Ortsentwicklung:Dicke Luft in der Frischluftschneise

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Durch die Frischluftschneise Hachinger Tal strömt Kaltluft bodennah in die Stadt und kühlt den Münchner Süden und Südwesten. (Foto: Claus Schunk)

Auch Neubiberg und die Stadt München haben für das Hachinger Tal Baupläne, die in Unterhaching Befürchtungen wecken.

Von Daniela Bode, Neubiberg/Unterhaching

Die geplanten Bürotürme in Ottobrunn sind nicht das einzige größere Bauprojekt, das in der nahen Umgebung von Unterhaching im Raum steht. In der Nachbargemeinde Neubiberg wird schon lange über eine mögliche Gewerbe-Bebauung des Kapellenfelds, das freie Feld nördlich des Infineon-Geländes, nachgedacht. Das Vorhaben wird von einigen kritisch gesehen, weil das Hachinger Tal eine wichtige Rolle bei der Frischluftversorgung Münchens sowie der anliegenden Gemeinden spielt.

Da auch die Stadt München in dem Areal bauen will, etwa Wohnungen und ein Wertstoffhof, ließen die Kommunen ein "Interkommunales Strukturkonzept" erarbeiten. Die Stadt München hat zudem ein mikroklima-ökologisches Gutachten in Auftrag gegeben, um zu klären, wie die Funktion von Luftaustauschbahnen durch einzelne Bauvorhaben beeinflusst werden könnte. Dieses ergab, dass unter bestimmten Bedingungen eine Bebauung möglich sei, wenn der dortige Kaltluftvolumenstrom so wenig wie möglich beeinträchtigt wird. Entschieden ist aber noch nichts. Doch Neubibergs Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU) stellt klar: "Wir machen das, aber es muss gutachterlich gewährleistet sein, dass die Funktion des Grünzugs und die Frischluftzufuhr durch das Bauvorhaben nicht beeinträchtigt werden."

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Weiterhin ist geplant, auf dem Kapellenfeld ein Gewerbegebiet zu entwickeln. Auch die Nachbarn Ottobrunn und Taufkirchen wiesen Gewerbe aus, sagt Neubibergs Rathauschef - zurecht, wie er findet, denn die Lage an der Autobahn sei gut. Für das Kapellenfeld war zuletzt die Rede von einem Technologiecampus mit einer Geschossfläche von etwa 150 000 bis 200 000 Quadratmetern, die Größenordnung gilt laut Pardeller noch immer. Doch was möglich ist, wird weiter intensiv untersucht. So ist das Gutachten, das die Gemeinde bei der Geo-Net Umweltconsulting GmbH beauftragte, um die eigenen Planungen absichern zu lassen, noch nicht fertig. "Sie sind noch am Rechnen", sagt der Bürgermeister.

Bei der Firma hatte auch die Stadt München ihre Studie anfertigen lassen. Ein Knackpunkt ist laut Pardeller, was nachts zulässig ist. Insgesamt geht es darum, was von der Art und dem Umfang der Bebauung her möglich sei, ohne die Klimafunktionen zu beeinträchtigen. Was laut dem Bürgermeister schon absehbar ist: Eine Bebauung, wie 2019 ursprünglich angedacht, die recht nah an München heranreichen würde, werde es nicht geben. "Das Baugebiet wird kleiner werden." Am Ende solle eine Planung mit lockerer Bebauung und größeren Abständen nach Norden entstehen, die allen Voraussetzungen für den Kaltluftstrom und die Frischluftzufuhr gerecht wird.

Die Grünen wollen das Kapellenfeld gänzlich von Bebauung freihalten

In Unterhaching beäugt man das Vorhaben kritisch. Die Grünen-Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete Claudia Köhler fordert noch immer, dass die Frischluftschneise gänzlich von jeglicher Bebauung freigehalten wird. "Gerade das Kapellenfeld ist sowohl Kaltluftentstehungs- als auch Transportgebiet", sagt sie. Eine Bebauung, die die Vorgaben des mikroklima-ökologischen Gutachtens berücksichtigt, fände sie dennoch nicht akzeptabel. Die Studie geht aus ihrer Sicht vom Status quo aus, "berücksichtigt also weder die sich verschärfenden klimatischen Bedingungen noch das bestehende Baurecht von Infineon".

Mit letzterem meint sie das Baurecht des Chipherstellers auf dem dortigen Parkplatz. Köhler mahnt, mit Flächenversiegelungen sparsamer umzugehen, nicht zuletzt zum Schutz des Wassers. Im Unterhachinger Rathaus setzt man indes weiterhin auf die Dialogbereitschaft der Nachbarn. Sprecher Simon Hötzl sagt, man hoffe weiter auf "das interkommunale Abstimmungsgebot" und dass das Vorhaben nicht nur mit der Stadt München abgesprochen werde.

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