USA:Trump sucht den Machtkampf

USA: Stabil schlechte Laune: Der frühere amerikanische Präsident Donald Trump auf seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida

Stabil schlechte Laune: Der frühere amerikanische Präsident Donald Trump auf seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida

(Foto: Andrew Harnik/AP)

Viele Republikaner machen den früheren amerikanischen Präsidenten für ihr mäßiges Abschneiden bei den Midterms verantwortlich. Jetzt keilt er zurück.

Von Peter Burghardt, Washington

Jetzt spricht Amerika also wieder von ihm, von Donald Trump. Jedenfalls bemüht er sich, dabei war Trump bei diesen bemerkenswert demokratischen US-Zwischenwahlen gar nicht dabei, nicht direkt. Indirekt ist er der große Verlierer. Etliche seiner Leute haben bei den Midterms verloren, weil sie außer dem Schlachtruf Make America Great Again und dem Leugnen des Wahlsieges 2020 von Joe Biden wenig zu bieten hatten. Doch Trump, auf den trotzdem jeder starrt, beschimpft gerade einen aktuellen Wahlsieger: seinen Parteikollegen Ron DeSantis.

Parteifreund kann man nicht mehr sagen, die beiden sind sich mittlerweile in Feindschaft verbunden. Unter seinem Logo "Save America" veröffentlichte der 45. Präsident der Vereinigten Staaten ein "Statement", das eine Suada ist. Eine Kampfansage und ein Ruf nach Aufmerksamkeit. Hört her! "All in", klagt Trump in seinem Post, seien Fox, Wall Street Journal oder New York Post (zum Teil vorher seine Hausmedien) "für Ron DeSanctimonious, einen durchschnittlichen republikanischen Gouverneur mit guter Öffentlichkeitsarbeit".

DeSanctimonious ist Trumps Kosename für DeSantis, den Gouverneur von Florida. Das kommt von dessen Wahlkampfspot. Darin sagt Gott an Tag acht seiner Schöpfung: "Ich brauche einen Beschützer, also schuf Gott einen Kämpfer", dann sieht man DeSantis. Der Katholik DeSantis wurde mit haushohem Vorsprung wiedergewählt und gilt spätestens jetzt als Rivale von Trump, umschwärmt von den konservativen Medien und immer mehr Republikanern.

Am Dienstag wird Trump in Mar-a-Lago voraussichtlich seine Kandidatur verkünden

Das missfällt Trump natürlich, denn er ist zwar nicht so religiös, hält sich aber selbst für den Auserwählten. Am kommenden Dienstag wird er in seiner Trutzburg Mar-a-Lago in Palm Beach voraussichtlich seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2024 verkünden. Amtsinhaber Biden, auf Reisen beim Klimagipfel in Ägypten und nachher in Asien, zögert noch. Dafür sind republikanische Meinungsmacher zunehmend der Ansicht, statt des 76-jährigen Trump mit seinen juristischen Baustellen solle es in zwei Jahren lieber der 44-jährige DeSantis versuchen. Der Jüngere ist noch rechter als der Ältere, aber weniger belastet.

DeSantis selbst äußert sich zu seinen Ambitionen nicht unmittelbar, Trump umso mehr. Für ihn wurde sein neuer Widersacher nicht vom Herrn geschaffen, sondern von ihm. "Politisch tot" habe der ihn 2017 um Beistand gebeten, so Trump. Als er ihn unterstützte, da sei es gewesen, "um einen schlechten Ausdruck zu verwenden", als ob "eine Atomwaffe hochging". DeSantis wurde 2018 zum Gouverneur gewählt. "Und jetzt", zürnt Trump, "treibt Ron DeSanctimonious seine Spielchen!"

Da ist ein Bruderkrieg ausgebrochen bei den Republikanern, die mit ihrem unerwartet schlechten Wahlergebnis ringen. Von einer roten Flut kann keine Rede sein. Bidens blaue Demokraten hielten sich gegen Trumps rote Republikaner erstaunlich wacker. Das stärkt Biden und schwächt Trump.

Die genauen Machtverhältnisse sind noch unklar, aber es zeichnet sich eine knappe republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus ab. Seit vier Jahren führen dort die Demokraten unter Nancy Pelosi das Wort, ihr Nachfolger als Speaker dürfte der Republikaner Kevin McCarthy werden. Die Frage in dieser Kammer wird sein, inwieweit die Republikaner künftig Bidens Projekte wie Sozialprogramme oder Waffenlieferungen an die Ukraine blockieren werden.

Es kann Wochen dauern, bis das Duell im Senat entschieden ist

Noch enger ist das Duell im Senat, das wird nun in zwei Bundesstaaten entschieden und kann wochenlang dauern. Möglicherweise fällt die Entscheidung erst bei der Stichwahl Anfang Dezember in Georgia, wo kein Bewerber auf 50 Prozent kam. In Nevada wird weiterhin ausgezählt. Auch aus Arizona kam lange kein Ergebnis, ehe am späten Freitag bekannt wurde, dass wohl der Demokrat Mark Kelly gewonnen hat. Bisher ist das Verhältnis im Senat 50:50, dank ihrer Vizepräsidentin Kamala Harris sind die Demokraten bei einem Patt mit einer Stimme im Vorteil. Der Zwischenstand bei diesem Showdown lautete in der Nacht zum Samstag 49:49.

Vor allem in Arizonas größtem Wahlkreis Maricopa County um Phoenix gab es anfangs technische Probleme, inzwischen nimmt alles seinen normalen Gang, versichern Wahlverwalter. Allerdings ruft die schleppende Auszählung Verschwörungsfans wie die republikanische Gouverneurskandidatin und Trump-Verehrerin Kari Lake auf den Plan. Sie wittert absichtliche Verzögerung, dabei sind Arizonas Wahlaufseher gewählte Republikaner.

Sicher ist, dass die Amerikaner trotz der Inflation eine höhere Niederlage der Demokraten verhindert haben. Das lag an demokratischen Themen wie Abtreibung und Demokratie. Sowie an schwachen Kandidaten Trumps, dessen Mann in Georgia ist der einstige Footballspieler Herschel Walker. Obwohl Trump so tut, als gingen ihn seine Auserwählten nichts an, wenn sie scheitern. Zwischen ihm und DeSantis findet derweil republikanisches Wrestling statt. Oder zumindest ein spektakulärer Schaukampf.

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