen.

Christine Hollacher, Norbert Wittmann, Christl Voit und Conrad Herz (von links) wollen sich für eine intakte Umwelt einsetzen.

(Foto: Nila Thiel)

In Herrsching setzt sich nach der Baumfällaktion am Kienbach eine Bürgerinitiative für die Umwelt ein.

Von Patrizia Steipe

In Herrsching hat sich eine Bürgerinitiative gegründet. Sie nennt sich "Baum- und Bachfreund*innen - Pro Natur Herrsching" und setzt sich für eine intakte Umwelt ein. Die Sprecher Konrad Herz, die ehemalige Herrschinger Bürgermeisterin Christine Hollacher, Christl Voit und Norbert Wittmann wollen nicht länger untätig zusehen, wie Herrschings grüne Lunge zusehends verschwindet.

"Wenn sich ein einzelner Bürger nicht gehört fühlt, dann muss eine Bürgerinitiative her", erklärte Voit ihren Impuls die Initiative zu gründen. Den Ausschlag hatte die Baumfällaktion am Kienbach Ende Januar gegeben. In der Fischergasse waren fünf große Bäume vom Wasserwirtschaftsamt gefällt worden. Am Stamm seien sie abgesägt und mit dem Kran über die Häuser gehoben und dann zerstückelt worden, erinnerte sich Voit. "Nach kurzer Zeit war vom Lebensraum vieler Tiere nichts mehr übrig." Herzzerreißend sei die vergebliche Suche der Vögel nach ihren Schlafplätzen gewesen. Erklärungen warum die Maßnahme nötig gewesen sei, hätten die Initiative nicht überzeugt, "damit geben wir uns nicht zufrieden". Auch wenn sich die Gruppe nicht als reine "Protestinitiative" sieht, werde sie Konfrontationen nicht scheuen. Sachwissen ist vorhanden. Der ausgebildete Gärtner Konrad Herz ist beispielsweise Bauleiter bei Landschaftsprojekten.

Damit den restlichen Bäumen entlang des Kienbachs nicht das gleiche Schicksal wie den Fischergassebäumen droht, möchte sich die Gruppe mit den Verantwortlichen zusammensetzen und im Vorfeld dafür sorgen, dass der Kienbach im Rahmen des Hochwasserschutzes nicht als "technisches Gerinne", sondern als "Lebensraum für Mensch und Tier" angesehen wird. Statt das Gewässer in Beton zu zwängen, könnte es mehr geöffnet werden, um Herrschings Ortsmitte aufzuwerten, lautete ein Vorschlag. Hollacher sieht die Initiative als Beraterin der Kommune, darüber hinaus forderte sie interkommunale Zusammenarbeit. Beim Kienbach müsste beispielsweise Andechs mit beteiligt werden.

"Was macht ihr nur mit eurem Ort?", würden Gäste von außerhalb angesichts der immer offensichtlicher werdenden Naturzerstörung fragen, so Herz. Hollacher berichtete über Neubauten, die in die Hänge von Widdersberg "hineingefräst" und Häuser, die an den Kienbach "getackert" wurden. "Unser Ziel ist, dass sorgsamer mit der Natur im Ort umgegangen wird", erklärte sie. Dazu wird sich die Initiative für eine Baumschutzverordnung einsetzen, die möglichst alle Bäume umfasst.

"Mein ständiger Begleiter ist das Geräusch der Motorsäge", klagte Christl Voit. Die ehemalige Gymnasiallehrerin ist vor sieben Jahren in die Ammerseegemeinde gezogen. "Ich lebe nicht mehr im Fischerdörfchen des 18. Jahrhunderts", weiß sie. Doch in Herrsching werde mehr abgeholzt als anderswo. Bereits in der Früh wird Voit regelmäßig von Sägegeräuschen geweckt. "Im Frühjahr werden die Bäume gefällt und im Sommer werden sie zu Brennholz verarbeitet", und zwar sowohl in Privatgärten als auch auf öffentlichem Grund. Verschwunden seien unter anderem die Weihnachtsfichte am Kirchberg, die Linde vor dem Andechser Hof, die Bäume an der Riederstraße, am Fendlbach, an der Fischergasse, zählte sie auf. "Wunderschöne schattenspendende Birken wurden für eine Garage gefällt" und der "Wahn" höre nicht auf.

Genau kontrollieren wird die Initiative auch, ob Ersatzmaßnahmen umgesetzt wurden. So sei für das Wohnquartier "Lagom" neben der Polizei eine "waldähnliche Bepflanzung" versprochen worden, davon sei nichts zu sehen. Die Gruppe möchte außerdem drei "Klimabäume" stiften, die an die Stelle der vor über zehn Jahren abgesägten Kastanien vor der Volksbank gepflanzt werden.

Der Gruppe haben sich bereits 50 Interessenten aus allen Ortsteilen angeschlossen, erklärte Voit. Interessierte können sich unter info@pronaturherrsching.de melden. Um einen Bewusstseinswandel hin zu mehr Naturschutz zu bewirken, sind Führungen und vogelkundliche Ausflüge entlang des Kienbachs geplant.

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