ARD-Doku "Die große Dürre":Letzter Tropfen

ARD-Doku "Die große Dürre": Landwirte beklagen, dass Getreide und Pflanzen austrocknen, bevor sie zur Ernte bereit sind.

Landwirte beklagen, dass Getreide und Pflanzen austrocknen, bevor sie zur Ernte bereit sind.

(Foto: Jasmin Bergmann/SWR)

Wassermangel: Eine ARD-Doku schockt, gibt aber auch Hoffnung.

Von Julia Brader

"Jetzt ist der Klimawandel voll angekommen", sagt der Grundwasserökologe Hans Jürgen Hahn. Wenn das Getreide austrocknet, bevor es überhaupt geerntet werden kann, sei das ein Zeichen dafür, dass wir in Deutschland ein echtes Problem haben. Neu ist dieses Problem nicht, doch die Tragweite seiner Konsequenzen ist größer als gedacht. Die dürren Sommer der letzten Jahre brachten nicht nur wenig Niederschlag, sondern infolgedessen auch Lebensmittel- und Trinkwasserknappheit. Hahn verfolgt die Situation schon seit Jahren und beklagt in der ARD-Doku "Die große Dürre. Was tun, damit Deutschland nicht austrocknet?" von Daniel Harrich, dass zu wenig Geld in den Ausbau von sogenannten Grundwassermessstäben geflossen ist. Jetzt fehlen die Daten.

Diese Daten sollen nun die ARD-Zuschauer liefern. Sie wurden im Frühjahr aufgerufen, Flüsse, Bäche und Seen in ihrer Umgebung zu beobachten und der ARD zu melden, wie es um die Gewässer in den verschiedenen Regionen steht. In Karohemd und Wanderschuhen, mit einem Strohhut auf dem Kopf bringt Hermann S., einer von jenen 1400 Menschen, die dem Aufruf gefolgt sind, die Wissenschaftler nahe Pforzheim "bei beschtem Wetter" zu den Bächen und Teichen, die er seit 50 Jahren beobachtet. Akribisch hat er Tabellen angefertigt, Landkarten eingefärbt und Tagebuch geführt - ganz zur Freude des Grundwasserökologen Hahn, der mit der Arbeit der deutschen Landesregierungen sehr unzufrieden ist. Das Fazit: Ein klarer Bruch in der Landschaft sei zu erkennen, viele der dokumentierten Gewässer existierten heute de facto nicht mehr.

Von unten kommt kein Wasser mehr nach, von oben auch nicht

Auch andernorts ist die Dürre sichtbar. Bei einem Spaziergang im Frankfurter Stadtwald zeigt sich für Umweltdezernentin Rosemarie Heilig, wie schnell der Klimawandel voranschreitet: ganze Waldstrecken voller kahler Bäume. Einfach vertrocknet, weil der Boden kein Wasser mehr hergibt und von oben auch keines nachkommt. Viele Bäume müssen daher schon jetzt künstlich bewässert werden. Wie absurd es ist, dass Städte wie Frankfurt am Main ebenso ihre Grünflächen versiegeln wie private Garteneigentümer, wird durch diese Doku noch deutlicher. "Wenn es so weitergeht wie jetzt, stehen in zwei Jahren hier, im Frankfurter Stadtwald, keine Bäume mehr. Erst stirbt der Wald, dann stirbt der Mensch", sagt Rosemarie Heilig - mit Tränen in den Augen.

Aber die ARD-Dokumentation benennt auch Möglichkeiten: Trotz der globalen Klimakrise könne man regional noch viel erreichen. Etwa, indem Rasen nicht mehr mit Trinkwasser gewässert, oder in der Landwirtschaft auf Biodiversität statt Monokultur gesetzt würde. Auch Mischwälder sind Teil der Lösung. "Wir müssen jetzt damit anfangen. Und zwar großflächig", sagt Mathias von Schwerin, Waldbesitzer in Brandenburg. Sonst werde es bald einen Verteilungskampf ums Wasser geben. Die Eindrücklichkeit, mit der hier gezeigt wird, dass der Klimawandel längst in Deutschland angekommen ist, macht nachdenklich. Denn: "Alles steht auf Rot", so Grundwasserökologe Hahn.

"Die große Dürre. Was tun, damit Deutschland nicht austrocknet", Das Erste, 20.15 Uhr und in der ARD-Mediathek.

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