Exporte:"Nicht mehr der starke Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft"

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Die Exporte in wichtige Nicht-EU-Länder schwächeln. Vor allem China und die USA kaufen nicht mehr so viele deutsche Waren wie früher. (Foto: Ulrich Perrey/dpa)

Die deutschen Exporte sinken, die Stimmung in der Industrie ist mies. Das liegt vor allem an der schwachen Nachfrage - und die lässt sich nicht mal eben so ankurbeln.

Deutschland exportiert weniger. Sowohl im Vergleich zum Vormonat (minus 0,9 Prozent) als auch zum Vorjahresmonat (minus 1,0 Prozent) waren die Ausfuhren rückläufig, teilte das Statistische Bundesamt mit. Insgesamt wurden nach Angaben der Wiesbadener Statistiker im Juli Waren "Made in Germany" im Wert von 130,4 Milliarden Euro ins Ausland geliefert. "Der Außenhandel ist nicht mehr der starke, widerstandsfähige Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft, der er einmal war", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. "Reibungen in den Lieferketten und eine stärker fragmentierte Weltwirtschaft belasten den deutschen Exportsektor. Dazu kommt die Tatsache, dass China zunehmend in der Lage ist, Waren zu produzieren, die es zuvor in Deutschland gekauft hat."

Betrachtet man die sieben Monate des laufenden Jahres in Summe, liegen die Exporte mit 922,4 Milliarden Euro noch um 2,9 Prozent über dem Vorjahresniveau. Im Gesamtjahr 2022 hatte der deutsche Außenhandel auch wegen teils deutlicher Preiserhöhungen noch ein Rekordergebnis erzielt. Aktuell macht vor allem die schwache Nachfrage auf den Weltmärkten der Exportnation Deutschland zu schaffen. Ökonomen hatten sogar mit einem noch kräftigeren Rückgang von 1,5 Prozent gerechnet.

Wachstumsmärkte wie China schwächeln

Die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hatte sich zuletzt verschlechtert, wie aus jüngsten Erhebungen des Münchener Ifo-Institut hervorgeht. Demnach fiel die Exporterwartungen im August auf minus 6,3 Punkte nach minus 6,0 Punkten im Juli. "Die deutschen Exporteure kämpfen weiterhin mit einer schwachen Weltnachfrage", erläuterte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Zudem beklagen immer mehr Unternehmen, dass ihre weltweite Wettbewerbsfähigkeit leide." Hohe Energie- und Rohstoffpreise sind für viele Unternehmen eine Belastung. Wichtige Wachstumsmärkte wie China schwächelten zuletzt. "Von der Weltkonjunktur geht aufgrund des hohen Zinsniveaus in wichtigen Absatzmärkten, den weiterhin hohen Inflationsraten und der schwächelnden chinesischen Wirtschaft keine Dynamik aus", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.

Bei den Maschinen- und Anlagenbauern setzte sich der Abwärtstrend bei den Bestellungen im Juli fort: Mit einem preisbereinigten Rückgang von elf Prozent zum Vorjahresmonat gab es erneut ein zweistelliges Minus, wie der Branchenverband VDMA am Montag mitteilte. "Die Unternehmen verbuchen zwar immer noch Umsatzsteigerungen", erklärte der Chefvolkswirt des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Ralph Wiechers. "Doch mangels ausreichender neuer Aufträge nehmen die Auftragsbestände und damit noch vorhandene Puffer für Produktion und Umsatz sukzessive ab."

Im Gegensatz zu den Exporten legten die Importe überraschend deutlich zu: Sie stiegen im Juli um 1,4 Prozent zum Vormonat auf 114,5 Milliarden Euro und damit fast dreimal so stark wie von Volkswirten erwartet. Im Vergleich zum Juli 2022 sanken die Importe dagegen deutlich um 10,2 Prozent.

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