Städtepartnerschaft:Très bon: Klettern, Schwimmen, Sommerrodeln

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Diese Fünf fahren als Teil der Ebersberger Delegation nach Frankreich: Eva, Elise, Lennard, Antonia und Victoria (von links). Der Hahn im Garten von Edeltrud Scheckel symbolisiert die Partnerstadt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zur Reisegruppe, die sich am 29. Juli von Ebersberg in die Partnerstadt Yssingeaux aufmacht, gehören so viele Jugendliche wie noch nie. Nun bekommen sie ein gesondertes Programm.

Von Michaela Pelz, Ebersberg

Meist sind es die Eltern, die das nächste Urlaubsziel festlegen, die Kinder müssen halt mit. Nicht so bei der 14-jährigen Eva: Nachdem die Realschülerin im Französischunterricht von der Möglichkeit einer Städtepartnerschaftsreise nach Yssingeaux erfahren hatte, animierte sie kurzerhand Mama und Papa, es ihr gleichzutun. Darum steigen sie nun am kommenden Samstag morgens um fünf Uhr zu dritt in den Bus, der einen Teil der 80-köpfigen Reisegruppe zwischen zwei und 83 Jahren vom Ebersberger Marienplatz in die Region Auvergne-Rhone-Alpen bringen wird. Die anderen werden die 900 Kilometer in Privatautos zurücklegen.

Eine Premiere ist die Fahrt nicht - hat doch seit der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde am 17. August 1997 in Frankreich - bis auf eine pandemiebedingte Pause - ein reger wechselseitiger Austausch stattgefunden.

Deutsch-französische Freundschaft im Jahr 1997: Der ehemalige Bürgermeister von Yssingeaux, Jacques Barrot, unterzeichnet den Vertrag über die Partnerschaft seiner Stadt mit Ebersberg. (Foto: privat)

Ein Novum hingegen ist die Tatsache, dass es diesmal auch in Frankreich - wie schon beim Ebersberger Treffen im vergangenen Jahr - ein komplett auf die Interessen von Jugendlichen abgestimmtes Programm geben wird. Auf sie warten der Besuch eines Kletterparks mit anschließendem Picknick, außerdem stehen Ausflüge ins Schwimmbad und zu einer Sommerrodelbahn auf dem Plan.

Diese letzte Aktivität erfüllt Victoria aus Grafing mit ganz besonderer Vorfreude. Zusammen mit Freundin Antonia und drei weiteren Jugendlichen ist die Achtklässlerin an diesem Nachmittag in den Garten von Edeltrud Scheckel gekommen, um über die bevorstehende Reise zu sprechen.

Als Edeltrud Scheckel 1954 im Saarland geboren wurde, bekam sie einen französischen Pass. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Aufmerksam lauschen die vier gleichaltrigen Mädchen und der 15-jährige Lennard, als die gastgebende Geschäftsführerin des Partnerschaftskomitees von den positiven Erfahrungen ihrer eigenen Töchter mit einem dreimonatigen Schüleraustausch im Ausland berichtet.

Die Ansicht, dass es in jedem Fall bereichernd ist, ein Land nicht nur touristisch zu bereisen und im Hotel zu nächtigen, sondern in Gastfamilien hautnah an einem französischen Familienleben teilnehmen zu können, teilen alle. "Man bekommt viel mehr Verständnis füreinander, wenn man sieht, wie es dort daheim ist", meint Victoria. Außerdem, fügt die Gymnasiastin hinzu, sei es gut, nicht immer in der eigenen Komfortzone zu bleiben.

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Diese wird Victoria nun wohl verlassen müssen, denn sie und Klassenkameradin Antonia lernen erst seit einem Jahr in der Schule Französisch. Deswegen ist Letztere auch ein wenig aufgeregt, gleichzeitig freut sie sich darauf, eine andere Kultur zu erleben und "andere Sachen zu essen". Elise wiederum, die wie Eva die Realschule Ebersberg besucht und schon zwei Jahre Französischunterricht hat, möchte vor allem Erfahrungen sammeln und neue Menschen kennenlernen. Ein ganzes Schuljahr im Ausland wäre ihr allerdings momentan zu lang.

Vor Ort ist die Fremdsprache nicht länger abstrakt

Vielleicht ist auch genau deswegen diese Städtepartnerschaftsreise eine so gute Sache: Sie bietet im geschützten Rahmen die Möglichkeit, zusammen mit Gleichaltrigen, die man teilweise schon kennt, hineinzuschnuppern in die weite Welt.

Zumal der Gebrauch des Französischen vor Ort auch dazu führe, dass die Fremdsprache viel weniger abstrakt wahrgenommen werde und man sich eher traue, sie zu sprechen, wie Lennards Mutter ergänzt. Die Familie war schon bei der jüngsten Reise nach Yssingeaux dabei, darum lief die Anmeldung des Gymnasiasten aus Kirchseeon nicht über die Schule, wie bei den anderen. Dennoch musste der boulderbegeisterte Neuntklässler nicht "gezwungen" werden, mitzufahren, wie er mit einem Lächeln zu Protokoll gibt.

Tatsächlich war die Resonanz laut Scheckel insgesamt so groß, dass nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden konnten. Leider habe es auf französischer Seite einfach nicht genügend willige Gastfamilien gegeben. Außerdem sei zu beobachten, dass immer weniger Schulkinder dort Deutsch lernen wollten. Auch das soll sich idealerweise durch so eine Partnerschaftsbegegnung ändern, die, wenn möglich, Familien mit ähnlicher Konstellation zusammenbringt.

Bis auf die pandemiebedingte Pause haben sich Menschen aus Ebersberg und Yssingeaux im jährlichen Wechsel besucht. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Denn das führt teilweise zu langjährigen, regelmäßigen Kontakten, auch außerhalb der Partnerschaftsbesuche. So geschehen in Scheckels Fall, die seit der ersten ihrer knapp ein Dutzend Reisen nach Yssingeaux fast immer bei der gleichen Familie wohnt. Diese habe, wie sie selbst, drei Kinder. "Die Mutter, eine mittlerweile pensionierte Deutschlehrerin, nutzt gern die Chance, Deutsch sprechen zu können. Darum skypen wir fast jede Woche", berichtet Scheckel. Die Ebersbergerin wurde 1954 im Saarland und damit noch mit französischem Pass geboren - "erst ab 1956 gehörten wir zu Deutschland" - und wuchs mit Französisch als erster Fremdsprache auf. Dass sie dies trotzdem nicht ganz perfekt spreche, sei für die Vorstandsarbeit aber kein Problem.

Anfängliche Skepsis wird zu Begeisterung

Ihre besondere Verbundenheit mit Frankreich habe sie dazu gebracht, sich im Partnerschaftskomitee schon von Anfang an zu engagieren. "Meine Mutter bezahlte in Francs und an Weihnachten gab es immer den traditionellen Kuchen namens Baumstamm oder Bûche de Noël, eine mit Schokocreme gefüllte Biskuitrolle", erinnert sie sich. Der steht zwar wahrscheinlich jetzt im August nicht auf dem Speiseplan, dennoch wird das kulinarische Angebot in Yssingeaux sicherlich ansprechend und vielfältig sein.

Vor allem aber verspricht sich Edeltrud Scheckel für die 14 Jugendlichen, die, wie sie erfreut erzählt, finanzielle Unterstützung vom Kreisjugendring erhalten, das, was sie so oft bei neuen Teilnehmenden beobachtet hat. "Da verwandelt sich anfängliche Skepsis bald in Begeisterung - und am Ende schwärmen alle davon, wie toll sie aufgenommen wurden."

Insofern sind wohl persönliche Begegnungen, ganz traditionell angebahnt durch eine Städtepartnerschaft, auch in einer maximal vernetzten Welt unersetzlich. Elise und Eva haben übrigens bereits im Vorfeld der Reise Kontakt aufgenommen zu ihren 12- und 15-jährigen, künftigen Gastgeschwistern. Natürlich via Instagram.

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