Wajdi Mouawads Stück "Vögel":Metropoltheater zeigt umstrittene Inszenierung nicht mehr

Wajdi Mouawads Stück "Vögel": Magdalena Laubisch (links) und Anna Graenzer in Wajdi Mouawads Stück "Vögel" am Metropoltheater.

Magdalena Laubisch (links) und Anna Graenzer in Wajdi Mouawads Stück "Vögel" am Metropoltheater.

(Foto: Jean-Marc Turmes)

Nach Antisemitismus-Vorwürfen nimmt das Metropoltheater Wajdi Mouawads Stück "Vögel" komplett vom Spielplan. In der erarbeiteten Form soll es nicht mehr zu sehen sein. Einfach ist dieser Vorgang nicht.

Von Yvonne Poppek

Das Münchner Metropoltheater setzt nach den Antisemitismus-Vorwürfen jüdischer Studenten das Stück "Vögel" von Wajdi Mouawad komplett ab. Auch eine Sondervorstellung am Sonntag, zu der Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde, der Medien und der Politik eingeladen waren, um sich ein eigenes Bild zu machen, soll es nicht mehr geben. "Das Stück in der erarbeiteten Form werden und wollen wir vorerst so nicht mehr aufführen", heißt es in einer Pressemitteilung.

"Seit dem ersten laut gewordenen Vorwurf haben viele Gespräche vor allem mit jüdischen Mitbürger:innen und Vertreter:innen der jüdischen Gemeinde stattgefunden." Diese werden vom Metropoltheater als sachlich und zugewandt beschrieben und sie haben dazu geführt, "dass wir verstehen konnten, warum die kritisierten Textstellen bei manchen Menschen so starke negative Reaktionen hervorrufen können." Das Haus drückt dafür sein Bedauern aus - und reagiert mit der kompletten Absetzung.

Einfach ist dieser Vorgang indes nicht. Das Theater ist sich bewusst, dass dies auch als "Zensur und als Einschränkung der Meinungs- und Kunstfreiheit" verstanden werden kann. "Aber dieser Diskurs muss in einem größeren Zusammenhang in einer sachlichen Weise geführt werden. Die Entscheidung über die einstweilige Absetzung des Stücks wurde getroffen, um weitere Gräben in der Gesellschaft zu verhindern und um ein klares Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen."

Anfang Oktober hatte die Inszenierung von Intendant Jochen Schölch Premiere. Sie wurde von Kritik und Publikum positiv aufgenommen. In dem Stück geht es um viele Facetten des Konflikts im Nahen Osten, aufgehängt an einer Liebes- und Familiengeschichte. Mouawad hatte 2017 die Uraufführung in Paris inszeniert, 2018 kam das Stück in Tel Aviv an, ebenso in Deutschland, wo es an vielen Häusern gespielt wurde. Anfang November kritisierten zwei jüdische Studentenverbände das Stück als antisemitisch. Es waren die ersten öffentlichen Vorwürfe dieser Art.

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