Klima:Um die Klimakrise zu meistern, braucht es die Schwellenländer

Klimawandel: Dürre in Italien 2022

Dürre in Italien: Eine Boje liegt auf dem Flussbett des Po.

(Foto: Luca Bruno/picture alliance/dpa/AP)

Schafft es Deutschland noch, einen Klimaclub zu bilden und somit mehr Länder etwa der G-20-Staaten anzuziehen, kann Elmau als Startpunkt einer neuen Dynamik im internationalen Klimaschutz in Erinnerung bleiben.

Kommentar von Thomas Hummel

Die Kritik war laut während des G-7-Gipfels in Elmau. Das deutsche Kanzleramt wollte eine Vereinbarung von der Weltklimakonferenz aufweichen und weiterhin Erdgasprojekte in fremden Ländern fördern. Es drohe ein Rückschritt für den Klimaschutz, klagten Klima- und Umweltschutzorganisationen.

So schlimm wie befürchtet kam es aber nicht. Im Gegenteil. Klar muss Bundeskanzler Olaf Scholz Vertrauen zurückgewinnen, weil er bei der Transformation hin zu einer Welt ohne neue Treibhausgase noch viele Jahre auf Erdgas setzen will. Da Russland als Lieferant bald ausfallen dürfte, sollen nun andere einspringen. Das war bislang nicht vorgesehen.

Die Gefahr besteht, dass sich nun andere Länder denken: Ach, wenn die reichen Staaten für sich eine Ausnahme beanspruchen, dann dürfen wir das auch. Dann würde der internationale Klimaschutz einen Rückschlag erleben. Das muss unbedingt verhindert werden, denn der Weltklimabericht ist eindeutig: Bereits die Emissionen der bestehenden fossilen Infrastruktur fressen das verbleibende Treibhausgasbudget auf, will man die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius beschränken. Hört die Menschheit nicht bald auf, Öl, Gas und Kohle zu verbrennen, geht es ganz schnell Richtung zwei Grad Erwärmung und mehr. Mit katastrophalen Folgen.

Die G-7-Staaten müssen an der Spitze der Klimabewegung bleiben

Immerhin halten die G7 fest, dass neue Gasprojekte nur temporäre Effekte haben dürfen und dass sie später auch für den Transport etwa von Wasserstoff geeignet sein sollen. Es klingt durch, wie sehr die Staaten damit kämpfen, die akute Energiekrise und die Klimakrise lösen zu wollen. Es ist eine Gratwanderung, weil überall die Zeit drängt.

Die G-7-Staaten müssen an der Spitze der Klimabewegung bleiben. In Elmau haben sie sich quasi gerade noch am Gipfel eingehängt und den Absturz verhindert. Sie verfügen über die Technologien für eine erneuerbare Zukunft und zudem über die Finanzen, das auch umzusetzen. In Elmau gab es dazu hoffnungsvolle Zeichen. Im Abschlusspapier verpflichten sich die Staaten dazu, den Stromsektor bis 2035 "vollständig oder überwiegend" zu dekarbonisieren. Zudem soll der Straßenverkehrssektor bis 2030 weitgehend klimaneutral werden. Das wäre endgültig das Ende des Verbrennermotors.

Äußerst wichtig für das weltweite Klima sind die Bemühungen, Schwellenländer mit ins Boot zu holen. Die geplanten "Partnerschaften für eine gerechte Energiewende" mit Indonesien, Indien, Vietnam und Senegal können ein entscheidender Fortschritt sein. Am Ende ist wichtig, auf was sich diese Länder konkret einlassen. Ließe sich Indien mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern dazu bewegen, sich schneller von der Kohle zu verabschieden und die erneuerbaren Energien stärker auszubauen, wäre das ein großer Fortschritt. Das dürfte eine Sogwirkung für viele weitere Regionen auslösen.

Am Ende vereinigten sich die G-7-Staaten sogar hinter der Idee von Olaf Scholz für einen Klimaclub. Die Deutschen haben nun bis Ende des Jahres Zeit, Details auszuarbeiten. Das Spiel auf Zeit war die beste Lösung für die deutschen Gastgeber, zu viele Punkte wie ein einheitlicher Preis für CO2 waren nicht zu lösen. Die Alternative wäre ein Scheitern gewesen. Schafft es Deutschland noch, einen Klimaclub zu bilden und zieht das mehr Länder etwa der G-20-Staaten an, kann Elmau einmal als Startpunkt einer neuen Dynamik im internationalen Klimaschutz in Erinnerung bleiben.

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